Erling Haaland Borussia Dortmund 2021Getty Images

BVB - Kommentar zum Champions-League-Trikot von Borussia Dortmund: Sehenden Auges ins Fettnäpfchen gesprungen


KOMMENTAR

In Zeiten der Corona-Pandemie werden die deutschen Profiklubs nicht müde, in steter Regelmäßigkeit die Abwesenheit ihrer Fans zu bedauern. Auch jetzt, wo vielerorts wieder ein gewisses Maß an Zuschauern erlaubt ist, wäre alles besser, wenn wirklich alle da wären, ganz wie früher. Das ist natürlich unbestritten die Wahrheit.

Auch Borussia Dortmund gehört zu diesen Profiklubs und ist in Deutschland wohl einer der Vereine, der angesichts eines Stadions mit einem Fassungsvermögen von 81.000 Zuschauern am meisten unter der Abwesenheit der Anhänger leidet - finanziell wie emotional. Den Tag X, am dem endlich wieder alles so wie gewohnt sein darf, sehnt man auch beim BVB herbei.

In der Zwischenzeit wird man bei einer ganz speziellen Episode aber den Eindruck nicht los, als sollten die Fans zwar hoffentlich bald wieder alle den Weg ins Stadion finden, ihre Meinungen zum Gebaren des Vereins scheinen bis dato aber weniger wichtig. Dem würde Borussia Dortmund selbstverständlich vehement widersprechen und es gäbe auch genügend gute Argumente für einen Gegenbeweis. Der Posse um das neue Champions-League-Trikot würde ein solcher jedoch nicht standhalten.

Schließlich war es der BVB, der bereits im Mai über seine offiziellen Kanäle auf einen Sturm der Entrüstung seitens seiner Fans mit folgendem Statement reagierte: "Liebe BVB-Fans, Eure Kritik zum Cuptrikot für die neue Saison ist angekommen. Das geleakte Trikot sieht nicht so aus, wie es aussehen wird. Habt also bitte noch ein bisschen Geduld."

BVB: Champions-League-Trikot kommt einem Affront gleich

Zuvor war ein Bild viral gegangen, das ein neongelbes Dortmund-Trikot zeigte, auf dem lediglich die Aufschrift "Dortmund" prangte - und kein Wappen des Vereins auf der Brust trug. Darüber echauffierten sich die Anhänger des Klubs. Ein Sakrileg würde damit gebrochen, war ihr Vorwurf.

Zwar spielte die Borussia vor Jahrzehnten schon einmal mit Trikots ohne Wappen auf der Brust und auch bereits mit dem nun von "Dortmund" zu "BVB 09" veränderten Schriftzug. Doch die Reaktion des Vereins auf den Shitstorm im Mai zeigte ja, dass man sich des vermeintlichen Tabubruchs - es ist dabei nebensächlich, ob man die Meinung der Fans teilt oder nicht - bewusst ist.

Die Ankündigung des Klubs hatte sogar Bestand: Das Wappen hat es beim nun am Mittwoch aufgrund von Lieferengpässen erst zum Anpfiff des Spiels in Istanbul präsentierten Trikot tatsächlich auf die Brust geschafft. Das Jersey sieht anders aus als jenes, das im Mai geleakt wurde.

Dennoch kommt es einem Affront gleich, denn das Wappen hat denselben Farbton wie das Trikot und ist kaum zu erkennen. Es scheint, als habe der Verein zusammen mit Sponsor Puma versucht, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, um das Bedürfnis der Anhänger zu befriedigen. Für die Fans ist das finale Design nachvollziehbarer Weise nicht zu akzeptieren, der BVB erntete in den sozialen Medien erneut massig Kritik.

BVB-Trikot mit verblasstem Wappen keine Alternative für Fans

Was der Borussia dabei vorzuwerfen ist: Diese Kritik wäre extrem vermeidbar gewesen. Es hätte für die Verantwortlichen nach den kritischen Meinungsäußerungen im Mai mehr als deutlich werden müssen, dass eine Variante mit einem nicht klar sichtbaren Wappen eine Schnapsidee ist und garantiert nicht den Segen der Fans erhält.

Viele Wortmeldungen der Anhänger konzentrieren sich nicht zum ersten Mal auf BVB-Marketingchef Carsten Cramer. Der hat aufgrund seines spannungsgeladenen Arbeitsfeldes - Stichwort "Spagat zwischen Borsigplatz und Shanghai" - bei einem emotionalen Klub wie Dortmund zwar gewiss keinen leichten Job. Zum Leak des Trikots sagte er jedoch, dieser sei so schlecht gewesen, "dass er viel Kritik hervorgerufen hat, die dann in der Sache auch noch berechtigt war, sodass wir uns die Kritik nicht nur zu Herzen genommen haben, sondern überlegt haben, wie wir das Thema korrigieren."

Genau dies ist aber nicht passiert, da ein verblasstes Wappen nach dem mit großer Vehemenz vorgetragenen Vorwurf der Fans keine Alternative für sie darstellt - und dies eben war stark zu erahnen. "Die Abstände der Fettnäpfchen in die wir treten, sind relativ groß", sagt Cramer im aktuellen "kicker meets DAZN"-Podcast. In diesem Fall sind sie beim BVB jedoch sehenden Auges ins Fettnäpfchen gesprungen.

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