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BVB-Comebacker Felix Passlack: Vom Abstellgleis ins Rampenlicht


HINTERGRUND

Selbst die Hardcore-Fans unter den etwa 9.300 Anhängern im früheren Westfalenstadion mussten sich erst einmal die Augen reiben: War das etwa Felix Passlack, der sich da in der 19. Minute für eine Einwechslung bereit machte? Ist der überhaupt noch beim BVB? Hatte die Dortmunder Borussia nicht ganz andere Pläne mit ihrem früheren Jungstar? Und wann hat er eigentlich zuletzt gespielt?

Tatsächlich: Felix Passlack ist zurück in der Bundesliga, zurück bei Schwarz-Gelb. Fast genau drei Jahre nach seinem letzten Einsatz für Dortmund. Damals wie heute als Joker in einem Spiel zum Saisonstart, damals wie heute bei einem 3:0. Der große Unterschied: Beim 3:0-Auswärtssieg in Wolfsburg 2017 hatte das Eigengewächs der Westfalen zwar schon die erste leichte Karrieredelle davongetragen, galt jedoch nach wie vor als Versprechen für die Zukunft.

Felix Passlack "profitiert" von Verletzungsmisere beim BVB

2020 aber, beim 3:0-Heimsieg über Dortmunds Lieblingsgegner Borussia Mönchengladbach, hat sich die rasante BVB-Welt längst um einige Sanchos, Haalands, Bellinghams und Reynas weitergedreht.

Es war das Dortmunder Verletzungspech, das Passlack vom Abstellgleis zurück ins Rampenlicht holte. Auf der linken Seite hat das Team von Trainer Lucien Favre derzeit mit einem erheblichen personellen Engpass zu kämpfen. Marcel Schmelzer, Raphael Guerreiro und Nico Schulz laborieren bereits länger an Verletzungen, kurz vor dem Spiel meldete sich Routinier Lukasz Piszczek ab.

Felix Passlack Thomas Tuchel Borussia Dortmund 2017Getty ImagesBild: Getty Images

Zu allem Überfluss fiel früh in der umkämpften Partie dann auch noch Thorgan Hazard mit Verdacht auf Muskelfaserriss aus. Weil Marco Reus die zu offensive Option war und sein Wechsel erst fürs letzte Drittel der Partie vorgesehen war – der anfällige Kapitän soll nach langer Pause behutsam aufgebaut werden –, blieb nur Passlack als Alternative.

Felix Passlack: Keine Anlaufschwierigkeiten, sehenswerter Lupferpass

Keine schlechte, wie sich während des über weite Strecken hochklassigen Borussen-Duells schnell herausstellte. Denn Passlack zeigte keinerlei Anlaufschwierigkeiten. Der 22-Jährige half nach hinten mit und unterstützte den anfangs wackligen Manuel Akanji in der Dreierkette gegen ambitionierte Gäste aus Gladbach.

Im Spiel nach vorne führte sich Passlack mit einem sehenswerten Lupfer auf Erling Haaland gleich gut ein und initiierte einen vielversprechenden Konter, den der aufgerückte Abwehrchef Mats Hummels allerdings verstolperte.

***GER ONLY*** Felix Passlack Gladbachimago images / Kirchner-MediaBild: Imago Images / Kirchner-Media

Passlack hätte sich am Tag der Talente sogar in die Torschützenliste eintragen müssen. Doch als er kurz nach der Pause in bester Position nur den früheren Dortmunder Ginter auf der Torlinie anschoss, war ihm die fehlende Bundesliga-Praxis doch ein wenig anzumerken.

Der Abseitspfiff von Schiri Felix Brych wäre vermutlich vom Videobeweis revidiert worden. Aber am 19.09. ein Tor beim Comeback des verlorenen BVB-Sohnes – diese Story wäre vielleicht zu kitschig geworden, selbst wenn es einige Minuten nach 19.09 Uhr gefallen wäre.

Lucien Favre: "Felix hat das sehr, sehr gut gemacht"

Trotzdem kann Passlack mit dem Saisonstart sehr zufrieden sein, er hat die unverhoffte Chance genutzt. Selbst vom Trainer gab es ein Extralob: "Felix hat das sehr, sehr gut gemacht", sagte Favre später und verwies zudem auf die starken Eindrücke aus der Saisonvorbereitung und auch zuletzt aus dem Trainingsbetrieb.

***GER ONLY*** Felix Passlack BVB Duisburgimago images / Team 2Bild: Imago Images / Team 2

Zwar wird er sich beim BVB vermutlich bald wieder in die zweite (oder dritte) Reihe einordnen müssen. Doch als fettes Bewerbungsschreiben dürfte der Auftritt gereicht haben, zumal nach Hazards Ausfall womöglich einige Zusatz-Chancen winken.

Felix Passlack gewann die goldene Fritz-Walter-Medaille

Es wäre dem sympathischen Passlack zu gönnen, dass seine Karriere wieder in die Spur kommt. Denn an seinem Beispiel ist allzu gut die Kehrseite des schnelllebigen Bundesliga-Geschäfts zu sehen. Wie aktuell Bellingham oder Reyna hatte auch Passlack schon mit 17 Jahren in der Liga debütiert. Er galt als Überflieger, als Riesentalent, auch wegen ähnlicher Statur als neuer Götze – spätestens seit er 2015 vom DFB mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold belohnt wurde.

Vier Jahre in Folge wurde er mit der BVB-Jugend Deutscher Meister, war Kopf der Mannschaften, einen Tick besser und vielversprechender sogar als sein Kumpel Christian Pulisic. Doch während der US-Boy bei den Profis durchstartete, ehe er die Ruhrmetropole vor einem Jahr für 64 Millionen Euro in Richtung FC Chelsea verließ, reichte es beim nicht minder talentierten Passlack lediglich für 21 Pflichtspiel-Einsätze im BVB-Dress und immerhin einem Treffer in der Champions League.

Leihen bei Hoffenheim und Norwich trugen keine Früchte

Seitdem tingelt Passlack wie viele andere BVB-Hoffnungen per Leihe durch Europa. Bei der TSG Hoffenheim konnte er sich unter Trainer Julian Nagelsmann nicht durchsetzen. Auch bei Norwich City – unter dem früheren Coach der zweiten Mannschaft des BVB, Daniel Farke – wollte ihm der Durchbruch nicht gelingen. Zum Aufstieg in die Premier League trug der flinke Allrounder kaum etwas bei.

ONLY GERMANY Felix Passlack Julian Nagelsmann HoffenheimImagoBild: Imago Images

Zuletzt fing sich Passlack aber und kam bei Fortuna Sittard in der niederländischen Eredivisie regelmäßig zum Zug. Nur für eine feste Verpflichtung reichte es für den einstigen Shootingstar nie. Auch aktuell sieht der Plan von Sportdirektor Michael Zorc eigentlich vor, Passlack zu verkaufen oder wenigstens bis Vertragende 2021 erneut zu verleihen: Immer noch ist der BVB-Kader um einige Planstellen zu groß.

Bis zum 5. Oktober, dem Ende der verlängerten Transferfrist, haben Zorc und Passlack noch Zeit, um eine Lösung zu finden. Obwohl er beim BVB mittlerweile schon als "Oldie" durchgeht, liegt Passlacks Fußballerleben mit 22 Jahren immer noch vor ihm. Vorsichtshalber sollte der Klub den gebürtigen Bottroper vielleicht wieder in die offizielle Spielerliste des Mitglieder-Magazins "Borussia" aufnehmen – selbst wenn sich seit Samstag wohl kaum noch ein Fan fragt, wer die Nummer 30 der Schwarz-Gelben ist.

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