Thomas Müller FC Bayern Bundesliga 09042022Getty

Bundesliga, 29. Spieltag, Thesen: Die Probleme des FC Bayern sind hausgemacht

Dem Rekordmeister fehlt es an der nötigen Breite im Kader, dem VfB Stuttgart an einem Knipser. Gladbachs Truppe scheint nicht fit und Herthas Hoffnungsträger hat sich wohl verzockt.

Herthas Hoffnungsträger hat sich verzockt

Beim beschämenden Auftritt im Derby gegen Union zeigte nur ein Herthaner Wille, Mut und Leidenschaft. Marcel Lotka warf und stellte sich der drohenden Blamage entgegen, riskierte mehrmals Kopf und Kragen und verhinderte einen noch höheren Sieg der Gäste aus Köpenick.

Ein 20-Jähriger, der gerade erst sein fünftes Bundesligaspiel absolvierte und als Nummer fünf der Berliner in die Saison ging, war so etwas wie der einzige Lichtblick an einem finsteren Abend für die Hertha. Auch nach dem Spiel zeigte Lotka im Sky-Interview noch mehr Feuer als seine Kollegen während der 90 Minuten.

So einer könnte ein Hoffnungsträger sein für die letzten Spiele, wenngleich Lotkas Bilanz mit mittlerweile fünf Niederlagen aus fünf Ligaspielen ernüchternd daherkommt. Und er könnte auch eine ordentliche Zukunft bei der Hertha gehabt haben, egal in welcher Liga.

Denn Marcel Lotka ist auch der Beweis dafür, dass es in Deutschland doch noch verheißungsvolle Talente auf der Torhüterposition gibt - die Trainer der Profi-Klubs müssten sie halt nur spielen lassen. Lotka selbst hat vor einigen Wochen seine nahe Zukunft neu geregelt. Im Sommer wird er nach Dortmund wechseln und für die zweite Mannschaft des BVB in der 3. Liga spielen. Aus damaliger Sicht ein guter Entwicklungsschritt, aus heutiger Sicht aber dürfte sich Lotka damit verspekuliert haben.

Die Chance, sich dauerhaft im Tor der Hertha zu beweisen, hat er genutzt. Die Aussicht hätte 2. Liga oder sogar die Bundesliga sein können. Nun wird die Realität ab August wohl die 3. Liga sein.

Gladbach hat ein Fitness-Problem

Die Borussia hat sich mit dem Pflichtsieg in Fürth wohl auch endgültig der letzten Abstiegssorgen entledigt und - mal wieder - in der ersten Halbzeit eine gute Leistung gezeigt.

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Im zweiten Durchgang aber ging auch - mal wieder - kaum noch etwas. Zwar konnte man die Fürther Harmlosigkeit noch ganz gut kontrollieren, aber ein Verhalten wie das im Rohnhof ist auch schon oft genug schief gegangen in dieser Saison und es mehren sich die Anzeichen, dass dahinter nicht nur strukturelle, sondern auch personelle und konditionelle Gründe stecken.

Borussias Bank ist an Alternativen nicht eben herausragend bestückt, es fehlt dem Trainerteam an Wechseloptionen für verschiedene Spielsituationen und die Verletzungen der Saison verschärften das Problem nur noch. Allerdings scheinen einige von Gladbachs Spielern körperlich auch nicht immer ganz auf der Höhe.

Die Borussia hat jedenfalls massive Probleme in den Schlussphasen ihrer Spiele. Erst fünf und damit nur knapp jedes achte der 41 Tore bisher erzielte Gladbach in der Schlussviertelstunde der Spiele.

Nur dem letzten Gegner Fürth gelangen noch weniger Treffer in diesem Zeitraum. Dem gegenüber stehen aber schon 15 Gegentreffer, auch hier sind nur Fürth und die Hertha noch schlechter als Gladbach. Bei den Sprints ist Gladbach Vorletzter, bei den intensiven Läufen Letzter der Liga-Statistik. Und das sind tatsächlich hausgemachte Probleme.

VfB Stuttgart ist zu abhängig von Sasa Kalajdzic

Der VfB Stuttgart machte ein ordentliches Spiel gegen den BVB, immerhin die zweitbeste Mannschaft der Liga, und erarbeitete sich mal wieder genug Chancen, um zu punkten oder die Partie sogar zu gewinnen.

Aber weil der einzige Mittelstürmer im Kader erkrankt fehlte, konnte Stuttgart seine Möglichkeiten nicht nutzen und musste auch einen etwas anderen Fußball spielen als zuletzt. Mit gleich fünf verschiedenen zentralen Angreifern versuchte es Pellegrino Matarazzo, mit Tiago Tomas, Omar Marmoush, zwischenzeitlich auch Chris Führich und am Ende mit den eingewechselten Tanguy Coulibaly und sogar Erik Thommy - allesamt kleine, wendige Flügelspieler, die gegen Dortmunds kantige Innenverteidiger kaum Land sahen.

Wenig überraschend hatten die Außenverteidiger Pascal Stenzel und Borna Sosa und Innenverteidiger Dinos Mavropanos mit die besten Chancen. Der VfB mag unter den Abstiegskandidaten den attraktivsten Fußball spielen und sich genug Chancen erarbeiten, die Effizienz vor dem gegnerischen Tor bleibt aber ein riesengroßes Problem, das am Ende den entscheidenden Unterschied machen könnte.

Stuttgart ist auf Sasa Kalajdzic angewiesen wie keine andere Mannschaft im Keller auf einen einzigen Stürmer. Und das ist Hoffnung und Gefahr zugleich.

Bayern München hat sich selbst einer großen Stärke beraubt

Am Dienstag steht für die Bayern ein ziemlich wichtiges Spiel an in der Champions League - dem Wettbewerb also, in dem es im Frühjahr in jedem einzelnen Spiel um Alles gehen kann. Und in dem es für den Rekordmeister ein 0:1 aufzuholen gilt gegen einen Gegner, der die Bayern im ersten Spiel fast komplett dominierte.

Er habe viel zu tun bis Dienstag, sagte Trainer Julian Nagelsmann und spielte damit auf die Entwicklung einer geeigneten Strategie an. Es hätte dem Trainer beim 1:0 im Bundesligaspiel gegen den FC Augsburg vermutlich einiges erleichtert, wenn er die viel beanspruchten Spieler in seinem Kader wirklich hätte schonen können.

Julian Nagelsmann FC Bayern 0422Getty

Spielern wie Serge Gnabry, Leroy Sane, Robert Lewandowski oder Thomas Müller hätte eine Pause guttun können.

FC Bayern: Zu viele Spieler weg von Leistungsvermögen

Es war immer eine Stärke der Bayern und seiner Leistungsträger, in der wichtigsten Phase der Saison auf dem Zenit ihres Schaffens zu sein und die bestmögliche Leistung abrufen zu können.

Aber aktuell sind zu viele Spieler der Bayern zu weit weg von ihrem wahren Leistungsvermögen, der eine oder andere wirkt überspielt und bräuchte dringend eine kleine Pause. Das Spiel gegen Augsburg hätte sich dafür angeboten.

Aber weil der Kader so auf Kante genäht ist und es schlicht an Alternativen bis zum letzten Platz im Spieltagskader fehlt, muss Nagelsmann nicht nur improvisieren.

Er muss auch Spielern Einsatzzeiten geben und damit der Belastung aussetzen, die ein wenig Ruhe bräuchten. Im Sommer sah die sportliche Leistung keinen Anlass, den Kader in der Breite besser aufzustellen. Und das könnte sich nun zu einem echten Problem entwickeln.

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