Borussia Dortmund Fans RB LeipzigGetty Images

Borussia Dortmund gegen Leipzig: An Absurdität nicht zu überbieten


KOMMENTAR

Es ist schon absurd, was vor dem Spiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig  (18.30 Uhr im LIVETICKER ) los ist: Die Berichterstattung überschlägt sich förmlich, es wird von "Hassfans" gesprochen und die Polizei kündigt eine harte Gangart gegen alle an, die "Gäste anpöbeln oder angreifen" wollen. Dies werde man "sehr aktiv erleben", sagte Einsatzleiter Edzard Freyhoff vor dem Großeinsatz rund um das Spiel des Bundesliga-Tabellenführers gegen den Vize-Meister: "Die Schwelle, ab der wir einschreiten, ist extrem niedrig." Und in den sozialen Medien beschwören einige Fans der Leipziger sogar schon die ersten Toten herauf. Geht es noch?

BVB: Aufstellung vor RB

Keine Frage, die Vorgeschichte zu diesem Spiel ist speziell. Vor der ersten Begegnung beider Vereine in der Bundesliga in Dortmund wurden Anhänger der Leipziger mit Steinen und Flaschen beworfen , teilweise verletzt. Es waren Szenen, die wir alle nicht sehen wollen. Es war weit über das Ziel des Protests gegen das Produkt RB Leipzig hinausgeschossen und es gab zurecht Anzeigen und Strafverfolgungen. Allerdings wurde die Berichterstattung der ganzen Situation wohl nicht immer gerecht. Schließlich war es nur ein kleiner Teil von BVB-Anhängern, der hier völlig freidrehte. Auch waren es sicherlich keine bürgerkriegsähnlichen Zustände, wie hinterher oftmals zu lesen war.

Polizei gegen Null Toleranz

Die Polizei war damals vor allem eins: überfordert. Nur 237 Beamte waren damals im Einsatz – bei einem Spiel, das im Vorfeld hitzig diskutiert worden war. Im Vorfeld der Begegnung am Samstag tun die Einsatzkräfte nun alles dafür, die Situation nicht unbedingt zu entschärfen. Vielmehr wirkt es so, als wolle man schon jetzt eine harte Gangart gegen BVB-Anhänger jeglicher Couleur am Spieltag entschuldigen. 1000 Beamten und eine Null-Toleranz-Strategie sollen erneute Gewaltexzesse verhindern.

borussia dortmund rb leipzig bundesliga 020417

Im Vorfeld des Bundesliga-Spitzenspiels kochten in den vergangenen Tagen die Emotionen bereits hoch. Da werden kleinste Dinge in den sozialen Medien zum Aufruf zu Gewalt hochstilisiert. "Rasenball? Nee, Fußball!", stand auf einem Plakat an der B1 geschrieben. An jenem Ort, an dem der BVB-Sponsor Signal-Iduna vor jedem Spieltag einen frechen Spruch auf den Gegner gemünzt präsentiert. Vor diesem Spiel stellt es also ein großes Problem da? Vielleicht sollten alle mal einen Gang zurückschrauben.

Allerdings sind auch die BVB-Fans nicht ganz unschuldig an den Emotionen. Das Bündnis Südtribüne, das neben den UItra-Gruppierungen viele aktive Fans mit einschließt, rief zu einem gemeinsamen Marsch zum Stadion auf . "Dietrich Mateschitz' Projekt ist heute genauso abzulehnen wie damals. Wir dürfen es niemals hinnehmen, dass ein Konzern den Fußball als Werbeplattform für sein Produkt missbraucht, allen Hofierungen und Anbiederungsversuchen zum Trotz", hieß es. "Alles, woraus unser Sport seine Faszination zieht, wird von RasenBallsport mit Füßen getreten."

Deeskalation? Fehlanzeige!

Doch ob die Polizei Dortmund darauf sofort einen Aufruf zu einer Demonstration machen muss - mit den darauf resultierenden Ermittlungen gegen Unbekannt? Weil keiner die Verantwortung für eine Demonstration übernehmen will, ermittelt die Polizei nun, weil diese nicht rechtzeitig angemeldet wurde. Aber warum schätzt die Polizei einen Fanmarsch, den es übrigens vor jedem Heimspiel in dieser Saison gegeben hat, plötzlich als anmeldungswürdige Demonstration ein? "Nach unserer Auffassung handelt es sich hier um eine Meinungskundgebung i. S. d. Versammlungsgesetzes", teilte die Polizei via Twitter mit. Warum aber nicht bei den Malen zuvor? Zur Deeskalation, die vor so einer emotionalen Begegnung eher angebracht wäre, trägt dies sicherlich nicht bei.

Da muss ausgerechnet RB-Trainer Ralph Hasenhüttl den wichtigsten Satz zu dieser Begegnung sagen: "Ich wünsche mir, dass der Fußball im Mittelpunkt steht. Nicht irgendwelche Protestmärsche und Banner." Denn immerhin geht es am Samstag auch und vor allem um drei Punkte. Und diese Partie hat es sportlich in sich. Es wäre schön, wenn wir nach der Partie alle nur darüber sprechen können.

Werbung

ENJOYED THIS STORY?

Add GOAL.com as a preferred source on Google to see more of our reporting

0