HINTERGRUND
Peter Bosz hatte am Samstag im Testspiel von Borussia Dortmund gegen den VfL Bochum einen Plan. "Wir haben dieses Mal viele Spieler eingesetzt, die bisher noch nicht so viele Minuten gespielt haben", sagte der neue BVB-Trainer nach dem 2:2 im vierten Testspiel der Vorbereitung. Einer dieser Spieler, die sich in Bochum noch einmal empfehlen sollten, war Felix Passlack . Den 19-Jährigen hat Bosz besonders im Blick. Denn er will ihn als Rechtsverteidiger in Dortmund aufbauen.
Zorc will Sokratis unbedingt halten
Einziges Problem: In Bochum konnte Passlack nicht nachhaltig Werbung für sich betreiben. Ausgerechnet in einem Spiel, in dem der neue Trainer vor allem sehen wollte, auf wen er in der kommenden Spielzeit wohl noch verzichten könnte. "Da standen viele auf dem Platz, die mehr Spielanteile für sich reklamieren. Die Chance, sich zu zeigen, haben diejenigen nicht genutzt", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc der WAZ . Ob Passlack auch dazu gehört? Darüber schwieg sich Zorc aus.
Anders Bosz. Er plant fest mit Passlack als Außenverteidiger. "Für die Zukunft ist diese Position hinten rechts in der Viererkette das, worauf er sich konzentrieren sollte", sagte er auf Goal -Nachfrage am Samstag über sein Talent. Damit dürfte auch feststehen, dass ein Wechsel in diesem Sommer nicht infrage kommt. Ein fester Abgang stand ohnehin nicht zur Debatte - auch wenn zuletzt Spekulationen über eine Nachfolge von Jeremy Toljan bei der TSG Hoffenheim aufkamen. Borussia Dortmund hätte sein Talent maximal verleihen wollen. Bereits zuvor zerschlugen sich Wechsel auf Leihbasis zum VfB Stuttgart und Hertha BSC. Der wichtigste Grund: Passlack wird in Dortmund gebraucht.
Passlack eine Alternative auf der linken und rechten Seite
Die Chance auf Einsatzzeiten ist für Passlack in der kommenden Saison deutlich größer als noch in der vergangenen. Hinten rechts ist er als Back-up für Lukasz Piszczek fest eingeplant. Der Pole, inzwischen 32 Jahre alt, soll und wird Pausen benötigen. Dann soll Passlack einspringen. Aber auch auf der Position des Linksverteidigers könnte er Einsatzzeiten bekommen. Nach den Ausfällen von Raphael Guerreiro und Marcel Schmelzer tut sich dort derzeit ein Loch auf. Dieses versuchte Bosz zuletzt mit Dan-Axel Zagadou oder Erik Durm zu füllen. Doch die optimale Lösung hat er noch nicht finden können.
GettyHat schon Champions-League-Luft geschnuppert: Felix Passlack
"Erik Durm kann diese Rolle spielen, auch Felix Passlack traue ich das zu. Und dann wollten wir eben Zagadou mal auf dieser Position ausprobieren, auf der er vorher noch nie gespielt hat. Ich finde, vor allem gegen Mailand hat er das sehr gut gemacht", sagte Bosz über die Alternativen auf der linken Seite. Passlack gehört auch dazu.
Während der A-Jugend-Meister zu Beginn der vergangenen Saison unter Thomas Tuchel Bundesliga- und Champions-League-Erfahrung sammelte, spielte er im zweiten Halbjahr kaum mehr eine Rolle. Die erste Saison bei den Profis war dennoch von unschätzbarem Wert. Passlack lernte das Geschäft kennen, weiß nun, wie es sich anfühlt, alle drei Tage ein Spiel bestreiten zu müssen. Er war täglich im Training dabei und konnte sich mit den ausgebufften Spielern messen, hielt in der Champions League mit und traf gegen Legia Warschau sogar. Es war für den 19-Jährigen durchaus eine gute Saison.
Passlack: Explosiv und schnell
Dass Passlack in der zweiten Saisonhälfte kaum mehr eine Rolle spielte, lag vor allem daran, dass Tuchel seine Viererkette in der Abwehr auf eine Dreierkette umgestellt hatte. Plötzlich war Passlack außen vor. Das wird sich unter Bosz wohl ändern. Denn der Niederländer ist ein Verfechter des klassischen Oranje-Systems (4-3-3). Dieser Eindruck zementierte sich nach den ersten vier Testspielen und dürfte sich auch ab Mittwoch im Trainingslager in Bad Ragaz weiter festigen.
Für Passlack ist es ein gutes Zeichen. Denn Bosz schätzt Passlack, weiß um dessen Qualitäten. Mit seiner Schnelligkeit und Explosivität passt er nahezu perfekt ins Anforderungsprofil eines Außenverteidigers im Bosz-System. Deshalb werden ihm große Möglichkeiten unter dem neuen Trainer vorausgesagt. Es ist jedoch an Passlack selbst, diese Möglichkeiten wahrzunehmen. Ausruhen auf seinen Vorschusslorbeeren, die er schon während seiner gesamten Karriere erhält, darf er sich nicht. Bosz fordert Leistung von allen. Dazu gehört auch Lernwillen. Passlack muss defensiv besser werden, einen Blick für Räume und Laufwege erarbeiten. Gerade im Test in Bochum wurde er das eine oder andere Mal überlaufen.
Passlack weiß, dass er noch nicht am Ende seine Entwicklung ist. Das betonte er in Gesprächen selbst immer wieder. Das Vertrauen, das in ihn gesetzt wird, will er zurückzahlen. Deshalb spielte er in der Schlussphase der vergangenen Saison für die U19, um dort mit der Mannschaft um die deutsche Meisterschaft zu kämpfen. Mit Erfolg. Passlack und einige andere Talente sind nun viermal in Folge deutscher Nachwuchsmeister mit dem BVB geworden. Diese Erfolgsgeschichte will er nun bei den Profis fortführen. Die Qualitäten dazu hat er. In dieser Saison wird es darauf ankommen, dass er noch mehr Spielzeit bekommt als unter Tuchel. Die Voraussetzungen, das zu schaffen, hat er allemal.


