Julian Weigl Borussia Dortmund 1. FC KölnGetty

Borussia Dortmund: Eine neue Situation für Julian Weigl

Es gibt Dinge, die muss Julian Weigl bei Borussia Dortmund erst noch lernen: Geduld haben, zum Beispiel. Gegen den Hamburger SV unter der Woche saß der Mittelfeldmotor der vergangenen Jahre nämlich nur auf der Bank - obwohl er seinen Verrenkungsbruch im Sprunggelenk endlich ausgeheilt hatte. Spielen durfte er aber nicht. Das kam in der Bundesliga, seitdem Weigl 2015 zum BVB kam, erst dreimal zuvor vor.

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Unter Thomas Tuchel war der 22-Jährige ein Dauerbrenner, bekam nur ganz selten mal eine Pause. Weigl war der Mittelfeldmotor, der geniale Ballverteiler im System Tuchel. Unter Peter Bosz muss er sich vorerst hinter Nuri Sahin anstellen. Der Türke absolvierte nämlich die gesamte Vorbereitung mit dem Team, während sich Weigl in der Reha quälte. Nun kämpfen die Beiden um den Platz im defensiven Mittelfeld.

Weigl freut sich für Sahin

Am vergangenen Wochenende feierte Weigl nach 127 Tagen sein Comeback für den BVB. Gegen den 1. FC Köln wurde er Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt. "Es hat riesigen Spaß gemacht. Da weiß man dann auch, dass sich die harte Arbeit in der Reha gelohnt hat", sagte Weigl nach dem 5:0-Sieg. Doch nach der Reha muss sich Weigl nun weiter strecken. Seinen Stammplatz im Mittelfeld wird er nicht ohne Weiteres zurückbekommen, denn Sahin überzeugte in den bisherigen Wochen der Saison mit starken Pässen und einer guten Übersicht.

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Dessen ist sich auch Weigl bewusst. "Nuri hat es sehr, sehr gut gemacht. Und das ist total wichtig für uns. Wir haben sehr viele Spiele. Wir sind keine eisernen Konkurrenten, sondern pushen uns gegenseitig hoch. Wir verstehen uns sehr, sehr gut. Und ich freue mich riesig für ihn, dass er nach der schweren Zeit in der vergangenen Saison wieder so Fuß fassen konnte", sagte Weigl.

Noch gibt sich der Jung-Nationalspieler Zeit, wieder zurückzukehren. Denn bei der absoluten Leistungsfähigkeit kann er nach seiner ersten längeren Verletzungspause der Karriere noch nicht sein. Die Zeit in der Reha war für Weigl nicht einfach. "Es gibt Momente, da geht es scheinbar nicht voran. Die Jungs gehen raus auf den Platz und du selbst bist nur im Kraftraum. So etwas zieht dich dann schon ein Stück runter. Aber ich bin ein positiver Typ und habe versucht, die positiven Momente rauszuziehen", sagte Weigl. Umso schöner ist es für ihn jetzt, wieder mittendrin im Team zu sein. "Desto mehr Bock hat man auf jeden neuen Fortschritt", sagte er.

Neue Aufgaben für Weigl und Co.

Inwiefern er auch Fortschritte im Kampf um einen Startplatz macht, bleibt abzuwarten. Gegen Borussia Mönchengladbach dürfte auch Sahin wieder den Vorzug bekommen. Das Spiel des neuen Trainers kommt dem türkischen Nationalspieler nämlich entgegen. Er spielt offensiver als Weigl und spielte sich auf diese Weise in den Vordergrund, während die "Passmaschine" in der Reha schufftete.

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Kämpfen um einen Stammplatz: Julian Weigl (links) und Nuri Sahin.

Allerdings hat Weigl die meisten Sitzungen des neuen Trainers mitgemacht und weiß daher, welche Vorstellungen Bosz hat und was die Position unter ihm ausmacht. "Bei eigenem Ballbesitz stehe ich ein Stück höher und soll mich zwischen den Ketten aufhalten. Gegen den Ball ist die größte Veränderung, dass wir den Gegner sehr hoch pressen und ich dann auch mit vorschieben muss, wenn wir vorne anlaufen", sagte er.

Daran muss sich Weigl erst einmal gewöhnen, der unter Tuchel weit hinten stand und das Spiel wie ein Quarterback im American Football lenkte. Jetzt müsste er offensiver pressen und stehen. "Das ist schon ein Stück weit neu, aber ich freue mich da auch drauf, ein bisschen weiter vorn zu agieren und entscheidendere Pässe und Aktionen haben zu können", sagte Weigl. Er ist offen für die Veränderung und will die Herausforderung annehmen.

In den kommenden Wochen will er diese Pässe und Aktionen wieder häufiger haben und vielleicht sogar wieder unverzichtbar werden. So wie in den vergangenen zwei Jahren, als er 95 Partien für Borussia Dortmund bestritt. Dafür muss er aber erst einmal weitere Pflichtspielminuten sammeln, um in den Rhythmus unter Bosz zu kommen. Und deshalb bleibt er gelassen. "Man wird sehen, wie der Trainer das in Zukunft weiter steuert. Wir sind ja auch ein Stück weit unterschiedliche Spielertypen", sagte er im Duell mit Sahin. "Vielleicht kommt es auch mal auf den Gegner an, wen der Trainer von uns beiden aufstellt."

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