Sokratis Borussia DortmundGetty Images

Borussia Dortmund: Ein Fußballspiel als Ablenkung


HINTERGRUND

Wie viel Druck auf den Spielern von Borussia Dortmund lag und wie gut ihnen das Fußballspielen tut, wurde gegen Eintracht Frankfurt deutlich, als Sokratis den Ball in der 35. Minute mit 105 km/h in den Giebel schweißte. Er schrie seine Freude heraus, schaute gen Himmel und rutschte über den Rasen im Dortmunder Stadion. Die ganze Mannschaft versammelte sich rings um ihn, alle umarmten sich. Es war eine Erlösung, wie ein Brustlöser nach dem Anschlag auf die BVB-Spieler am vergangenen Dienstag vor dem Champions-League-Spiel gegen die AS Monaco.

Traumtore en masse in Dortmund

"Dieses Tor ist für Marc (Bartra, Anm. d. Red.) und seine Familie. Ich hoffe, die Zeit vergeht und wir haben ihn schnell wieder bei uns. Aber es war ein komisches Gefühl für mich", sagte Sokratis nach dem Spiel. Aber er betonte erneut, wie schwierig das Spiel auch am Samstag gegen die Eintracht wieder war. "Wir haben uns heute gesagt, dass wir uns aufs Spiel konzentrieren müssen. Wir wollten alles hinter uns lassen  und haben das gut gemacht", sagte er.

Fußballspiele als Entspannung

So schwer es aktuell für die Dortmunder ist, alle drei Tage wieder ein Fußballspiel bestreiten zu müssen. So gut scheint es ihnen zu tun. "Wir können so alles hinter uns lassen, das Leben geht weiter. Die Zeit des Fußballspielens ist aktuell entspannend", sagte er. Und auch BVB-Kapitän Schmelzer ist froh über die Zeit auf dem Platz. "Für mich war es 90 Minuten lang eine Ablenkung", sagte er.

Borussia Dortmund Marco Reus BundesligaGetty Images
Marco Reus trifft schon in der 3. Minute bei seinem Comeback

Und in der Tat spielte der BVB wie schon in der zweiten Halbzeit am Mittwoch gegen Monaco scheinbar befreit auf und ging schon nach drei Minuten durch den Comebacker Marco Reus in Führung. Für Schmelzer ein logisches Resultat der Aufstellung: "Mir persönlich macht es sehr viel Spaß mit ihm zu spielen. Über die Jahre haben wir uns viele Automatismen erarbeitet und verstehen uns auf dem Platz ohne viele Worte. Mit Nuri (Sahin, Anmerk. der Red.) und Sven (Bender) auf der Seite haben sechs gemeinsame Jahre Erfahrung gespielt. Das macht sehr viel Spaß."

Der BVB setzt ein Zeichen gegen Homophobie

Allerdings betonte auch er, dass ihn die Geschehnisse von Dienstag sehr stark beschäftigen. "Bis wir geschlossen rausgegangen sind, habe ich nicht wirklich an Fußball gedacht", sagte er. "Wir sind die ganze Zeit am Reden, sprechen über das Geschehene. Wir hoffen einfach, dass es demnächst aufgeklärt wird und es uns im Heilungsprozess weiterhilft", sagte Schmelzer. Die Zeit auf dem Platz begreifen die Dortmunder momentan alle als nötige und gute Ablenkungen.

Tuchel setzt auf Erfahrung

Und die scheint den Spielern gutzutun. Wahrscheinlich auch deshalb setzte Tuchel auf erfahrene Spieler wie Sahin und Bender. Sie beruhigten das Spiel und waren präsent auf dem Feld, beruhigten die Partie in den schweren Phasen gut. "Es ist super, dass ich wieder die Zeit bekomme und freue mich. Es tut meinem Körper gut und ist eine Bestätigung meiner Arbeit. Darauf habe ich hingearbeitet", sagte Sahin, der nach der Partie gegen Monaco auf am Samstag über die volle Distanz auf dem Feld stand.

Mit seinem Steilpass auf Ousmane Dembele in der 86. Minute leitete Sahin auch den entscheidenden 3:1-Siegtreffer durch Pierre-Emerick Aubameyang ein, der dem BVB einen wichtigen Sieg im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation bescherte. Da die TSG Hoffenheim zeitgleich gegen Borussia Mönchengladbach gewann, durften sich die Dortmunder keinen Ausrutscher leisten. "Wir haben alles in unserer Hand, weil wir gegen Hoffenheim noch zu Hause spielen. Wir dürfen vorher keine Punkte abgeben", sagte Schmelzer.

Doch vorher geht es auch darum, dass die Spieler genug Zeit bekommen, das Geschehene vom Dienstag vernünftig zu verarbeiten. Dabei helfen auch solche Momente wie nach dem Spiel, als die Mannschaft geschlossen mit Trainer Thomas Tuchel zur Südtribüne ging und ein Trikot von Marc Bartra in die Höhe reckte. "Danach kam all das raus, was ich das Spiel über verdrängt habe. Vor der Südtribüne, mit Marcs Trikot und "Bartra"-Sprechchören - das war besonders und ein Gänsehautmoment. Das wird uns als Mannschaft zusammenschweißen", sagte Schmelzer.

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