Er kann es einfach nicht lassen: Pierre-Emerick Aubameyang hat nach seinem Tor im Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund mal wieder mit einer Maske gejubelt. War es beim ersten Mal, als Aubameyang 2015 zusammen mit Marco Reus als Batman und Robin feierte, noch einigermaßen lustig, war dieser Jubel nur ein kalkulierter Werbekniff für seinen privaten Sponsor Nike.
Deshalb droht Aubameyang auch ein Nachspiel. Bereits vor einigen Wochen, im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, sorgte er für Kopfschütteln in der BVB-Führungsetage. Damals hatte er ein Nike-Logo in seine Haaren einrasieren und einfärben lassen. Dortmunds Ausrüster und Sponsor Puma war davon nicht begeistert. Die Folge: Aubameyang musste zum Rapport zu Sportdirektor Michael Zorc, Marketing-Boss Carsten Cramer und einem Puma-Vertreter. Zorc sagte damals: "Das muss er nicht unbedingt wiederholen." Jetzt hat er es in Form seines Jubels allerdings doch getan.
Kein Wunder, dass BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nicht gerade begeistert war. "Wenn das so sein sollte, werden wir darüber sicherlich noch einmal reden. Dann wird es möglicherweise etwas schwieriger für ihn", sagte er nach dem Spiel auf Schalke. Aubameyang selbst erklärte sich nicht vor den Medienvertretern, dafür später via Twitter. "Ich soll arrogant sein? Kommt schon, so lebe ich einfach! So ist meine Welt. Ich bin wie ein Kind, welches es einfach genießt, Fußball zu spielen", schrieb er.




Getty ImagesPierre-Emerick Aubameyang jubelt mit Maske - und Shinji Kagawa
Zuspruch bekam er von seinem Trainer Tuchel. "Ich kann keine Arroganz in diesem Jubel erkennen. Wenn es irgendwas ist, ist es unvorsichtig in Bezug auf Gelbe Karten. Im Derby gehört manchmal auch der besondere Jubel dazu. Es war kein Jubel gegen Schalke 04, sondern es ging nur um Auba und die Fans", sagte er. Dennoch: Am Ende wirkte der Jubel völlig deplatziert - zumal Dortmund das Spiel am Ende nicht gewann.
Wenn es allein ums Fußballspielen geht, ist Aubameyang in dieser Saison einer der wichtigsten Spieler Tuchels. Sein Tor im Derby war bereits das 24. im 24 Bundesligaspiel in dieser Saison. Eine starke Quote. Doch der Gabuner hätte wieder einmal noch mehr draufpacken können. Allerdings vertändelte er nur wenige Minuten nach seinem Führungstreffer eine Riesenmöglichkeit zum 2:0. Manche Leute nannten es nach seinem deplatzierten Jubel vermutlich Karma, als er anstatt selbst abzuschließen den besser positionierten Ousmane Dembele anspielen wollte, sein Zuspiel aber zu schlampig war. "Der Pass war nicht stark genug. Ich hätte mir auch gewünscht, dass er etwas egoistischer ist", ärgerte sich Torhüter Roman Bürki über die vergebene Chance.
Dass Dembele wenig später nur den Pfosten traf, machte es für den BVB nicht besser. Denn es kam, wie es kommen musste: Der FC Schalke glich in der 77. Minute durch Thilo Kehrer aus. Dahin das gute Spiel und die drei Punkte, die wieder einmal durchaus drin gewesen wären. "Hätten wir es zu Ende gespielt, hätten wir gewonnen. Aber wir haben die Tore nicht gemacht. Das habe ich schon einmal angemahnt, dass wir mehr den Fokus auf Effektivität legen müssen", sagte Zorc nach dem Spiel.
In der Tat hätten die Dortmunder das Revierderby schon längst entschieden haben müssen, bevor Kehrer zum Ausgleich traf. "Das Schwierigste am Fußball ist, Tore zu schießen", sagte Bürki. Das bewahrheitete sich. Und es zeigte auch, wie abhängig sie in Dortmund von ihrem besten Stürmer sind. Denn in der Regel ist es er, der für Torgefahr sorgt. Deshalb sorgte der Maskenjubel bei Zorc auch nicht für so viel Ärger wie die vergebenen Chancen. "Auba soll das meinetwegen alle drei Jahre machen. Aber schöner wäre es gewesen, wenn er den zweiten auch noch gemacht hätte", sagte er.
Die nächste Chance hat der Gabuner schon am Dienstag gegen den Hamburger SV. Denn mit dem Derby begann für den BVB ein heißer April mit den beiden Spielen im Champions-League-Viertelfinale gegen den AS Monaco, zwei Duellen mit dem FC Bayern und der vorentscheidende Phase in der Bundesliga. Deshalb soll in den kommenden Tagen vor allem an einer Sache gearbeitet werden: der Effektivität im Abschluss.
"Die Abschlussgeschichte ist ein Thema, das uns schon länger begleitet. Wir müssen uns übers Training Selbstvertrauen erarbeiten und die Chancen kaltschnäuziger nutzen. Wichtig ist, dass wir die Chancen herausspielen. Dann werden wir sie auch wieder nutzen", sagte Julian Weigl und erinnerte an bessere Spiele: "Es gab Spiele, in denen wir sehr effektiv waren."
Sportdirektor Zorc ist jedenfalls davon überzeugt, dass der BVB in den kommenden Wochen einen weiteren Schritt nach vorne machen wird. "Ich glaube, dass wir durch unsere Art zu spielen, durch unseren Spielanteil und die Dominanz alle Möglichkeiten haben. Da müssen wir nur mehr Effektivität an den Tag legen", sagte er.
Wenn das immer so einfach wäre. Aber mit Aubameyang hat man schließlich den "Masked Finisher", wie er in der Werbekampagne von Nike genannt wird. In Zukunft muss er diese "Finisher-Qualitäten" nur weiter unter Beweis stellen - aber vielleicht besser ohne anschließenden Masken-Jubel.
