HINTERGRUND
Dass manche Jugendspieler alles stehen und liegen lassen würden, um eine große Karriere im Fußball machen zu können, dürfte klar sein. Für viele ist das allerdings eine eher theoretische Überlegung, denn sie bekommen nie die Gelegenheit, einen echten Sprung in ihrer Laufbahn zu machen, der sie auf ein ganz anderes Niveau hievt. Domenico Berardi hat diesen Sprung als Teenager gemacht – und wirklich alles stehen und liegen gelassen. Mit Erfolg: Aktuell zeigt er sein Können bei der EM und steht mit Italien im Halbfinale, in dem es am Dienstag gegen Spanien geht (21 Uhr im LIVE-TICKER).
Angefangen hat für den Linksfuß alles ganz normal: In Kalabrien, an der Stiefelspitze, begann Berardi mit dem Kicken, doch seine Karriere wollte als Jugendlicher trotz großer Ambitionen nicht in Schwung kommen. "2008 habe ich es mit einem Probetraining bei SPAL Ferrara versucht", berichtete er der Gazzetta dello Sport. Vergeblich. Mit einer Absage kehrte Berardi wieder nach Hause zurück.
Getty ImagesDoch er gab nicht auf. Ein Jahr später startete er als 15-Jähriger erneut die weite Reise in den Norden des Landes. In Modena studierte sein älterer Bruder Francesco, den er besuchte – und bei dem er nach weiteren Gelegenheiten zu Probetrainings in der Region schauen wollte. Aber er musste sich gar nicht bemühen, denn das Probetraining kam sozusagen zu ihm.
Sassuolo will Berardi nicht mehr gehen lassen
"In Modena habe ich mit meinem Bruder und seinen Freunden bei Fünf-gegen-Fünf-Turnieren auf dem Kleinfeld gespielt", berichtete Berardi. "Eines Tages kam ein Mitarbeiter von Sassuolo auf den Platz und war beeindruckt von meinem Spiel", erzählte Berardi, wie alles in Gang kam. Der stellvertretende Leiter der Jugendakademie des aktuellen Erstligisten meldete sich drei Tage später bei Berardi und bot ihm das ersehnte Probetraining an. "Ich habe es ganz gut gemacht", sagte Berardi mit Blick auf die Übungseinheiten.
So gut, dass Sassuolo den Teenager überhaupt nicht mehr gehen lassen wollte: "Der Chef der Jugendabteilung hat mir gesagt 'Bleib hier, wir regeln das mit deinen Eltern'", so Berardi. Und tatsächlich fuhr er daraufhin nicht mehr nach Kalabrien, ging nicht mehr in seine alte Schule zurück.
Getty ImagesDie Verantwortlichen von Sassuolo bewiesen mit ihrem Neuzugang vom Kleinfeld auf jeden Fall ein gutes Näschen: Berardi schoss den Klub in der Saison 2012/13 mit elf Toren zum Aufstieg. Seitdem behauptet sich das Team in Italiens erster Liga – und Berardi wurde dank seiner nun schon 86 Serie-A-Treffer in 238 Partien auf höchstem Niveau zum Nationalspieler.


