Franz Beckenbauer Uli Hoeneß FC Bayern 14052016Getty Images

Bayern München feiert seinen 120. Geburtstag: "Müssen ein Fußballverein bleiben"


HINTERGRUND
Im Gasthaus Bäckerhöfl tagt am 27. Februar 1900 die Vereinsversammlung des MTV München. Bei der hitzigen Diskussion über einen Beitritt zum Verband Süddeutscher Fußballer kommt es zum Streit - mit weitreichenden Folgen. Elf "Rebellen" ziehen aus Protest ins Cafe Gisela nach Schwabing um und gründen dort kurzerhand den Münchner Fußballklub "Bayern". "Da weiteres nicht vorliegt, schließt der Vorsitzende um 11 ¼ Uhr die Sitzung", heißt es lapidar in der Chronik.

Es war der legendäre Startschuss einer im deutschen Fußball beispiellosen Erfolgsgeschichte. 120 Jahre später ist der FC Bayern München mit inzwischen knapp 300.000 Mitgliedern längst die unangefochtene Nummer eins, berühmt für sein "Mia san mia", bewundert für sportliche und wirtschaftliche Erfolge - aber auch von vielen gehasst wegen seiner Dominanz und angeblichen Arroganz.

Bayern München war 1963 nicht Gründungsmitglied der Bundesliga

Schon 1900 gilt der FC Bayern als elitärer Verein, als "Club der Zuagroasten". Die Gründer sind Künstler, Studenten und Kaufleute, in der Mehrheit aus Sachsen und Preußen. Bis 1908 dürfen sogar nur Abiturienten Mitglied werden.

Erster Präsident ist der Berliner Franz John, der erste Kapitän Paul Francke kommt von Wacker Leipzig. In der Nazi-Zeit wird der FC Bayern als "Judenklub" verunglimpft, der damalige Präsident Kurt Landauer flieht in die Schweiz, kehrt nach dem Krieg aber zurück.

Es dauert lange bis die Bayern, die 1932 das erste Mal deutscher Meister werden, ihre frühe Geschichte mit Hilfe der Fans aufarbeitet - und pflegen. "Ich habe als Spieler zehn Jahre bei Bayern München verbracht. Aber den Namen Kurt Landauer, den habe ich in dieser Zeit kein einziges Mal gehört", erzählt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Vereinsmagazin 51. Inzwischen ist Landauer Ehrenpräsident.

Kurt Landauer FC Bayern 15122015Getty Images

Doch viele verbinden die Bayern, 1963 nicht einmal Gründungsmitglied der Bundesliga, ohnehin mit anderen Namen: "Kaiser" Franz Beckenbauer, "Bomber" Gerd Müller oder Rummenigge, vor allem aber Uli Hoeneß, der die Bayern als Manager, Präsident und Visionär zur einer globalen Marke entwickelt hat. 

Bayern München: "Mia san Mia" ist das Credo

Der Umsatz des Rekordmeisters mit seinen unzähligen Titeln (29-mal deutscher Meister, 19-mal Pokalsieger und siebenmal Europacupsieger) liegt inzwischen bei knapp 700 Millionen Euro.

Mit dem Begriff "globale Marke" habe der Klub "ein bisschen Probleme", sagt Rummenigge: "Natürlich ist unsere wirtschaftliche Entwicklung dramatisch gewesen, speziell in den letzten zehn Jahren. Aber ich glaube trotzdem, dass ein Fußballverein primär ein Fußballverein bleiben muss." Man dürfe "niemals vergessen", ergänzt Ex-Patron Hoeneß, "wo wir herkommen. Mia san mia heißt: Wenn du oben bist, musst du auch nach unten schauen und helfen."

*GER ONLY* Gerd Müller Sepp Maier Franz Beckenbauer FC Bayern

Diese Philosophie hat sich auch bei der jüngeren Generation eingebrannt. Man werde mit der Historie "fast automatisch konfrontiert", betont Kapitän Manuel Neuer, es gebe "immer Berührungspunkte - und ein paar alte Anekdoten hören wir doch alle mal gerne". Und die gibt es zuhauf. Wie etwa die Geschichte von der wohl berühmtesten Watschn der Fußball-Geschichte: Mit einer Ohrfeige verhindert der Sechziger Gerhard König den geplanten Wechsel von Beckenbauer zum blauen Erzrivalen.

Rummenigge: Bayern München ist die "Benchmark"

Oder die Geschichte von Magdalena Heidkamp. Die Ehefrau des früheren Kapitäns Conny Heidkamp versteckt während des 2. Weltkriegs die Trophäen des FC Bayern bei einem befreundeten Bauern in Wolfratshausen und verhindert so deren Zerstörung.

Inzwischen sind die alten Pokale und Devotionalien in der mondänen Erlebniswelt der vereinseigenen Arena zu bewundern. Und der Klub ist 120 Jahre nach seiner Gründung die "Benchmark" (Rummenigge). Wenn es dem FC Bayern gut gehe, sagt Ministerpräsident Markus Söder, "dann geht es auch Bayern gut".

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