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Barcelonas Paulinho: Der überzeugende Fehlkauf

Es war ein vernichtendes Urteil: Zu schlecht, zu alt, zu teuer. Etwas Schlimmeres kann man über einen Fußballspieler eigentlich nicht sagen. Dabei hatte Paulinho noch gar keine Spielminute für den FC Barcelona absolviert, doch das Fazit wurde schon vor der Premiere von vielen Fans und Experten gezogen: Der Kauf des Brasilianers, der für 40 Millionen Euro im Sommer von Guangzhou Evergrande zu den Katalanen kam, war einer der schlechtesten Transfers aller Zeiten für Barca. Oder wahlweise gleich eine der schlimmsten Verpflichtungen der Fußball-Geschichte.

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Gut drei Monate später sieht alles auf einmal ganz anders aus. Als Paulinho zuletzt in der Liga gegen Sevilla für Andres Iniesta eingewechselt wurde, brandete im Camp Nou Beifall auf, der eher frenetisch als freundlich-höflich war. Der Neuzugang hat sich in kürzester Zeit zum Liebling der Massen entwickelt – und aus den Zweiflern sind Fans des Mittelfeldspielers geworden.

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"Ich hatte ein bisschen Angst, als ich die Reaktionen auf meinen Wechsel mitbekommen habe", gestand Paulinho auf der offiziellen Barca-Seite vor ein paar Wochen. Die vorschnellen Urteile waren allerdings kein besonderer Ansporn für ihn, es allen Leuten zu zeigen: "Ich bin nicht hierhergekommen, um den Kritikern das Maul zu stopfen, sondern, um der Mannschaft zu helfen", fügte er hinzu.

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Und das tut er: "Er bringt etwas mit, das die anderen im Mittelfeld nicht haben", beschrieb Barcelonas Trainer Ernesto Valverde die Fähigkeiten Paulinhos. Auf der zentralen Position bietet der Brasilianer Barca viel Kampfkraft und Einsatz – und auch Qualitäten, an die im Sommer noch kein Kritiker im Entferntesten gedacht hätte. So steuerte er schon vier Liga-Tore in seinen bisher 410 Einsatzminuten bei und kommt damit auf die gleiche Anzahl wie das eigentlich gefürchtete Angriffstrio Ronaldo, Benzema und Bale von Real Madrid.

Auch Tiki-Taka geht mit Paulinho

Beim FC Barcelona kann man sich traditionell allerdings nur mit Einsatz und ein paar Toren nicht den Status des Publikumslieblings erarbeiten. Man muss richtig gut Fußball spielen können – so wie bei Barca Fußball gespielt wird. Dass er auch das im Repertoire hat, bewies Paulinho im Oktober in der Champions League, als er im Mittelfeld 108 von 113 Pässen an den richtigen Mann brachte. Ein Tiki-Taka-Wert, auf den auch ein Xavi zu seinen Glanzzeiten stolz gewesen wäre.

Die niedrigen bis nicht vorhandenen Erwartungen dürften ein Grund dafür sein, dass Paulinho nun derart gut in Barcelona ankommt. Viele sahen in ihm schon den nächsten Dmytro Chygrynskiy, den nächsten Douglas oder Keirrison, doch mit diesen Barca-Flops hat er nichts gemeinsam. Da er sich viel besser eingefügt hat, sich viel besser auf und neben dem Platz präsentiert und das Team darüber hinaus auch noch einen Top-Lauf hat und die Liga ohne Niederlage souverän anführt, haben ihn die Fans in die Arme geschlossen.

"Viele Leute haben gedacht, dass es hier schwer für mich wird, weil ich in China gespielt habe", meinte Paulinho. Doch der Mann, der seine Karriere, die ihn schon nach Litauen und Polen führte, eine "Achterbahnfahrt" nennt, setzte sich bislang durch. Bis er als einer der besten Transfers des Sommers 2017 bezeichnet wird, liegt noch ein wenig Arbeit vor ihm – doch möglich ist es. Die schlechteste Verpflichtung der Fußball-Geschichte ist er aber auf keinen Fall, so viel ist schon nach drei Monaten sicher.

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