Arsene Wenger, ArsenalGetty

Arsene Wenger verlässt den FC Arsenal: Be careful what you wish for!


KOMMENTAR
Sie haben es also geschafft, möchte man meinen. Wochen-, monate-, fast jahrelang lief die "WengerOut"-Kampagne. Mal ernsthaft, mal mit einem Augenzwinkern: Banner, Sprechchöre und Fanproteste im Emirates waren ernstzunehmende Unmutsäußerungen. Plakate mit entsprechendem Schriftzug bei politischen Demonstrationen rund um den Globus sind eher als Gag zu sehen. Am Freitag hatten sie dann Erfolg: Wenger ist out, er verlässt den FC Arsenalnach 22 Jahren zum Saisonende.

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Welche Rolle diese Proteste in der Entscheidungsfindung spielten, wissen wohl nur Wenger selbst und die Klubführung der Gunners. Sicher ist aber, dass ein erheblicher Teil der Arsenal-Fans erleichtert reagiert und hofft, dass frischer Wind durch den Norden Londons weht. Dass der stolze Klub, der zum zweiten Mal in Folge über die Liga die Teilnahme an der Champions League verpassen wird, wieder an die Spitze der Premier League zurückkehrt.

Arsenal wartet seit 2004 auf einen großen Titel

Es ist ein natürlicher und sicher nachvollziehbarer Wunsch. Dennoch sollten die Kritiker den Ball flach halten. "Be careful what you wish for", "Pass auf, was Du Dir wünschst", lautet ein Sprichwort auf der Insel. Das sollte vor allem für die Anhänger Arsenals gelten. Denn Arsene Wenger war nicht das Hauptproblem dieses Vereins in den vergangenen Jahren und nicht der Hauptschuldige daran, dass die Gunners der Konkurrenz hinterherhecheln und seit 2004 auf einen großen Titel warten.

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Der Elsässer übernahm Arsenal 1996 und formte den Klub, die Mannschaft und ihre Spielweise nach seinem Gusto. Die Gunners standen europaweit für technisch brillanten Fußball. Wenger machte viele Spieler besser, er hatte einen glänzenden Riecher auf dem Transfermarkt und auf dem Höhepunkt führte er den Klub 2004 ungeschlagen zum Meistertitel. Zu dem Zeitpunkt war Arsenal eine gefürchtete Mannschaft, national und international.

Arsène Wenger 7

Dass es anschließend bergab ging, ist nicht Wenger anzukreiden. Es lohnt durchaus ein Blick auf die Konkurrenz: Bei Chelsea stieg zu jener Zeit Roman Abramovich ein und verpulverte zig Millionen Pfund, um die Blues zu einem Spitzenteam zu machen. Manchester United hatte noch Sir Alex Ferguson und ohnehin die besseren finanziellen Mittel. ManCity wurde in den Folgejahren durch zwei Übernahmen zu einem der reichsten Vereine der Welt.

In einer Zeit, in der die Konkurrenz aufrüstete, baute Arsenal ein neues Stadion. Das Emirates löste 2006 das alt-ehrwüdige Highbury ab. Eine 600-Millionen-Investition, die gerne vergessen wird, und die der Klub zu einem erheblichen Teil alleine stemmte. Die besten Spieler verließen Arsenal immer wieder und die Klubführung vertraute darauf, dass es Wenger wie so oft gelingen würde, junge Spieler weiterzuentwickeln und zu neuen Stars zu formen.

Das ist eine riskante Strategie und es sollte als große Leistung anerkannt werden, dass Wenger es dennoch in jedem Jahr bis 2017 schaffte, Arsenal in die Top-4 und damit in die Königsklasse zu führen. Und nebenbei noch viermal den FA Cup zu gewinnen.

Arsenal ist eben nur die sechstbeste Mannschaft der Premier League

Was war denn Wengers Auftrag in den vergangenen Jahren? Sollte er mit Arsenal Titel gewinnen? Oder sollte er sicherstellen, dass die Champions League erreicht wird und der Klub für den Mehrheitsanteilseigner Stan Kroenke weiter hübsche Gewinne einfährt? Angeblich wurde Wenger an diesen Gewinnen sogar prozentual beteiligt, zumindest wird das auf der Insel hinter vorgehaltender Hand gemauschelt. All das muss berücksichtigt werden, wenn (unsachlich) die Zurückhaltung des Trainers auf dem Transfermarkt kritisiert wird.

GFX Quote Arsene Wenger GermanGetty / Goal

Wenger hat sicherlich Fehler gemacht, wer hätte das nicht bei mehr als 20 Jahren in seinem Job? Dennoch sollte niemand meinen, dass da nun ein neuer Trainer kommen wird, sei es Massimiliano Allegri, Patrick Vieira oder Carlo Ancelotti, und durch Handauflegen aus Arsenal wieder einen Titelanwärter formt.

Die Gunners sind Tabellensechster in der Premier League, weil ihre Mannschaft die sechstbeste in der Liga ist. Und nicht, weil der Trainer Arsene Wenger heißt und zu wenig aus ihr herausholt.

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