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Alarmstufe Orange: Holland verdient keine EM-Teilnahme

Für die 16. Minute hatte das Publikum in der Amsterdam Arena eine besondere Aktion geplant: Am Eingang hatten die Zuschauer orangefarbene Aufkleber bekommen, die sie auf das Licht ihres Smartphones kleben konnten. Zum festgelegten Zeitpunkt sollten alle, die die Niederlande unterstützen, diese Lichter leuchten lassen, um damit die Niederlande vielleicht doch noch zur EM 2016 - daher die 16. Minute - zu bringen.

Es wäre aus Oranje-Sicht zu schön gewesen, wenn es zu diesem Zeitpunkt bereits gute Nachrichten aus Konya gegeben hätte, wo die Türkei gegen Island verlieren musste, damit es für Holland noch eine Chance gab. Doch das alles klappte nicht. Viel schlimmer noch: Ab der 16. Minute ging es für die Niederlande im Duell mit Tschechien komplett schief.

Das erste Gegentor bei der 2:3 (0:2)-Niederlage war dabei symptomatisch für die missglückte EM-Qualifikation, die Oranje seit September 2014 durchleiden musste. Eine Ansammlung von Fehlern und halbherziges Eingreifen von unerfahrenen Spielern wie Jairo Riedewald und Jeroen Zoet führten dazu, dass Tschechiens Rechtsverteidiger Pavel Kaderabek mit einem einfachen Schuss das 1:0 erzielen konnte. Riedewald ist schon seit Wochen bei Ajax außer Form und darf bei Oranje darüber hinaus nicht auf seiner angestammten Position spielen. Und vor dem Spiel hatte Bondscoach Danny Blind schon bestätigt, dass die Unerfahrenheit von Leuten wie Jeroen Zoet ein Diskussionspunkt gewesen ist.

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Unerfahren und ohne Führungsstärke

Auch beim zweiten Tor der Tschechen wackelte die Defensive bedenklich. Es bleibt die Frage, warum sich einem auf das Tor zulaufenden Gegenspieler niemand in den Weg stellt. Virgil van Dijk verhielt sich wie ein Amateur und vergaß einfach, seinen Fuß auszufahren, als Josef Sural an ihm vorbeiging. Die "Nur über meine Leiche"-Mentalität hat der Abwehrspieler offensichtlich nicht.

Kommen wir zu den Spielern, die im Gegensatz zu den oben genannten Akteuren wohl über reichlich Erfahrung verfügen: Wesley Sneijder, Klaas-Jan Huntelaar und der früh eingewechselte Robin van Persie gingen gegen Tschechien nicht voran - wie schon in der gesamten Qualifikation. Auch Daley Blind, der ja immerhin über ein Jahr Erfahrung in der Premier League verfügt, ist bei Oranje nicht der Spieler, bei dem erkennbar ist, warum Manchester United nach der WM 18 Millionen Euro für ihn bezahlte.

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Das Problem von Oranje ist das gute Abschneiden bei der WM 2014. Aber wenn man dort den dritten Platz belegt, bedeutet das nicht, dass man automatisch das drittbeste Team der Welt ist. Die WM ist eine Momentaufnahme und Rückschlüsse aus dem Ergebnis zu ziehen ist ähnlich sinnvoll, wie die FIFA-Weltrangliste zu betrachten, die bekanntlich nicht besonders ernst genommen wird. In diesem FIFA-Klassement ist Holland bereits aus den Top Ten gefallen und es sieht danach aus, als ob das Team im kommenden Jahr sogar von den ersten 30 Plätzen verschwindet, denn dann sammeln viele andere Mannschaft beim Turnier in Frankreich Punkte - und Holland nicht.

Nach dem erfolgreichen Turnier in Brasilien hätte man einen Moment innehalten und sich die Gründe für das Erreichen des dritten Platzes anschauen müssen. Und dann hätte man erkennen können, dass nicht das gute Spiel, sondern eher der Teamgeist entscheidend gewesen ist. Und dieser Teamgeist war in der EM-Qualifikation eher bei Mannschaften wie Tschechien und Island als bei Holland zu finden. Denn die Einzelspieler aus diesen Ländern sind mit Sicherheit nicht besser als die niederländischen. Aber wenn sie zu einem Team zusammengefügt werden, hat Oranje auf einmal keine Chance mehr. Das wurde nicht nur einmal oder zweimal bewiesen, sondern ständig: Gegen die drei Teams, die am Ende in der Tabelle vor Holland lagen, gewann Oranje nicht ein Spiel.

Schwere WM-Quali steht an

Und deshalb haben die Niederlande nun genügend Zeit, über die eigenen Fehler nachzudenken. Es muss viel geändert werden, wenn sich Oranje für die WM 2018 qualifizieren will. Denn die Qualifikation ist deutlich schwerer - und auf dem Papier sind die Gegner mit unter anderem Frankreich, Schweden und Bulgarien nicht unbedingt leichter. Die Zeit scheint reif für frischen Wind beim niederländischen Verband KNVB. Und nicht nur dort wäre es gut, wenn sich die für das peinliche Scheitern Verantwortlichen ihrer Verantwortung stellen.

KNVB-Chef Bert van Oostveen muss sich hinterfragen, denn warum sollte er einfach wie gehabt weitermachen dürfen? Die ersten Augenbrauen wurden argwöhnisch nach oben gezogen, als Guus Hiddink als Trainer geholt wurde und dessen Nachfolger in Person von Danny Blind bereits bekannt war.

Vor der entscheidenden Phase der EM-Quali musste Hiddink gehen und Blind sollte der Problemlöser werden. Aber von den verbleibenden vier Duellen wurden drei verloren. Van Oostveen erklärte nach der Pleite gegen Tschechien, dass er genau weiß, was im Verband aufgebaut wird und dass er seinen eigenen Job nicht zur Verfügung stellt. Vielleicht zwingt ihn jedoch die öffentliche Kritik zum Umdenken. Andernfalls könnte die Zukunft des niederländischen Fußballs düster aussehen.

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