HINTERGRUND
"Außerhalb des Platzes interessiert mich Fußball nicht. Ich habe Pläne für die Zeit nach meiner Karriere, die mit Fußball nichts zu tun haben", sagte Daniel Agger einst. Aussagen, die für Außenstehende womöglich nur schwer nachzuvollziehen sind, führt man sich die Spielweise des früheren dänischen Abwehrspielers vor Augen: Der mittlerweile 36-Jährige zählte zu den Härtesten seiner Zunft, war ein beinharter Innenverteidiger, der mit seinem Zweikampfverhalten sowohl auf dem Boden als auch in der Luft Angst und Schrecken verbreitete.
"Dan the Man", wie der 1,90-Meter-Hüne genannt wurde, war ein Meister seines Fachs, konnte auch mal die feine Klinge auspacken und passte mit seinem unbändigen Willen ideal zum FC Liverpool, für den er zwischen 2006 und 2014 auflief.
Doch Agger meinte es ernst und wurde nach seinem auch durch anhaltende Rückeprobleme bedingten Karriereende nicht etwa Nachwuchstrainer, Berater oder gar TV-Experte. Nein, Aggers heutige Beschäftigungen sind alles andere als gewöhnlich, denn er ist Tätowierer und gleichzeitig Gründer eines Abwasserunternehmens. Was auf den ersten Blick durchaus absurd anmuten mag, hat einen Hintergedanken.
Ex-Liverpool-Star Agger und Tattoos: Vom Kindergag zum Ganzkörpergemälde
Durch das Ende seiner Laufbahn, wenn auch eher unfreiwillig, hatte Agger endlich Zeit, sich einer Sache zu widmen, die ihn seit seiner Jugend fasziniert: Tattoos.
Der Skandinavier ließ sich zum Tätowierer ausbilden, nachdem er sich sein erstes Werk bereits im Alter von 15 Jahren stechen ließ. "Ich war auf einem Schulausflug in Paris. Es war nichts, worüber ich groß nachgedacht habe", verriet er einst auf der Website von Tattoodo, einer internationalen Kette von Tätowier-Läden, für die Agger arbeitet und deren Teil-Eigentümer er ist: "Ich ging mit einem Freund in einen Laden und wir sagten, was wir wollen - dann haben wir es bekommen. Ich habe es bis heute."
Aus einer Jugendidee entwickelte sich eine jahrelange Leidenschaft. Und wer, wenn nicht Agger wäre - im wahrsten Sinne des Wortes - wie gemalt für diesen Beruf, ähnelt sein Körper heute doch durch zahlreiche Verzierungen einem Kunstwerk. Eines mit Bedeutung.
"Wenn ich mit Leuten spreche, spreche ich über mein Tattoo als ein Ganzes, aber jedes Tattoo hat eine Geschichte", erklärte er. Aggers Körper ziert unter anderem ein großer Wikingerfriedhof auf dem Rücken oder die Namen seiner Familienmitglieder. Außerdem trägt Agger das Liverpooler Lebensmotto als Akronym "YNWA", das er sich nach aufkommenden Transfergerüchten um seine Person als Zeichen der Loyalität zu den Reds stechen ließ, auf den Fingern seiner rechten Hand.
Aggers ungewöhnliche Investition: "Geschissen wird immer"
Langweilig wird Agger also nicht, zusätzlich verfügt er über eine Einnahmequelle. Da er aber auch während seiner Profizeit nicht schlecht verdient hatte, suchte Agger nach einer Möglichkeit, sein Geld sinnvoll zu investieren, wobei hier die Abwasserfirma ins Spiel kommt. Aggers jüngerer Bruder Marco ist gelernter Installateur und verfolgte gemeinsam mit einem Kumpel die Idee, einen 24-Stunden-Rohrfrei-Service anzubieten.
Also investierte der Ex-Profi kurzerhand rund 500.000 Euro in die Idee und es enstand die Firma namens "Klo-Agger", die im Deutschen exakt die gleiche Bedeutung hat und Abwassersysteme in Dänemark verwaltet.
Doch wieso ausgerechnet dieser Sektor? "Die Leute sind immer verrückter nach Tattoos", begründete er seinen Hang zum Stechen und lieferte auch für sein zweites Standbein eine plausible Erklärung: "Geschissen wird auch immer."
Aggers Karriere nach der Karriere: Leidenschaft und Grundbedürfnis
Agger hat es letztlich also verstanden, mit seinem wohlverdienten Geld sinnvoll umzugehen und steckte es in zwei essentielle Punkte: Leidenschaft und Grundbedürfnis.
Ganz nebenbei kann er auch auf eine erfolgreiche Karriere als Fußballer zurückblicken. Der gebürtige Kopenhagener startete in der Jugend von Bröndby, ehe es über Liverpool 2014 abermals zu seinem Heimatklub ging.
GettyVor allem die Zeit an der Anfield Road hinterließ bei Agger einen prägenden Eindruck. "Hätte ich auf der Schule erzählt, dass ich eines Tages beim FC Liverpool spielen würde, wäre ich ausgelacht worden", erzählte er mal.
Schwer vorstellbar, dass die Reaktionen anders ausgefallen wären, hätte er von seinen aktuellen Beschäftigungen erzählt ...


