Die Analyse zum Spiel war Markus Gisdol selbst am Tag nach dem Spiel noch ein wenig unangenehm. Seine Mannschaft musste sich kurz zuvor deutlich mit 0:3 gegen den Tabellenführer Borussia Dortmund geschlagen geben. Zu groß war der Qualitätsunterschied, um diesem Gegner in dieser Form über 90 Minuten die Stirn bieten zu können. Und doch war der Chefcoach des Hamburger SV nicht unzufrieden mit der Leistung seiner Spieler.
"Es hört sich blöd an, nach dem 0:3 zu sagen, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben", sagte er. Gut, dass sein Gegenpart Peter Bosz, der die Partie gegen den HSV als die bisher schwerste bezeichnete, diesen Eindruck bestätigte.
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Schwer war sie vor allem wegen des intensiven Hamburger Pressings. Keine andere Mannschaft traute sich bislang, den BVB so früh und so hoch zu attackieren wie der HSV. "Gegen Dortmund waren wir nah am Maximum dessen, was wir derzeit zu leisten im Stande sind", schlussfolgerte Gisdol.
Gereicht haben die Bemühungen der Rothosen am Ende trotzdem nicht. Und das ist aus mehreren Gründen nicht unproblematisch. Zum einen, weil das von Gisdol beschriebene "nah am Maximum" nicht genug ist, um Punkte zu holen. Zum anderen, weil der HSV es nur gegen Top-Teams wie Leipzig oder Dortmund abruft.
HSV: "Nah am Maximum" nur gegen Top-Teams
Mit vermeintlich großen Gegnern haben sich die Hamburger bereits in der vergangenen Rückrunde leichter getan als mit den schwächeren Teams der Liga. Die Rolle des Unterlegenen liegt dieser Mannschaft, in ihr reizt sie nahezu ihr volles Potenzial aus. Ist die Konstellation eine andere, lässt die Leistung meist zu wünschen übrig.
Zum Beispiel beim Auswärtsspiel in Hannover vor der englischen Woche, als keine einzige gefährliche Torchance herausgespielt wurde. Deutlich mehr gab es für den HSV gegen die Borussen zwar auch nicht, die Ansätze stimmten Trainer und Zuschauer dennoch positiv.
Trotz des durchaus positiven Fazits nach der Niederlage gegen Dortmund wird immer deutlicher, dass Filip Kostic und Nicolai Müller nicht ohne Weiteres zu ersetzen sind. Der Ausfall der beiden Flügelstürmer wiegt deutlich zu schwer. Zumal Gisdols Spielidee maßgeblich von den Qualitäten der beiden abhängt.
Ohne sie fehlt dem Hamburger Umschaltspiel Tempo und Torgefährlichkeit. Seit drei Spielen ist seine Mannschaft nun ohne eigenen Treffer. Auch Bobby Wood scheint wegen seiner anhaltenden Knieprobleme derzeit ein wenig in der Luft zu hängen. Dem US-Amerikaner gelingt nicht viel.
In Leverkusen müssen Punkte her
Von einer Krise wollen sie in Hamburg aber nichts wissen. Die Leistung beim 0:3 gegen den BVB taugt durchaus als Mutmacher. Anders als noch vor einem Jahr macht der HSV auf und außerhalb des Platzes einen gefestigteren Eindruck. Mit sechs Punkten im Rücken blicken die Verantwortlichen entspannt auf die Tabelle und wissen die Stärke der letzten Gegner realistisch einzuschätzen.
Andererseits ist auch klar, dass am kommenden Wochenende im Nordderby gegen Werder Bremen ein erstes richtungsweisendes Schicksalsspiel anstehen könnte, wenn es heute in Leverkusen erneut keine Punkte gibt. Dann könnte der Rivale nämlich am HSV vorbeiziehen.


