Zwei Nationalspieler des FC Bayern müssen sich große Sorgen machen! Die Gewinner und Verlierer der FCB-Vorbereitung

Für Manuel Neuer geht die Saison richtig gut los. Nicht nur zeigte er gegen den VfB Stuttgart zwei, drei bärenstarke Paraden, auch in der Vorbereitung strahlte er wieder die Ruhe aus, die ihn einst zum besten Torwart der Welt machte.

Der Illusion, dass er dieses Niveau nochmal erreicht, sollte man sich in München nicht hingeben. Kann er aber das Level der Vorbereitung halten, ist er weiterhin ein richtig guter Torwart. In dieser Form wird man wenig über Neuer diskutieren können. Nur muss er dafür auch die Saisonphasen abstellen, in denen es in den vergangenen Jahren weniger gut lief.

Sein Backup lauert auf diese Momente und auf Spielzeit, die ihm im Frühjahr noch versprochen wurde. Nur wie sehr ist Neuer wirklich bereit, Minuten abzugeben? Mit seiner aktuellen Form wird er hungrig auf Spiele und Rhythmus sein, während Jonas Urbig nach einem starken Halbjahr eigentlich ebenfalls mehr Spielzeit benötigt.

In der Vorbereitung kam der ehemalige Kölner hier und da zum Einsatz, aber es ist ungewiss, wohin die Reise geht. Sollte sich Neuer nicht verletzen, geht die Tendenz eher in die Richtung, dass Urbig unter den 1.022 Minuten landen wird, die er in der vergangenen Saison gesammelt hat. Und das würde ihn gewiss zu einem Verlierer machen.

Nicht mehr wegzudenken ist beim FC Bayern Josip Stanisic. Der Defensiv-Allrounder war schon in der Vorbereitung in seiner Paradedisziplin unterwegs: Dort spielen, wo andere ausfallen. So agierte er beispielsweise auf der linken Defensivseite und machte seine Sache auf gewohnt ordentlichem Niveau.

Dass er auch rechts und innen spielen kann, entlastet den Kader enorm. Außerdem ist Stanisic selbst nur selten verletzt. Sein Spiel wird von Jahr zu Jahr souveräner. Ein Weltklasse-Spieler wird aus ihm nicht mehr, aber das muss er auch gar nicht werden. In seiner Rolle als Lückenfüller hat er einen oft unterschätzten Wert für die Bayern.

Interessant war dabei, dass Stanisic links vor Raphael Guerreiro eingesetzt wurde. Der Portugiese glänzt im Kader ebenfalls mit Vielseitigkeit und kann auch offensiver spielen, aber hinten hat er wohl erstmal kaum Chancen auf Einsätze.

Das ist durchaus etwas überraschend, galt er doch als Alternative für den verletzten Alphonso Davies. Nun aber hat ihm Stanisic den Rang abgelaufen und sollten die Bayern offensiv nochmal auf dem Transfermarkt nachlegen, schwinden auch seine Einsatzchancen dort. Es deutet vieles darauf hin, dass sein 2026 auslaufender Vertrag nicht verlängert wird.

In der Innenverteidigung hat Jonathan Tah nicht viel Anlaufzeit gebraucht. Der ehemalige Leverkusener ist sogar schon im Mannschaftsrat angekommen. Seine ruhige Ausstrahlung tut der Defensive des Rekordmeisters schon jetzt spürbar gut.

Gleichzeitig war seine Vorbereitung noch nicht ganz optimal. Hier und da merkt man dem Nationalspieler noch an, dass er sich an das hohe Pressing und die neue Rolle gewöhnen muss. Und trotzdem entsteht schon jetzt der Eindruck, dass die Bayern defensiv an Sicherheit gewonnen haben.

Was wiederum auch einen Rückschluss auf Min-Jae Kim zulässt. Der Südkoreaner konnte sich in der Vorbereitung nicht von den Kritikpunkten lösen, die ihn stets begleiten. In den Testspielen zeigte er altbekannte Muster. So ließ er sich mehrfach aus der Kette ziehen, gewann den Ball dann nicht und musste hinterherlaufen.

Vieles deutet darauf hin, dass Kim nur noch die Nummer drei in der Innenverteidigung ist. Die Gerüchte über einen Wechsel sind inzwischen aber abgekühlt.

Vor einem Jahr saß Leon Goretzka gedanklich bei vielen Fans schon in der oft zitierten Schubkarre. Doch er blieb, wartete geduldig auf seine Chance und nutzte diese. Trotz der Verpflichtung von Tom Bischof konnte der Mittelfeldspieler auch in der Vorbereitung wieder auf sich aufmerksam machen.

Ja, er hat technisch seine Limitationen und auch im Defensivspiel ist die Abstimmung mit Joshua Kimmich nicht immer perfekt. Aber seine Tiefenläufe geben dem Bayern-Spiel unbestreitbar etwas, was sonst fehlt. Es sieht so aus, als würde Goretzka auch in dieser Saison wieder viel spielen.

Was für den Moment dazu führt, dass neben Bischof auch Aleksandar Pavlovic einer der Verlierer ist. Beide erhofften sich von diesem Sommer mehr. Bischof kam als Neuzugang, sollte sich bei der Klub-WM erstmal an das neue Tempo anpassen und dann Spielzeit bekommen. Nach der Verletzung von Pavlovic erhöhten sich die Chancen nochmal.

Doch so richtig viel Spielzeit war ihm dennoch nicht vergönnt. Gegen den VfB Stuttgart wurde Bischof sogar erst sehr spät und kurz vor Abpfiff eingewechselt. Man darf gespannt sein, wie das aussieht, wenn Pavlovic zurückkehrt. Dass der wiederum mit seiner abermaligen Verletzung ebenfalls zu den Verlierern zählt, versteht sich von selbst.

Ein großer Gewinner der vielen Abgänge in der Offensive ist Serge Gnabry. Ohne dass er leistungstechnisch eine überragende Vorbereitung gezeigt hätte, ist er nach den Verkäufen und dem Ausfall von Jamal Musiala automatisch ein Kandidat für sehr viele Minuten in der Hinrunde. Eine unverhoffte Chance für den flexibel einsetzbaren Stürmer, der lange als Streichkandidat galt.

Eine unverhoffte Chance bekam auch Paul Wanner, der im ersten Test gegen Olympique Lyon überraschend in der Startelf stand. Auch gegen Tottenham bekam er wichtige Minuten. Dann aber fiel er verletzt aus.

Statt die Möglichkeit nutzen zu können und vielleicht doch noch einen Kaderplatz mit vielen Minuten zu ergattern, muss der 19-Jährige nun abermals zweifeln, ob er überhaupt eine Zukunft in München hat – vor allem dann, wenn noch ein Neuzugang präsentiert werden sollte. Die PSV Eindhoven soll starkes Interesse zeigen.

Diese Ängste muss Lennart Karl erstmal nicht haben. Zwar war es durchaus überraschend, dass Vincent Kompany ihm gegen Stuttgart fast gar nicht vertraut hat, aber es ist dennoch absehbar, dass der 17-Jährige seine Chance erhalten wird.

Die kommenden Monate bis zum Winter werden für ihn sehr entscheidend sein. In der Vorbereitung deutete Karl an, dass er eine Verstärkung für den Kader sein kann, wenn man in München geduldig genug mit ihm ist.

Ein weiterer Jugendspieler, der sich zeigen konnte, ist Jonah Kusi-Asare. Der Stürmer zeigte gute Leistungen und geriet damit in den Fokus der Öffentlichkeit. Andererseits ist man beim FC Bayern durchaus kritisch mit dem Schweden. In den vergangenen Monaten und Jahren zeigte er nicht die gewünschten Leistungen in Training und Spielen.

Hat er sich jetzt gefangen? Das bleibt abzuwarten. Hinter Harry Kane gibt es nur wenig Spielraum für viele Minuten. Realistisch betrachtet könnte Kusi-Asare ein weiteres Talent sein, das nach einer guten Vorbereitung bei den Bayern bald wieder in den Hintergrund rückt.

Noch nicht klar einsortieren lässt sich indes Max Eberl. Was aber klar ist: Viel Grauzone wird es beim Sportvorstand nicht geben. Vor diesem Transfersommer wurde bereits an seinem Stuhl gesägt. Zuletzt hat sich das Thema etwas beruhigt, auch weil die Bayern sich gut verstärkt haben.

Mit dem Verkauf von Kingsley Coman hat Eberl aber neben Geld auch Druck bekommen. Eigentlich müssen die Münchner zwingend nochmal jemanden holen. Durch die vermeintliche Ansage der FCB-Führungsetage, dass nur noch Leihgeschäfte möglich sind, wird seine Aufgabe aber deutlich schwerer.

Dieser Transfersommer könnte schon sehr bald zu einem sehr gewichtigen Argument in der Causa Eberl werden – ob positiv oder negativ? Das muss sich noch zeigen.