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Zwei Fehler entscheidende Fehler: Vincent Kompany macht beim FC Bayern München gegen Inter Mailand nur fast alles richtig

Die Uhrzeit war spät, da kann einem schon mal eine Kraftausdruck rausrutschen. "Nach der Chance von Harry war ein bisschen das Gefühl: Sch***e", sagte Sportvorstand Max Eberl, ehe er schnell revidierte: "Mist." Schließlich waren ja noch Minderjährige wach. Ganz sicher zumindest die beiden 17-jährigen Lennart Karl und Jonah Kusi-Asare, die aufgrund der Verletzungsmisere sogar im Münchner Kader standen.

Unbedrängt aus etwa sechs Metern Entfernung hatte Harry Kane in Minute 26 die große Chance auf eine frühe Führung des FC Bayern. Der Harry Kane, der in der vergangenen Saison den Goldenen Schuh für Europas besten Torjäger gewonnen hat. Der in dieser Saison nach 40 Pflichtspielen bei 34 Toren steht. Genau dieser Harry Kane traf aber nur den rechten Außenpfosten.

Die Szene wurde sogar in den internationalen Medien ausgiebig thematisiert. Der englische Guardian schrieb von einer "todsicheren Chance", die spanische Marca von einem "unverständlichen" Fehlschuss. Nach Eberl kam auch noch der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Jan-Christian Dreesen, ungefragt darauf zu sprechen. "Wenn Harry ins Tor statt an den Außenpfosten schießt", sagte Dreesen, "dann hätten wir diese Fragen jetzt nicht."

Gefragt worden war er nach seiner Meinung zum Startelfplatz von Raphael Guerreiro. Anstelle des verletzten Jamal Musiala durfte der stille Portugiese beginnen - statt des lauten Thomas Müller. Womit wir bei Trainer Vincent Kompany wären, dem Verantwortlichen für die Aufstellung.

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    FC Bayern: Kompany wechselte Müller zu spät ein

    Dass er Guerreiro den Vorzug vor Müller gab, war nachvollziehbar. Guerreiro enttäuschte zuletzt zwar wiederholt als Linksverteidiger, auf der Zehn glänzte er aber bei der 2:3-Pleite gegen den VfL Bochum mit einem Doppelpack. Mit Müller auf der Bank bewahrte sich Kompany zudem noch die Chance auf einen besonderen Moment bei der Einwechslung. Es war schließlich das erste Spiel, seit die Sommer-Trennung verkündet wurde. Es war somit der Auftakt seiner Abschiedstournee, die er selbst übrigens nicht als Abschiedstournee bezeichnet wissen will.

    Tatsächlich begann der spielfreudige Guerreiro aktiv, baute dann aber schnell ab. Unverständlich war nicht Guerreiros Aufstellung. Unverständlich war vielmehr, dass Kompany beim Stand von 0:1 durch Lautaro Martinez nicht früher reagierte.

    Erst in Minute 74 Minute tauschte er und beschwor somit den von den Fans erwartungsgemäß frenetisch bejubelten Müller-Moment. Aufgrund der speziellen Situation sichtlich angezündet, sorgte der 35-Jährige sofort für Betrieb. Sein erster Abschluss wurde geblockt, sein zweiter führte zum Ausgleich und kurz darauf tauchte Müller sogar noch ein drittes Mal gefährlich vor dem Tor auf. Was wäre wohl möglich gewesen, wenn er länger mitgewirkt hätte?

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    FC Bayern: Boeys Einwechslung sorgte für einen Komplettumbau

    Müllers verspätete Einwechslung war einer von zwei Fehlern, die sich Kompany erlaubte. Der zweite war der gleichzeitig durchgeführte Tausch von Sacha Boey für Innenverteidiger Min-Jae Kim.

    Einerseits, weil der 24-jährige Rechtsverteidiger völlig außer Form ist. Andererseits, weil seine Hereinnahme zu einem Komplettumbau der Abwehr führte. Boey reihte sich rechts hinten ein, Rechtsverteidiger Konrad Laimer rückte dafür auf die linke Seite und der bis dahin erneut stabile Interims-Linksverteidiger Josip Stanisic in die Mitte neben Eric Dier.

    Die fast schon zwangsläufige Folge: Bei Inters nächstem gefährlichen Angriff herrschte in der Münchner Viererkette maximale Konfusion - vor allem, weil Boey seine Position nicht hielt. Am Ende stand Davide Frattesis Treffer zur neuerlichen Führung Inters.

  • Harry Kane Getty Images Sport

    FC Bayern scheitert gegen Inter an der Effizienz

    So machte Inter aus einem xG-Wert von 0,91 zwei Treffer und der FC Bayern aus 2,65 zu erwartenden Tore nur eines. Kane alleine verzeichnete - vor allem wegen seiner vergebenen Riesenchance - einen höheren xG-Wert als ganz Inter. Nach einer starken Anfangsphase wirkte Kanes Fehlschuss wie ein Bruch im Spiel. Es folgte viel Leerlauf und der Rückstand, ehe die Münchner in der Schlussphase nach Müllers Einwechslung wieder gefährlich wurden.

    Der FC Bayern war zwar insgesamt die "bessere Mannschaft", wie Joshua Kimmich zurecht anmerkte. Geht aber dennoch mit einem 1:2-Rückstand ins Rückspiel kommenden Mittwoch im Mailänder San Siro.

    Es blieben drei Hauptgründe für die Hinspiel-Niederlage. Da wäre ganz grundsätzlich die Verletzungsmisere: Mit Manuel Neuer, Dayot Upamecano, Alphonso Davies und Jamal Musial fehlten schließlich vier absolute Stammspieler; dazu mit Hiroki Ito, Aleksandar Pavlovic und Kingsley Coman noch drei potenzielle. Da wären die beiden Fehler von Kompany und da wäre vor allem die mangelhafte Effizienz, wunderbar symbolisiert durch Kanes Fehlschuss.

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