Pep Guardiola Pascal Gross Manchester City Borussia Dortmund 2025Getty Images

"Wow, was ist das denn?": Der BVB verliert bei Manchester City - aber Pep Guardiola ist schwer beeindruckt

Pep Guardiola gestikulierte, diskutierte und redete auf ihn ein. Nicht etwa auf einen seiner Spieler, sondern auf Pascal Groß. Dieser hatte soeben mit seinem BVB hoch verdient bei Guardiola und Manchester City mit 1:4 verloren. Kein großes Debakel, aber eben doch eine deftige Pleite und ein klar erkennbarer Klassenunterschied. 

Und dennoch, so erzählte es DAZN-Experte Sebastian Kneißl später, habe Guardiola Groß mitgeben wollen, was die Dortmunder alles gut gegen die Skyblues gemacht und womit sie dem Top-Klub aus der Premier League das Leben schwer gemacht hätten. Kneißls Beobachtung war ganz offensichtlich korrekt, schließlich zeigte sich Guardiola hinterher tatsächlich zutiefst beeindruckt vom Spiel des BVB - oder zumindest von einer kurzen Etappe der Darbietung in Manchester.

  • "In den ersten fünf, zehn, 15 Minuten dachte ich nur: Wow, was ist das denn? Das haben sie herausragend gemacht", sagte die katalanische Trainer-Koryphäe mit Blick auf den Start der Schwarzgelben in die Partie. In der Anfangsviertelstunde rieb man sich tatsächlich verwundert die Augen angesichts des extrem aggressiven und hohen Pressings der Dortmunder, das in zahlreiche Ballgewinne mündete, jeglichen Vorwärtsdrang der gefürchteten Offensive um Erling Haaland im Keim erstickte und dem BVB klar die Spielkontrolle ermöglichte. 

    Das ist die erste gute Nachricht, die Trainer Niko Kovac von der Dienstreise nach England mitnehmen kann. Vor dem Spiel forderte er Mut, Aggressivität und Physis und in den ersten 15 Minuten bekam er all das nahezu in Perfektion und gegen einen Top-Gegner von seinen Spielern. Die schlechte Nachricht: Es waren eben nur diese 15 Minuten. Und auch in dieser sehr guten Viertelstunde plagte die Dortmunder jenes Problem, das den BVB unter Kovac bereits seit Wochen verfolgt: das Herausspielen von klaren Torchancen.

    "Wir spielen es echt okay mit dem Ball bis zum gegnerischen Strafraum, aber bekommen dann kaum was hin, haben keinen richtigen Zug, nur so Halbchancen", konstatierte ein bedienter Nico Schlotterbeck. Und auch Kovac monierte: "Wir haben nicht die Chancen kreiert, die wir gerne gehabt hätten." Dann, so sagte er angesäuert, sei seine Mannschaft "passiv" geworden. Torhüter Gregor Kobel sprach von einem "Knick", den er überhaupt nicht nachvollziehen könne, "weil wir bis dahin super drin waren". 

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  • KobelGetty Images

    BVB wird von Manchester City "hergespielt"

    So oder so: Nach der Anfangsviertelstunde ohne große eigene Chancen wurde der BVB "hergespielt", wie es Schlotterbeck treffend formulierte. Die Qualitätsdefizite besonders auf den Außenpositionen in den Duellen zwischen Daniel Svensson und Savinho sowie Julian Ryerson und Jeremy Doku waren in dieser Phase gravierend, Ramy Bensebaini erwischte nach gutem Start einen Abend zum Vergessen und die Abstimmung in der so hochgelobten und vermeintlich stabilen Kovac-Defensive passte schlichtweg nicht mehr. 

    Die Abstände zu den Gegenspielern wurden immer größer, phasenweise schien Svenssons und Bensebainis linke Seite quasi verwaist, weil der junge Schwede auch als Achter einrückte. Und ManCity nutzte diese eklatanten Lücken eiskalt aus. 

    Eine halbe Stunde, ein trockener Abschluss von Phil Foden und eine starke Rücklage von Doku auf Haaland später war die so gute Anfangsphase der Schwarzgelben bereits komplett in Vergessenheit geraten. Und der BVB konnte sich in dieser Phase sogar noch bei Kobel bedanken, dass er nicht schon zur Pause Gefahr lief, richtig unter die Räder zu kommen. 

  • BVB Kobel AntonIMAGO / Beautiful Sports

    Kovacs Vierfach-Wechsel und eine Umstellung beleben das Spiel

    Diese Gefahr war nach Fodens zweitem Treffer nach einer knappen Stunde dann sogar größer denn je. Doch es kam anders - und das ist die nächste gute Nachricht für den BVB. Kovac wechselte kurz nach dem 0:3 viermal, stellte auf ein kompaktes Dreiermittelfeld mit Felix Nmecha, Jobe Bellingham und Groß um, brachte Emre Can und Carney Chukwuemeka. Und plötzlich war Dortmund wieder wesentlich besser im Spiel.

    Nun könnte man beckmessern, dass das am Schlendrian gelegen habe, der sich ins Spiel der Cityzens mit dem 3:0 im Rücken eingeschlichen hat. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das eingewechselte Quartett und die Umstellung durchaus noch einmal einen merklich positiven Einfluss aufs Spiel genommen haben. Die Schwarzgelben untermauerten ihre Zähigkeit, ihre durchaus vorhandene Qualität in der Kaderbreite und ihre neu gefundene Resilienz, die sie schon gegen den FC Bayern nach einer schwachen ersten Halbzeit und klarer Unterlegenheit bewiesen. 

    Nach dem 1:3 von Waldemar Anton, das noch ein wenig aus dem Nichts fiel, schnupperte der BVB durchaus nochmal am Anschluss, anders als Foden vergab Karim Adeyemi aber seine beiden guten Einschussmöglichkeiten. "Wir haben die eine oder andere gute Chance gehabt, Karim hat zweimal die gleichen Schusschancen wie Phil Foden, aber Phil macht sie rein und wir haben sie nicht reingemacht. Das sind eben solche Details und da müssen wir dran arbeiten", sagte Kovac. 

    Anstelle des Anschlusstreffers fiel in der Nachspielzeit noch das 1:4. Für Kovac ein Tor zu hoch, unterm Strich aber in der Höhe sicherlich verdient. Sowohl den Trainer als auch Sportdirektor Sebastian Kehl ärgerte besonders der letzte Gegentreffer maßlos. Nicht, weil ihn in Rayan Cherki ein Spieler erzielt hatte, der eigentlich seit Jahreswechsel im BVB-Trikot spielen sollte. Sondern weil das Torverhältnis ein entscheidender Faktor für die Endplatzierung in der Liga-Tabelle der Königsklasse sein könne. 

  • FBL-EUR-C1-MAN CITY-DORTMUNDAFP

    BVB ist kein Top-Team - nicht mal in Deutschland?

    Und so hielten sich am Ende dieses doch etwas ernüchternden Champions-League-Abends die guten und schlechten Nachrichten für den BVB die Waage. Die starke Anfangsviertelstunde, die Widerstandsfähigkeit und Breite der Mannschaft auf der einen Seite und die Tatsache, dass der BVB von der europäischen und nationalen Spitze aktuell spielerisch und qualitativ mit Blick auf den Kader einfach noch sehr weit weg ist, auf der anderen. 

    Schließlich ist der BVB gegen die großen Gegner in der Champions League (Juventus, Manchester) ebenso in dieser Saison sieglos wie gegen die nominellen Top-Gegner in Deutschland (Bayern, RB Leipzig) und auch gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal gewann man erst im Elfmeterschießen.

    Ein durchaus großes Problem - und dennoch stand für Kovac fest: "Wir sind sicherlich eine sehr gute Bundesligamannschaft", aber: "Wir haben noch nicht dieses Niveau dieser Mannschaften [Bayern, Manchester, Anm. d. Red.], das muss man ehrlich so sagen. Wir wollen dahin und dafür müssen wir arbeiten!"

  • BVB, Spielplan: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund

    TerminSpiel
    8. November, 15.30 UhrHamburger SV - BVB (Bundesliga)
    22. November, 15.30 UhrBVB - VfB Stuttgart (Bundesliga)
    25. November, 21 UhrBVB - FC Villarreal (Champions League)