Da Aue für das Wintertrainingslager einen Zeugwart brauchte, bot der Verein ihm eine entsprechende Aushilfsstelle an. "Das Ganze war für mich natürlich sofort interessant. Ich musste das aber erst bei Kaufland abklären. Als ich dort anrief und um zehn Tage Urlaub bat, wurde der mir glücklicherweise gewährt. Drei Tage später sind wir in die Türkei losgeflogen", erinnert sich Käßemodel.
Wie man beim FC Erzgebirge eigentlich ausgerechnet auf ihn gekommen sei? "Man hat es mir einfach zugetraut. Ich würde mich als zuverlässig, belastbar und unkompliziert im Umgang beschreiben. Zudem war ich jung, flexibel und hatte als Student auch Zeit", erklärte Käßemodel, seinerzeit 27 Jahre alt.
Aus der Aushilfe beim Trainingslager ergab sich, dass er bis zum folgenden Sommer auch bei Auswärtsspielen dabei war und weiterhin als Zeugwart arbeitete. Als Aue am Ende der Saison 2015/16 der direkte Wiederaufstieg aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga gelang, brauchte es dann einen hauptamtlichen Zeugwart. Und Käßemodel hatte sich derart bewährt, dass er die Stelle bekam.
Doch - zumindest auf dem Papier - blieb es eben nicht bei der Tätigkeit als Zeugwart. Denn Aue benötigte für die Saison 2016/17 noch einen von der Ausländerregelung vorgeschriebenen vierten sogenannten Local Player, der im Alter zwischen 15 und 21 vier Jahre lang vom Verein ausgebildet wurde. Und da Käßemodel diese Voraussetzungen ja erfüllte, kam man auf ihn und klärte die Sache auf zwar sehr ungewöhnlichem, aber kurzem Dienstweg - und der Zeugwart unterschrieb plötzlich einen Profivertrag.
"Ich bekam auch offizielle Spielkleidung und Autogrammkarten. Meine Trikots von damals liegen bei mir heute natürlich noch im Schrank", sagte Käßemodel. Von der Anfrage sei er zunächst "perplex und überrascht" gewesen. "Gleichzeitig war ja von Beginn an klar, dass ich weder mit dem Team trainieren noch zum Einsatz kommen werde. Niemand von uns konnte sich zudem zu dem Zeitpunkt ausmalen, welch extreme Wirkung dieser Schachzug noch entfalten würde."
Seine Aufgaben als Zeugwart wurden indes immer umfangreicher: "Ich war dann auch so etwas wie Teammanager", beschreibt Käßemodel, der aktuell weiterhin die U15 von Aue trainiert. Zwei Jahre lang war er offiziell Profi beim FC Erzgebirge - und natürlich hegte er insgeheim die Hoffnung, möglicherweise mal in einem Zweitligaspiel im Kader zu stehen oder gar eingewechselt zu werden. Schließlich hatte er ja auch einst an der ersten Mannschaft geschnuppert und verfügte durch seine Zeit bei Aues B-Team über reichlich Oberliga-Erfahrung.
"Ich weiß nicht, ob wir es wirklich durchgezogen hätten, aber wir sprachen schon darüber, mich mal für fünf Minuten zu bringen", verriet Käßemodel. Und offenbar hätte es bei einer günstigeren Konstellation tatsächlich zu einem Einsatz kommen können: "Dann war es aber so, dass wir in meiner ersten Saison vor dem letzten Spieltag in Düsseldorf leider noch nicht gerettet waren. Das wäre der Höhepunkt gewesen", blickte Käßemodel zurück.