"Wir können uns sehr gut ergänzen": Sorgt Nicolas Jackson für eine Systemumstellung beim FC Bayern München?

Sicher qualifiziert ist Senegal derweil bereits für den Afrika Cup am Jahreswechsel. Senegals Auftaktspiel steigt am 23. Dezember. Dem FC Bayern wird die teure Leihgabe des FC Chelsea somit zum Hinrunden-Abschluss gegen den 1. FC Heidenheim am 20. Dezember fehlen und dann, je nach Turnierverlauf, noch bei bis zu drei weiteren Spielen im Januar. 

Auch deshalb erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass zusätzlich zur Leihgebühr in Höhe von 16,5 Millionen Euro auch noch die 65 Millionen teure Kaufpflicht greift. "Das muss nur bezahlt werden, wenn er 40 Spiele von Beginn an macht", verriet Uli Hoeneß am Sonntag bei Sport1. "Die macht er nie, da brauchen Sie sich keine Sorgen machen." Nach Informationen des Kicker sind Partien im DFB-Pokal in dieser Rechnung sogar ausgenommen. In der Bundesliga und der Champions League wird der FC Bayern im weiteren Saisonverlauf maximal 49 Partien bestreiten. Aus der Kaufpflicht wird somit vermutlich eine risikolose Kaufoption.

Noch ist ohnehin unklar, wie Trainer Vincent Kompany genau mit Jackson plant. Als klassischer Vertreter für Harry Kane, damit dieser mehr Pausen bekommt und in der entscheidenden Phase der Saison voll auf der Höhe ist? Im vergangenen Frühling wirkte Kane beim Champions-League-Aus gegen Inter Mailand überspielt. Oder soll Jackson eine Startelf-Ergänzung neben dem gesetzten Mittelstürmer sein? Oder gar eine zusätzliche Option für die Flügel? Vermutlich alles ein bisschen.

Am naheliegendsten ist eine Rolle als klassischer Kane-Ersatz. Beide weisen ähnliche Spielweisen auf, lassen sich gerne ins Mittelfeld fallen. Mit seinem deutlich höheren Tempo stößt Jackson anschließend aber meist wieder schneller nach vorne. Jackson erreichte in der vergangenen Saison einen Topspeed von 35,2 km/h, Kanes Bundesliga-Bestwert in dieser Saison liegt bei nur 30,78 km/h. Physisch unterscheiden sie sich: Bei einer ähnlichen Körpergröße (Kane 1,88 Meter; Jackson 1,87 Meter) wiegt Jackson sieben Kilo weniger als Kane.

Kane hat seine Torjäger-Qualitäten bis dato dagegen deutlich konstanter unter Beweis gestellt. Jackson verzeichnete in 48 Einsätzen für den FC Villarreal 13 Tore und in 81 für Chelsea 30. Gute, aber keine herausragenden Werte. Durchschnittlich bereitet Kane zudem mehr Tore vor als Jackson.

Um regelmäßig in der Startelf zu stehen, müsste Jackson wohl eine Doppelspitze mit Kane bilden - wofür er bereits öffentlich wirbt. "Wir sind zwei Stürmer, die sich auf dem Platz sehr gut ergänzen können", sagte Jackson in einem Interview mit Tuttosport. "Ich hoffe, von ihm lernen zu können, sein Spiel zu ergänzen und eine starke Verbindung auf dem Platz aufzubauen."

Sofern Jackson tatsächlich neben Kane in die Startelf rückt, wäre eine Systemumstellung vom gewohnten 4-2-3-1 zu einem 4-4-2 die Folge. Wobei die Münchner in der Frühphase der Saison mit Kane und Serge Gnabry zumindest situativ ohnehin schon so gespielt haben. Der formstarke Gnabry wäre es wohl auch, der bei Jacksons Startelf-Integration weichen müsste.

Interessant wird es spätestens beim Comeback des aktuell verletzten Jamal Musiala. Zuletzt nährte er Hoffnungen, dass es noch in diesem Kalenderjahr soweit sein könnte. Musiala dürfte seinen Stammplatz zurückbekommen. In wichtigen Spielen führt in der Offensive dann wohl kein Weg am Quartett Kane, Musiala, Michael Olise und Luis Diaz vorbei - sofern alle fit sind.

Theoretisch käme Jackson auch als Vertreter für die beiden Flügelstürmer in Frage. Tatsächlich spielte er in der Jugend meist auf den Außenbahnen - links wie rechts -, seinen Durchbruch feierte er aber erst nach der Versetzung ins Zentrum. "Der Wendepunkt war, als wir seine Position geändert haben", erzählte Miguel Alvarez, sein ehemaliger Trainer bei der zweiten Mannschaft von Villarreal, mal dem Guardian. Auf den Flügeln sei Jackson "zu weit weg von den Bereichen, in denen er wirklich Schaden anrichten kann: den letzten 30 Metern. Wir haben ihn dann als Stürmer eingesetzt und er war überragend."

Der Positionswechsel erfolgte gegen Ende der Saison 2021/22. Als Teil einer neugebildeten Doppelspitze stieg der damals 21-Jährige mit Villarreal B in die zweite Liga auf - und dann zum Stammstürmer der ersten Mannschaft, wo er jedoch einen durchwachsenen Start hinlegte. In seinen ersten 14 Ligaeinsätzen in der Saison 2022/23 gelangen ihm, meist aus einem 4-4-2, nur zwei Treffer.

Nach einer längeren Verletzungspause und einer Systemumstellung zu einem 4-2-3-1 drehte Jackson plötzlich auf. In den acht abschließenden Spielen netzte er neunmal und zog daraufhin für 37 Millionen Euro zum FC Chelsea weiter. Auch dort kam er zumeist als Solospitze in einem 4-2-3-1-System zum Einsatz, ehe er im Stürmer-Ranking zurückfiel und an den FC Bayern verliehen wurde.