Seit der Absage von Florian Wirtz sucht der FC Bayern mit Priorität einen neuen Linksaußen. Rafael Leao, Christopher Nkunku, Kaoru Mitoma, Eberechi Eze, Cody Gakpo: Die Namen möglicher Kandidaten fliegen aktuell wie Palatschinken durch die Gerüchteküche. Neuerdings auch die von Bradley Barcola und Nico Williams.
Getty Images SportWiederholt sich Geschichte beim FC Bayern München wegen Nico Williams? "Das hatte es im Weltfußball noch nie gegeben"
Im Vergleich zu den anderen Kandidaten hat Athletic Bilbaos Williams einen großen Vorteil: Wie es in der spanischen Primera Division vorgeschrieben ist, verfügt er über eine festgeschriebene Ausstiegsklausel. Diese liegt für seine Qualitäten bei verhältnismäßig moderaten 60 Millionen Euro. Heißt: Die Münchner müssten sich lediglich mit Williams einigen, Verhandlungen mit Bilbao wären nicht nötig.
Williams, der im Trikot der spanischen Nationalmannschaft zuletzt beim Nations-League-Halbfinale gegen Frankreich groß aufspielte, kann sich dem Vernehmen nach einen Wechsel nach München prinzipiell vorstellen, soll aber ein sehr hohes Gehalt verlangen. Im Raum steht eine Summe von rund 25 Millionen Euro. Damit würde er neben Jamal Musiala und Harry Kane in den Kreis der absoluten Topverdiener aufsteigen.
Nach dem EM-Titel vergangenen Sommer bemühte sich der FC Barcelona vergeblich um Williams. Nun ist neben dem FC Bayern angeblich auch der FC Arsenal an einer Verpflichtung interessiert. Bei ihrer Suche nach neuen Flügelstürmern sollen die Gunners dem Vernehmen nach auch die beiden Münchner Leroy Sane (ablösefrei) und Kingsley Coman (Vertrag bis 2027) auf der Liste haben.
Bilbao hofft unterdessen auf eine Vertragsverlängerung mit Williams über 2027 hinaus. Samt deutlicher Anhebung seines Gehalts sowie seiner Ausstiegsklausel. Reizvoll für Williams: Aufgrund des vierten Tabellenplatzes in der Primera Division könnte der 22-Jährige kommende Saison mit seinem Jugendklub erstmals in der Champions League spielen.
GettyImagesFC Bayern: Der komplizierte Transfer von Javi Martinez
Sollte der FC Bayern tatsächlich ernsthaft in den Poker um Williams einsteigen, dürften Erinnerungen an den Sommer 2012 wach werden. Damals holten die Münchner letztmals einen Spieler aus Bilbao: Javi Martinez für die festgeschriebene Ablösesumme von 40 Millionen Euro. Nie zuvor zahlte ein Bundesligist mehr für einen Neuzugang. Aber nicht nur deshalb schrieb der FC Bayern mit diesem Transfer Fußballgeschichte.
"Bei allen vorherigen Klausel-Transfers hat der abgebende Verein kooperiert und am Ende gab es einen gemeinsamen Vertrag. Das macht es deutlich einfacher, einen Transfer juristisch, administrativ und finanziell abzuwickeln", erinnerte sich Michael Gerlinger neulich im Interview mit SPOX. "Athletic Bilbao hat damals aber jegliche Kommunikation mit uns - ob mündlich oder schriftlich - abgelehnt. Das hatte es im Weltfußball bei einem Transfer davor noch nie gegeben."
Als Direktor Recht des FC Bayern kümmerte sich Gerlinger um den Transfer und betrat dabei Neuland. "Ich weiß noch, wie ich mit Javi und seinen beiden Beratern in Madrid saß und wir überlegt haben, wie wir das jetzt umsetzen. Das war spannend", berichtete Gerlinger. "Javi war cold as ice. Ich war sehr viel nervöser als er." Letztlich kündigte der zu diesem Zeitpunkt 23-Jährige bei Bilbao und kaufte sich durch die Hinterlegung der festgeschriebenen Ablösesumme aus seinem Vertrag.
Nach dem finalen Durchbruch wurde entsprechend gefeiert. "Javi hat auf dem Weg zum Flughafen Chicken Wings und Pizza eingekauft. Im Flugzeug haben wir gespeist und mit Sekt gefeiert." Die Feierlichkeiten waren berechtigt, die Mühen sollten sich auszahlen: Martinez stabilisierte das Münchner Mittelfeld entscheidend, am Ende seiner ersten Saison stand das Triple.
FC Bayern: Der "Bilbao-Betonkopf" trat 2018 ab
Wiederholt sich das Transfer-Theater nun bei Williams? Die damaligen Entscheidungsträger der beiden Klubs sind jedenfalls nicht mehr im Amt. Gerlinger verließ den FC Bayern 2023 und arbeitet mittlerweile als Generaldirektor für die Klubs der Eagle Football Group, darunter Olympique Lyon. Sportvorstand Matthias Sammer ist bereits seit 2016 weg. Auch Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge haben offiziell keine operativen Posten mehr, wirken aber weiterhin im Hintergrund mit.
Hauptverantwortlich für Bilbaos harten Kurs bei Martinez war Präsident Josu Urrutia, von der Bild als "Bilbao-Betonkopf" tituliert. Urrutias Amtszeit endete zwar 2018, sein seit 2022 amtierende Nachfolger heißt aber verdächtig ähnlich: Jon Uriarte.



