Mathis Albert DortmundGetty/GOAL

"Wenn er so weitermacht, wird seine Zukunft sicher rosig": Ein 16-Jähriger ist beim BVB schon zu gut für die U19

Wenn ein junger Nachwuchsspieler bereits im Alter von 15 Jahren einen bis 2030 datierten Vertrag mit "Nike" besitzt, scheint sich der renommierte Ausrüster etwas dabei gedacht zu haben. Es ist die Wette auf eine besondere Persönlichkeit, die in Zukunft eine dominante Rolle in der Welt des Profifußballs einnehmen könnte.

  • So weit ist es beim seit Mai 16-jährigen Mathis Albert freilich noch lange nicht. Am wichtigsten ist aber jetzt sowie auch künftig, dass die Richtung stimmt und idealerweise eine exponentielle Entwicklung fortschreitet. Und das tut es beim US-Amerikaner aus der Jugendabteilung von Borussia Dortmund.

    Man muss ihm nur beim Spielen zusehen, dann wird schnell klar: Albert hat etwas Besonderes. Er ist aktuell das mit weitem Abstand größte Juwel im NLZ des BVB. Längst spielt er für Dortmunds U19. Dort trifft Albert mitunter auf drei Jahre ältere Gegenspieler.

    Probleme bereitet ihm das nicht, der offensive Linksaußen hat seit Saisonbeginn mächtig aufgedreht. Bei 15 Torbeteiligungen, neun eigenen Treffern und sechs Vorlagen, steht Albert nach neun Pflichtspielen für das Team des neuen Trainers Felix Hirschnagl. Alle 78 Minuten schießt Albert ein Tor für die U19, bislang blieb er lediglich in einer Partie ohne Torbeteiligung. 

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  • Mathis Albert DortmundGetty Images

    Mathis Albert: An elf der 23 Tore der U19 des BVB beteiligt

    Am vergangenen Wochenende schoss Albert bei einem 4:0-Erfolg gegen Schott Mainz erstmals drei Tore für die Borussia, wodurch er mit sieben Buden in sieben Spielen an die Spitze der Torschützenliste in der aus sieben Mannschaften bestehenden Gruppe H der U19-DFB-Nachwuchsliga sprang. An elf der bislang 23 geschossenen Tore seines Teams war Albert direkt beteiligt.

    Das liest sich für einen 16-Jährigen absolut hervorragend und ist noch erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Albert keine gemeinsame Vorbereitungszeit mit seinem Team genoss. Das lag daran, dass ihn Profitrainer Niko Kovac mit zur Klub-WM in sein Heimatland nahm - als jüngsten Spieler des gesamten Turniers.

    "Es ist beeindruckend, wie er die Situation bei der U19 nach der Klub-WM gleich angenommen hat, wie schnell er eine Connection zu allen hergestellt, wie schnell er seinen Rhythmus gefunden hat", sagte Hirschnagl kürzlich den Ruhr Nachrichten.

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    "Hinter ihm waren viele her": BVB verlängerte langfristig mit Mathis Albert

    In den USA blieb Albert zwar wenig überraschend ohne Einsatz, doch es war für ihn der nächste wichtige Schritt auf dem steinigen Weg Richtung Seniorenfußball. Und er hat schnell gemerkt, dass dort der Hase anders läuft als im Nachwuchsbereich.

    "Die ersten paar Trainingseinheiten waren auf jeden Fall sehr anspruchsvoll. Manchmal muss man sich einfach zurücklehnen und sagen: 'Verdammt!'", sagt Albert gegenüber SPOX und erinnert sich an eine Episode im Training: "Julian Ryerson spielte als rechter Außenverteidiger und ich als Flügelspieler. Bei meiner ersten Bewegung versuchte ich nach links zu gehen - und er hat mich einfach umgerannt. Ich bin zu Boden gefallen, es war verrückt. Aber auch die Geschwindigkeit, mit der gespielt wird, wie schnell die Entscheidungen getroffen werden."

    Albert hat in seinem jungen Alter noch ausreichend Zeit, in diesem Prozess die entscheidenden Schritte voranzukommen. Dass er die dafür nötigen Anlagen mitbringt und man es ihm auch zutraut, ist schon einmal eine gute erste Voraussetzung dafür. Nachdem er im Sommer 2024 aus der Akademie von Los Angeles Galaxy zum BVB kam, fackelten die Verantwortlichen nicht lange und gaben Albert im vergangenen Juni einen Profivertrag von langfristiger Dauer. "Hinter ihm waren viele Mannschaften her. Er ist ein außergewöhnliches Talent. Wir wollen ihn so schnell wie möglich an den Profi-Bereich heranführen", sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken in einer DAZN-Dokumentation.

  • 1. FC Heidenheim 1846 v Borussia Dortmund - BundesligaGetty Images Sport

    Niko Kovac: "Wenn er so weitermacht, wird seine Zukunft sicher rosig"

    Einen Schnellschuss wird es diesbezüglich aber nicht geben. "Wir registrieren das, wir kriegen das mit. Die Entwicklung ist da, muss aber auch stetig sein", sagte Kovac zuletzt über den Youngster. "Jetzt ist es sicherlich noch etwas verfrüht, ihn bei uns anzusiedeln. Das muss alles Schritt für Schritt gehen. Man darf nichts übers Knie brechen. Wenn er so weitermacht, wird seine Zukunft sicher rosig."

    Vielmehr sieht Dortmunds Plan mit Albert vor, sollte seine Entwicklung in den nächsten Monaten nicht eklatant ins Stocken geraten, ihn ab der zweiten Saisonhälfte in die U23 in der Regionalliga zu integrieren. Nach den Eindrücken der bisherigen Saison wäre dies ein sinnvoller Schritt, denn der 16-Jährige scheint schon jetzt zu gut für die U19 zu sein.

    Albert bringt ein vielseitiges Portfolio an Stärken mit, das aus ihm einen exzellenten Offensivspieler macht. Der Rechtsfuß führt den Ball sehr eng und hat extrem schnelle Drehungen und Wendungen drauf, um abrupt die Richtung zu wechseln. Alberts Antritt und Explosivität sind überragend, er wirft sich furchtlos in Eins-gegen-eins-Duelle und beweist dabei eine große Resilienz. Er strahlt ganz grundsätzlich ein großes Selbstvertrauen in sein Spiel aus, seine Bewegungsabläufe kommen äußerst geschmeidig daher.

  • Mathis Albert DortmundGetty Images

    Berater von Mathis Albert: "Dortmund war ein Traumverein"

    "Mit Ball findet Mathis immer eine Lösung. Er macht weite Wege und zeigt, dass er vorangehen möchte. Was mir an ihm imponiert, sind seine Umtriebigkeit und Freilaufbewegungen, auch wie er die Bälle fordert, wenn wir in Ballbesitz sind", sagte Trainer Hirschnagl, der ihm auch hinsichtlich der Defensivläufe und -zweikämpfe sowie beim Anlaufen Fortschritte attestierte.

    All diese Fähigkeiten blitzten schon in frühen Jahren bei Albert auf. Bereits mit 13 gastierte er zum Probetraining bei Paris Saint-Germain. Seine Familie - die mit deutschem Pass ausgestattete Mutter und sein französischer Vater - lehnte zu diesem Zeitpunkt einen Wechsel über den großen Teich jedoch ab. Auch eine Einladung des FC Barcelona schlug man deshalb aus.

    Dass der BVB das Rennen um Albert machte und ihn ohne Ausbildungsentschädigung trotz seiner Minderjährigkeit verpflichten konnte, funktionierte deshalb, weil Papa und Mama Albert vor dem Umzug in die USA bereits viele Jahre in Deutschland lebten und der Vater einen Job in Düsseldorf fand. "Dortmund war ein Traumverein und es ergab Sinn. Wir hatten nie einen konkreten Plan, wohin er gehen würde, aber alles fühlte sich einfach richtig an", sagt Alberts Berater Jeevi Rai zu SPOX.

  • Mathis Albert BVBIMAGO / Patrick Ahlborn

    Mathis Albert: Siebtjüngster Torschützen der Youth League

    Albert wohnt seitdem im Jugendhaus des BVB, geht auf eine deutsche Schule und paukt die Sprache. "Es gibt so viele kleine Regeln", nennt er den für ihn größten Unterschied zwischen den USA und Deutschland, "aber ich habe sie gelernt und kann sie jetzt auch irgendwie verstehen. Jetzt bin ich gut darin, aber am Anfang hatte ich ein wenig Schwierigkeiten."

    Dazu verletzte sich Albert früh am Fuß und musste einige Wochen pausieren. Sein Debüt für die U19 hatte dann auch Licht und Schatten zu bieten: Beim Derby gegen Schalke (3:3) traf er zwar direkt zur Führung, verschuldete anschließend jedoch einen Elfmeter und hing auch beim zweiten Gegentor mit drin. Zweieinhalb Wochen später avancierte Albert dann jedoch durch sein Tor gegen Sturm Graz in der Youth League zum siebtjüngsten Torschützen des Wettbewerbs.

    "Mein Ziel bei jedem Training und Spiel ist es, einfach loszulegen. Ich denke nicht zu viel nach. Ich mache einfach, was ich kann und wenn ich etwas vermassele, versuche ich es einfach noch einmal", sagt er. "Bis heute spielt es keine Rolle, wie groß oder stark man ist, denn ich versuche einfach alles und hoffe und glaube, dass es funktionieren wird. So entwickelt man mit der Zeit Selbstvertrauen."

  • Kylian Mbappe, Mathis AlbertGetty Images

    Vorbild Kylian Mbappe und das Foto beim Dopingtest

    In Bälde wird Albert der Dortmunder U19 allerdings fehlen. Anfang November nimmt er mit den US-Junioren an der U17-WM in Katar teil. Bislang lief der in Greenville im Bundesstaat South Carolina geborene Albert stets für die USA auf, doch dank der Wurzeln seiner Eltern könnte er sich eines Tages auch für Deutschland entscheiden. Der DFB wäre trotz seiner Außenseiterchancen gut beraten, frühzeitig vorstellig zu werden.

    Auch eine Zukunft in der Nationalelf Frankreichs ist bei Albert möglich. Dort könnte er, die entsprechende Entwicklung vorausgesetzt, eines Tages sogar noch mit seinem Vorbild Kylian Mbappe zusammenspielen. Ein erstes Treffen mit dem 26-Jährigen hat bei der Klub-WM schon stattgefunden, wie Albert freudig erzählt: "Er hatte einen Dopingtest. Zusammen mit einem Freund bin ich einfach zu ihm hingegangen und habe um ein Foto gebeten. Mein Freund hat sein Trikot bekommen. Er war ein wirklich netter Kerl."

  • BVB, Spielplan: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund

    TerminSpiel
    1. Oktober, 21 UhrBVB - Athletic Club (Champions League)
    4. Oktober, 15.30 UhrBVB - RB Leipzig (Bundesliga)
    18. Oktober, 18.30 UhrFC Bayern - BVB (Bundesliga)