Musiala PSG BayernGetty Images

Was tun nach dem Musiala-Schock? Der FC Bayern könnte sich an Real Madrid orientieren

Als der FC Bayern München im August vor acht Jahren den 70 Millionen Euro teuren "FC Bayern Campus" eröffnete, das Wunschprojekt von Uli Hoeneß, sagte dieser, er sei stolz und glücklich. Denn: "Ich bin überzeugt, dass wir damit die richtige Antwort auf die Entwicklung im internationalen Fußball geben können, auf den ganzen Transferwahnsinn und die Gehaltsexplosionen."

  • Uli Hoeneß moniert Mangel an eigenen Talenten beim FCB

    Vor acht Monaten nun, nicht Jahren, sagte Hoeneß der Bild: "Ganz klar, wir haben nicht genügend Talente in die erste Mannschaft gebracht." Auch in der gemeinsamen Zeit mit Karl-Heinz Rummenigge an der Spitze des Klubs "haben wir das nicht gut hinbekommen", bilanzierte der heutige Ehrenpräsident: "Da müssen wir besser arbeiten."

    Die Einschätzung des Vereinspatriarchen ist vollauf korrekt. Nach dem großen Erfolg mit David Alaba vor vielen Jahren ist es den Bayern seitdem eigentlich nur bei Jamal Musiala und Aleksandar Pavlovic konstant gelungen, am Campus selbst ausgebildete Spieler erfolgreich bei den Profis zu integrieren.

    Doch jetzt fällt ebendieser Musiala viele Monate aus. Was also tun aus Sicht des FCB, um diese große Baustelle im Kader zu schließen: Beim Transferwahnsinn und den Gehaltsexplosionen mitmachen oder sich doch innerhalb der eigenen Belegschaft behelfen?

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  • 1. FC Union Berlin v 1. FC Heidenheim 1846 - BundesligaGetty Images Sport

    FC Bayern München sollte jetzt auf Paul Wanner setzen

    Freilich ist die Meinung, der Rekordmeister müsse nun den Transfer von Wunschspieler Nick Woltemade vom VfB Stuttgart vehement forcieren, nachvollziehbar. Deutlich wilder wäre die von Lothar Matthäus ins Spiel gebrachte Variante, den bereits verabschiedeten Thomas Müller noch einmal zu reaktivieren.

    Eine wirklich mutige, konsequente und gleichsam sportlich durchaus denkbare Entscheidung ist jedoch das Gegenteil der Müller-Idee: Der FC Bayern sollte für die kommenden Monate auf sein Eigengewächs Paul Wanner setzen. Der 19-Jährige spielt auf Musialas Position, steht noch bis 2027 unter Vertrag, seine Zukunft ist nach der beendeten Leihe mit dem 1. FC Heidenheim ungeklärt und er wäre sofort verfügbar.

    Zudem würde der Junioren-Nationalspieler, der gerade mit der U21 des DFB EM-Zweiter geworden ist, die zuletzt noch einmal von Sportvorstand Max Eberl mit deutlichen Worten ("Ich weiß nicht, wie oft mir mittlerweile mitgeteilt wurde: Ich muss sparen, ich muss sparen, ich muss sparen - und dann wird mir gesagt, ich muss einen für 80 oder 100 Millionen Euro kaufen.") ins Gedächtnis gerufenen Sparzwänge unterstützen. Das wäre nachhaltiger für Klub und Spieler, anstatt ein teures Transferpaket für einen Neuzugang zu schnüren, der auch nach Musialas Rückkehr noch irgendeinen Platz im Kader finden muss.

  • Paul Wanner 1. FC Heidenheim 2024getty

    FCB sieht in Paul Wanner einen Spieler, "mit dem wir unsere Zukunft planen"

    Die Tendenz bei Wanner ging zuletzt in Richtung einer weiteren Leihe bei einem international tätigen Klub. Europa-League-Teilnehmer VfB Stuttgart wurde gehandelt und würde für ihn zweifelsfrei viel Sinn ergeben. Doch am Neckar hat man sich kürzlich auch Noah Darvich gesichert, dessen Arbeitsbereich dem von Wanner durchaus ähnlich ist.

    Die Bayern müssten Wanner in Bälde einfach glaubhaft machen, dass er ihr Mann für die Zeit ohne Musiala ist. Wanner könnte im Training viel mitnehmen und bekäme wichtige Spielpraxis auf dem Niveau, auf das er möchte und das auch für den Klub bei ihm denkbar ist. Nicht umsonst bezeichnete ihn Sportchef Christoph Freund bereits als einen Spieler, "mit dem wir unsere Zukunft planen, der wichtig werden soll für den FC Bayern München in Zukunft". Die Zukunft ist jetzt.

    Dass so etwas funktionieren kann, hat nicht nur der tief in den roten Zahlen steckende FC Barcelona in der vergangenen Saison bewiesen, als man mit vielen jungen Spielern fabelhaften Fußball bot. Auch Real Madrid wird dieser Tage für seinen Mut belohnt: Mit Gonzalo Garcia schmiss man einen 21-Jährigen ins kalte Wasser, der zuvor nur 61 Pflichtspielminuten bekam und jetzt mit vier Treffern von der Spitze der Torjägerliste der Klub-WM grüßt.

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  • Paris Saint-Germain v FC Bayern München: Quarter-final - FIFA Club World Cup 2025Getty Images Sport

    Beförderung von Paul Wanner könnte Trend unter Vincent Kompany stoppen

    Eine Beförderung von Wanner bei seinem Stammverein hätte auch den Vorteil, dass mit Lennart Karl das größte Talent am Campus noch näher an die Profis rücken könnte. Der 17-Jährige, der bei der Klub-WM 45 Minuten gegen Auckland City (10:0) mittun durfte und seine Anlagen unter Beweis stellte, benötigt mit einem 2026 auslaufenden Vertrag ebenfalls eine sinnvolle Perspektive. Häufigere Kurzeinsätze bei den Profis, von einem neuen Vertrauensbeweis seitens des Klubs untermauert, wären für Karl vermutlich ein echtes Pfund.

    Das würde auch einen Trend unter Trainer Vincent Kompany stoppen. Mit Blick auf seine vorherigen Stationen bei RSC Anderlecht und dem FC Burnley kann man dem Belgier zwar gewiss nicht nachsagen, ein Coach zu sein, der wenig auf junge Talente baut. Doch in München setzte er bislang verstärkt auf bewährte Kräfte.

    In der vergangenen Hinrunde beispielsweise kamen unter ihm nur drei Spieler zum Einsatz, die jünger als 24 Jahre waren und nicht Musiala, Pavlovic oder Michael Olise hießen. Zum Winter wurden diese drei dann verliehen: Mathys Tel nach Tottenham, Adam Aznou zu Real Valladolid und Arijon Ibrahimovic zu Lazio.

  • Paul Wanner Germany U21 2025Getty Images

    Wanner aus Dornbirn statt Augenthaler aus Vilshofen?

    Wanner hat nun 77-mal auf Profiniveau gespielt und schon ausreichend unter Beweis gestellt, dass in ihm herausragendes Talent schlummert. Womöglich wäre nach den Leihen zu Elversberg und Heidenheim ein weiterer Zwischenschritt auf dem Weg nach ganz oben noch etwas sinnvoller. Doch er steht nun einmal beim FC Bayern unter Vertrag, der Klub hat hinsichtlich seiner Zukunft die Hand drauf. Und am Ende soll er idealerweise ja ohnehin genau dort landen.

    "Ich bin jemand, der sehr international denkt, aber am besten ist ein Klaus Augenthaler aus Vilshofen", sagte Hoeneß im Juli vor einem Jahr. "Am besten wäre es, wenn wir deutsche junge Spieler hätten. In diesem Bereich müssen wir uns sehr viel einfallen lassen, da muss etwas passieren."

    Da nun ein Jahr lang noch nicht allzu viel passiert ist: Warum also nicht jetzt mit einem Paul Wanner aus dem österreichischen Dornbirn starten? Weit entfernt ist dort die deutsche Grenze ja nicht.

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