Thomas Muller Bayern 2025Getty Images

Was fehlt dem FC Bayern zu einer Spitzenmannschaft? Das Spiel gegen Holstein Kiel zeigt es deutlich

Vor allem eine konkrete Frage drängt sich auf: Wo ist das Hungergefühl über 90 Minuten beim FC Bayern?

Eine 4:0-Führung gegen einen Aufsteiger und klaren Abstiegskandidaten noch einmal so spannend zu machen, das ist nicht Bayern-Like oder um es in den Worten von Joshua Kimmich zu sagen: "Wir haben in der Hinrunde den Hunger 90 Minuten auf den Platz gebracht und das geht uns jetzt ein wenig ab."

  • FBL-EUR-C1-SHAKHTAR-BAYERN MUNICHAFP

    Ist der FC Bayern eine Spitzenmannschaft? "Die zieht 95 Minuten durch!"

    Man bekam als Bayern-Fan fast ein wenig das Gefühl eines Déjà-vus: Wie schon in der Champions League gegen Slovan Bratislava wurde es auch gegen Holstein Kiel bei einem eigentlich sicheren Sieg noch einmal wild. Diesmal sogar deutlicher knapper als gegen die Slowaken, Steven Skrzybskis Doppelpack in der Nachspielzeit ließ die 75.000 Fans im Stadion und die Bayern-Stars auf dem Rasen zittern. "Keiner von uns ist glücklich, dass wir hier 4:3 gewonnen haben. Wir müssen die Mentalität haben, 90 Minuten zu arbeiten und keine Gegentore zu kassieren", erklärte Jamal Musiala bei Sky. Bayern-Coach Vincent Kompany wechselte früh durch und wollte die Belastung steuern. Geklappt hat das nicht, wie Kimmich unterstreicht: "Wenn es wild wird, sparen wir keine Körner. Auch unter der Woche sind wir einiges gelaufen gegen einen eigentlich nicht so starken Gegner: Das ist unnötig!"

    Die Spitzenmannschafts-Debatte ist spätestens seit der 0:3-Pleite in Rotterdam und den darauffolgenden Worten von Kimmich ein Thema. Zum Vergleich: Meisterschaftskonkurrent Leverkusen kassierte nur die Hälfte an Gegentoren, europäische Topklubs wie Liverpool oder Real Madrid sogar noch weniger. Kimmich selbst will zwar die Debatte nicht erneut eröffnen, fand aber klare Worte: "Eine Spitzenmannschaft zieht 95 Minuten ihr Ding durch." Das hat der FC Bayern gegen Kiel nicht getan doch Kimmich bleibt zumindest optimistisch: "Das haben wir schon gezeigt und das werden wir auch wieder zeigen."

  • Werbung
  • Vincent Kompany, Trainer FC BayernGettyImages

    FC Bayern: Der Hunger muss zurückkehren

    Zehn Gegentore mussten die Bayern in den vergangenen fünf Partien schlucken, ein Durchschnitt von zwei Gegentoren pro Spiel. Statistiken, mit denen sich Kompany nicht befassen will: "Es macht keinen Sinn jetzt über die Daten zu reden. Wir hatten die vergangenen Woche gute Momente und Momente, die wir verbessern müssen, jetzt haben wir endlich mal eine ganze Woche Training."

    Doch klar ist: In den kommenden möglicherweise entscheidenden Wochen mit den Playoffs in der Champions League und dem Kracher in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen muss die Defensive nicht nur über 80 Minuten stabil stehen. Der Hunger und die Konzentration auf die vollen 90 Minuten muss zurückkehren, auch in den Spielen gegen die vermeintlich Kleinen.

  • FC Bayern München v Holstein Kiel - BundesligaGetty Images Sport

    FC Bayern: Die Rolle von Harry Kane hat sich geändert

    Auffällig im Spiel gegen Holstein Kiel: Harry Kane. Allerdings nicht, weil er das Spiel wie ein Superstar an sich gerissen hat, oder mit traumhaften Aktionen das Spiel entschied. Der Engländer fand mit 22 Ballkontakten wenig Zugriff auf die Partie, am Ende stehen dennoch zwei Tore mehr auf dem Konto des Bundesliga-Toptorschützen, zweimal nickte er eine Flanke ins Tor der Kieler ein. Angesprochen darauf stärkte Kompany Kane den Rücken: "Er hat unglaubliche Qualitäten, wenn es darum geht, Tore zu schießen. Ich wurde oft gefragt, was mit Harry los sei, wenn er kein Tor schoss – er ist immer ruhig geblieben, hat hart gearbeitet und an seine Momente geglaubt. Ich habe gegen Harry gespielt und bin jetzt sein Trainer, er ist einfach beeindruckend."

    Dabei hat sich Kanes Rolle im Spiel der Bayern im Vergleich zur vergangenen Saison unter Thomas Tuchel geändert. Unter Tuchel holte sich Kane die Bälle noch öfter im Mittelfeld ab, war mehr schon im Spielaufbau involviert und initiierte Angriffe. Doch der FC Bayern unter Vincent Kompany spielt deutlich dominanter, Kane ist dabei mehr an den Strafraum gebunden und weniger ins Spiel eingebunden. Zwischen Ende November und Ende Januar blieb der 31-Jährige dabei fast zwei Monate ohne ein Tor aus dem Spiel heraus.

  • FC Bayern München v SK Slovan Bratislava - UEFA Champions League 2024/25 League Phase MD8Getty Images Sport

    FC Bayern: Findet Kane den Rhythmus?

    Manchmal wirkt er fast etwas abgekühlt, doch vor dem Tor bleibt Kane eiskalt oder eben brandheiß: Gegen Kiel stand er zweimal richtig und nickte so traumwandlerisch sicher die Bälle erstmals ins seiner Bayern-Karriere doppelt per Kopf ins Netz, das man denken könnte, er hätte unter "Tiger" Hermann Gerland noch am Kopfballpendel geübt. Das Kane weniger im Spiel involviert ist, hat also seine Vor- und Nachteile, aber bei 19 Toren in 18 Bundesligaspielen und einem geknackten Torrekord nach 50 Bundesligaspielen muss man sich um Kane wohl erstmal keine Sorgen machen.

    Spannend bleibt dennoch zu sehen, ob dem Stürmer in den wichtigen Partien durch die wenigen Ballaktionen etwas der Spielrhythmus abhanden kommt. Den Hunger nach Toren kann man dem 103-fachen englischen Nationalspieler aber definitiv nicht absprechen.