Im Dezember 2023 riss sich David Alaba das Kreuzband im linken Knie. Es war der Beginn einer beispiellosen Leidenszeit. Die Genesung dauerte mehr als ein Jahr. Diesen Januar feierte er schließlich sein Comeback. Anschließend musste er zwischenzeitlich wegen Adduktorenproblemen passen, ehe es ihn im April nach insgesamt 599 Pflichtspielminuten wieder schlimmer erwischte. Meniskusriss, erneut das linke Knie. Alaba verpasste die Schlussphase der Saison, reiste aber mit der Mannschaft zur Klub-WM in die USA. Noch vor seinem Comeback warf ihn dort eine Muskelverletzung in der linken Wade zurück.
Getty ImagesVertrag aussitzen oder jetzt schon wechseln? David Alaba muss bei Real Madrid eine wichtige Entscheidung treffen
Alaba nur noch fünfte Wahl bei Real
Irgendwann im Laufe des Sommers wird Alaba zurückerwartet - aber spielt er dann überhaupt noch für Real? Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2026, der Klub will ihn spanischen Medienberichten zufolge aber schon in diesem Sommer loswerden. Die Gründe dafür sind klar: Alabas Verletzungsanfälligkeit, sein fortgeschrittenes Alter von 33 Jahren, sein hohes Gehalt von kolportierten 20 Millionen Euro pro Jahr und vor allem die neue Konkurrenzsituation.
Während seiner Abwesenheit dürfte der einstige Stammspieler in der Innenverteidiger-Rangordnung auf Platz fünf abgerutscht sein. Hinter die Routiniers Antonio Rüdiger (32) und Eder Militao (27), hinter die Entdeckung der Vorsaison Raul Asencio (22) und auch hinter Neuzugang Dean Huijsen. Der 20-jährige Spanier, an dem auch der FC Bayern interessiert gewesen sein soll, kam für 62,5 Millionen Euro vom AFC Bournemouth.
Bei der Klub-WM stand Huijsen in den ersten fünf Spielen direkt in der Startelf, ehe er beim Viertelfinal-Sieg gegen Borussia Dortmund die Rote Karte sah. Bereits in der Gruppenphase kassierte Asencio einen Platzverweis. Phasenweise experimentierte Trainer Xabi Alonso mit einer Abwehr-Dreierkette um den gelernten Mittelfeldspieler Aurelien Tchouameni als zentrales Glied.
Getty ImagesDavid Alaba hofft auf seine erste WM-Teilnahme mit Österreich
Alaba steht nun vor einer Grundsatzentscheidung: Soll er entgegen seiner eigentlichen Bestrebungen doch schon diesen Sommer eine neue Herausforderung suchen? Oder seinen hochdotierten Vertrag ohne sichere Aussicht auf regelmäßige Spielzeit aussitzen? In diesem Fall würde er aber gleichzeitig die Chancen auf sein letztes, großes Karriereziel torpedieren: eine Teilnahme an der WM 2026 mit der österreichischen Nationalmannschaft. Dieser Faktor dürfte bei seinen Planungen eine entscheidende Rolle spielen.
Wohl nie seit der letzten WM-Qualifikation Österreichs 1998 standen die Chancen so gut wie diesmal. Das Nationalteam befindet sich unter Trainer Ralf Rangnick im Hoch, das Teilnehmerfeld wurde auf 48 Nationen erhöht und Österreich in eine durchaus machbare Qualifikationsgruppe gelost. Zum Auftakt gelangen zwei Siege gegen Rumänien und San Marino, außerdem geht es noch gegen Bosnien-Herzegowina und Zypern.
Genau wie Real fehlte Alaba zuletzt selbstredend auch der Nationalmannschaft monatelang, bei der erfolgreichen EM 2024 fungierte er immerhin als Rangnicks Co-Trainer. Diesen März feierte er sein Comeback, ehe er erneut ausfiel. Für seine WM-Perspektive braucht er nun dringend Spielpraxis auf Klub-Ebene.
Saudi-Arabien, MLS - FC Bayern? David Alabas Transfer-Optionen
Real würde Alaba dem Vernehmen nach für rund 15 Millionen Euro freigeben, bisweilen ist sogar von einem ablösefreien Abgang die Rede. Es scheint aber noch an konkreten Interessenten zu mangeln. Vor einigen Monaten wurde Alaba mit Al-Ittihad aus Saudi-Arabien in Verbindung gebracht. Dort würde er auf seinen ehemaligen Real-Kollegen Karim Benzema treffen - und müsste wohl keine Gehaltseinbußen hinnehmen. Gerüchte gibt es auch um den MLS-Klub Charlotte FC.
Ohne echte Anhaltspunkte wird aktuell in diversen Medien und Foren von einer möglichen Rückkehr zum FC Bayern fantasiert. Alaba schaffte in München einst den Sprung zum Profi und holte 2013 sowie 2020 das Triple, ehe er sich 2021 ablösefrei nach Madrid verabschiedete. Die Trennung verlief durchaus schmutzig, Bayern-Patron Uli Hoeneß nannte Alabas Berater Pini Zahavi im Zuge dessen einen "geldgierigen Piranha". Später gab es aber auch versöhnliche Worte aller Beteiligten.
GettyFC Bayern: Die Suche nach einem funktionierenden Innenverteidiger-Duo
Für Alaba lohnte sich der Real-Wechsel schnell: Gleich in seiner ersten Saison gewann er als Stammspieler die Champions League und den Meistertitel, es folgte die Copa del Rey 2023. Dann ging es los mit den Verletzungsproblemen, bei den weiteren Titelgewinnen musste er zuschauen. Insgesamt absolvierte Alaba bisher 116 Pflichtspiele für Real, 99 verpasste er. In vier Jahren fiel er insgesamt 630 Tage aus. Zum Vergleich: In seinen elf Profi-Jahren in München waren es nur 559 Tage.
Gemeinsam mit Alaba verließ 2021 auch dessen langjähriger Mitspieler Jerome Boateng den FC Bayern. Seitdem suchen die Münchner vergeblich nach einem funktionierenden Innenverteidiger-Duo. Dayot Upamecano, Matthijs de Ligt und Min-Jae Kim kosteten zwar viel Geld, überzeugten aber (noch) nicht nachhaltig.
Für die neue Saison plant Trainer Vincent Kompany mit Upamecano und Neuzugang Jonathan Tah. Alternativ stehen der flexible Josip Stanisic, der aktuell noch verletzte Hiroki Ito und Kim zur Verfügung. Kim könnte den Klub aber noch verlassen, in diesem Fall bräuchte es einen Ersatz. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sich der FC Bayern in diesem Fall um einen teuren, verletzungsanfälligen Routinier wie Alaba bemüht. Als wahrscheinlicher gilt die Verpflichtung eines entwicklungsfähigen Spielers wie dem zuletzt gehandelten 21-jährigen Portugiesen Renato Veiga vom FC Chelsea.

