Das ist nur ein konkretes Beispiel, das zeigt, wie komplex solche Verlängerungsprozesse sein können. Auf Coman und Sané lässt sich diese Argumentation ziemlich genau übertragen, bei beiden gab es damals die große Hoffnung, sie würden ihre Konstanzprobleme in den Griff bekommen - und echte, lohnenswerte Alternativen waren auf dem Markt rar.
Hätte Bayern dennoch wenigstens einen der drei Flügelspieler abgeben können, um frischen Wind reinzubekommen? Rückblickend betrachtet wäre das eine Option gewesen. Doch auch die damaligen Trainer (erst Hansi Flick, dann Julian Nagelsmann) waren wohl überzeugt von der Qualität dieser Spieler - und die Kritik an ihnen spielte sich eben auf hohem Niveau ab.
Selbst bei Goretzka, der aktuell als eine Art Paradebeispiel für die vermeintlich verfehlte Gehaltspolitik der Bayern angeführt wird, ist es komplizierter als die bloße Kritik an seiner Verlängerung im September 2021. Der gebürtige Bochumer spielte eine überragende Saison 2019/20, in der er als Mittelfeldspieler an 19 Toren in 38 Partien direkt beteiligt war. Auch in der Saison 2021/22 kam er auf 16 Torbeteiligungen in 32 Spielen.
Goretzka war Stammspieler, genoss in Deutschland ein ganz anderes Ansehen als heute. Kritik an ihm war die Ausnahme, wenngleich es hier und da erste kritische Laute zur Doppelsechs mit Kimmich gab und auch die Verletzungsanfälligkeit ein Thema war. Dennoch war man beim FC Bayern überzeugt von der Qualität des ehemaligen Schalkers - und dafür gab es eben gute Gründe.
Zu denen zählt auch die generelle Teamdynamik. Als die Münchner 2020 das Triple holten, wurde vielerorts das besondere Verhältnis der Generation rund um Kimmich gelobt. Es galt als eines der Erfolgsgeheimnisse. Erst als der Erfolg weniger wurde, gab es Kritik daran. Zum damaligen Zeitpunkt hätte ein Verkauf von nur einem dieser Spieler die Stimmung und Dynamik innerhalb des Teams komplett verändern können. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko.
Aber auch der FC Bayern hatte großen Anteil daran, dass es für die jeweiligen Spieler nicht optimal lief. Die ständigen Wechsel auf der Trainerbank, die Transferpolitik, die nicht richtig durchblicken ließ, welche Art von Fußball man überhaupt spielen will - das Vorgehen der sportlichen Führung wirkte mitunter etwas kopflos. Da hatten es selbst eher konstante Spieler wie Kimmich schwer, ihre beste Leistung zu zeigen.