Roman ZozulyaImago

"Vallecas ist kein Ort für Nazis": Als Rayo Vallecanos Fans einen wohl rechten Spieler aus dem Verein trieben

Linksverteidiger müssen auf dem Platz gegen Rechtsaußen spielen. Bei Rayo Vallecano wurde das Duell zwischen links und rechts im Jahr 2017 politisch.

Als der Verein aus Madrid damals Roman Zozulya verpflichten wollte, fanden einige wohl linksextreme Ultras heraus, dass sich Zozulya in rechten Kreisen bewegt - und sorgten mit ihrem Einfluss dafür, dass der Stürmer keine einzige Minute für den Verein spielte.

  • GERMANY ONLY: RAYO VALLECANO FANSImago

    Ultras recherchieren angebliche Verbindungen Zozulyas

    Rayo Vallecano ist einer von zahlreichen Vereinen in der spanischen Hauptstadt Madrid - jedoch ein einzigartiger und besonderer.

    2017 wollte der spanische Verein einen ukrainischen Stürmer ausleihen: Roman Zozulya, ausgebildet bei Dynamo Kiew, hatte bereits seit einem Jahr bei Real Betis in Sevilla Erfahrung in Spanien gesammelt. Einige Anhänger recherchierten über den Spieler und waren sich sicher: Zozulya hat Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen. Einige linksextreme Ultras des Vereins bezeichneten ihn schnell als Nazi-Sympathisanten und Faschisten.

    Das Stadion von Rayo Vallecano befindet sich in Vallecas, dem größten Stadtteil Madrids. Ein Stadtteil, in dem die Einwohner traditionell für progressive Parteien stimmen und gegen das Franco-Regime waren. Wer hier den Anschein machte, rechts zu sein, bekam also schnell Probleme.

  • Werbung
  • Rayo Vallecano y ZozulyaGoal

    Fotos bringen Roman Zozulya in Schwierigkeiten

    Die Fans fanden zahlreiche Bilder von Zozulya. Auf einem der Fotos trägt er ein Tuch mit dem Bild von Stepan Bandera, einem 1959 in München ermordeten ukrainischen Nationalisten, der Teil des rechtsextremen, terroristischen Flügels war.

    Zozulya sagte, dass das Bild "einfach seine Aufmerksamkeit erregt" habe, weil er dachte, dass er Bandera äußerlich ähnele. Zozulya wurde auch wegen eines Fotos angeklagt, auf dem er ein Basketballtrikot mit der Nummer 18 trug, während er auf eine Anzeigetafel zeigte, auf der das Ergebnis 14-88 angezeigt wurde.

    Beide Zahlen werden oft mit der Nazi-Symbolik in Verbindung gebracht: 18 bezieht sich auf den ersten und achten Buchstaben des Alphabets (A und H), in Anlehnung an Adolf Hitler, und 88 gilt als Code für "Heil Hitler". Darüber hinaus wurde ein Foto von Zozulya verbreitet, auf dem er wohl mit ukrainischen Paramilitärs posiert.

    Die Zeit schrieb 2017 trotzdem vom "falschen Nazi" und erklärte, diese Recherchen seien zu oberflächlich. Banderas Organisation habe auch gegen die Wehrmacht und die Sowjetarmee gekämpft.

  • Zozulya Rayo Vallecano AlbaceteLaLiga.es

    Proteste bei Zozulyas Rückkehr nach Vallecas

    Nach seiner Ankunft beschloss Zozulya, einen offenen Brief an die Fans von Rayo Vallecano zu schreiben, in dem er jegliche Verbindungen zu Neonazi-Gruppen bestritt.

    Bei seinem ersten Training erschienen Fans mit Bannern, auf denen stand: "Vallecas ist kein Ort für Nazis". Der Klub beschloss schnell, den Leihvertrag aus Sicherheitsgründen aufzulösen. Auch die Schickeria-Ultras des FC Bayern München schlossen sich den Protesten damals an.

    Die Geschichte zwischen Zozulya und Rayo Vallecano war jedoch noch nicht zu Ende. Zwei Jahre später standen sich die beiden Parteien erneut gegenüber, dieses Mal spielte der Stürmer für Albacete gegen Rayo. Es war das erste Mal seit seinem Weggang, dass Zozulya nach Vallecas zurückkehrte. Die Fans hatten ihn offensichtlich nicht vergessen. "Zozulya ist ein verdammter Nazi", schallte es von den Tribünen. Kurz vor der Halbzeit unterbrach der Schiedsrichter das Spiel vorübergehend. Über die Lautsprecher wurde gefordert, diese Rufe zu unterlassen.

  • ENJOYED THIS STORY?

    Add GOAL.com as a preferred source on Google to see more of our reporting

  • Zozulya bleibt in Spanien

    Das Spiel wurde fortgesetzt, aber als beide Teams zur Pause in die Kabine gingen, passierte in der Kabine etwas. Fünfzehn Minuten später berichtete der lokale Radiosender Cadena Ser, dass die Vereinsführungen von Albacete und Rayo Vallecano gemeinsam beschlossen hatten, die zweite Halbzeit nicht zu spielen.

    Laut Aussage des Vereins war Zozulya verzweifelt und habe in der Umkleidekabine geweint. Die zweite Halbzeit wurde schließlich erst einige Monate später ausgetragen - wegen der Corona-Pandemie ohne Fans. Dennoch hatten die Rayo-Fans ein Banner mit deutlichen Worten für Zozulya aufgehängt.

    Nach seiner Zeit in Albacete spielte Zozulya für Fuenlabrada, bevor er seine Karriere 2023 beim spanischen Zweitligisten Rayo Majadahonda beendete. Seine Zeit bei Rayo Vallecano, mit all den damit verbundenen Kontroversen, bleibt das bekannteste Kapitel seiner Karriere.

    Zozulya hat oft gesagt, dass er sich missverstanden fühlt. "Zuerst nannten sie mich einen Faschisten, dann einen Nazi, und kürzlich nannten sie mich sogar einen Rassisten und einen Kommunisten", sagte er im Gespräch mit GOAL.

0