Eintracht Frankfurt v FC Bayern München - BundesligaGetty Images Sport

Unverhoffte Chance - oder doppelt bitter? Internationale Transferposse könnte Auswirkungen auf den FC Bayern haben

Feyenoord Rotterdam und Al-Nassr hatten sich auf eine Ablösesumme von rund 40 Millionen Euro für David Hancko geeinigt, der 27-jährige Innenverteidiger aus der Slowakei und sein vermeintlich neuer Klub waren sich längst einig. Alles schien ausgemacht. Also kündigte Hancko seine Wohnung in Rotterdam und reiste gemeinsam mit seiner schwangeren Frau und seinem Sohn ins österreichische Saalfelden, wo Al-Nassr gerade ein Trainingslager abhielt.

  • Dort angekommen, folgte die Überraschung: Die Saudis wollten vom vereinbarten Transfer plötzlich nichts mehr wissen. "So etwas hat es noch nie gegeben", klagte Feyenoords Pressesprecher Raymond Salomon. "Es ist skandalös, wie die Leute von Al-Nassr mit David umgegangen sind." Zurück nach Rotterdam musste Hancko aber nicht, wenige Stunden später unterschrieb er nämlich bei Atletico Madrid.

    Dieser Blitz-Transfer versetzte derweil Renato Veiga in eine ähnliche - aber immerhin nicht ganz so dramatische - Situation, wie die, in der sich zuvor Hancko befunden hatte. Veiga stand zu diesem Zeitpunkt nämlich vor einem Wechsel vom FC Chelsea zu Atletico. Spieler und Klub waren sich einig. Es liefen nur noch finale Gespräche über die Ablösesumme, die sich bei etwa 40 Millionen Euro einpendeln sollte.

    Nun aber witterte Atletico plötzlich eine Chance auf eine Verpflichtung des einstigen Wunschspielers Hancko. Feyenoord hatte die angedachten Saudi-Einnahmen für Hancko schon anderweitig verplant und musste ihn demzufolge dringend verkaufen. Atletico schlug zu, bekam Hancko für lediglich 26 Millionen Euro und sparte sich somit eine beträchtliche Summe im Vergleich zu einem möglichen Veiga-Transfer.

    Rund zwei Wochen ist diese Transferposse mittlerweile her. Was sie mit dem FC Bayern zu tun hat? Nun, zweierlei.

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  • Renato Veiga JuventusGetty Images

    Renato Veiga und Min-Jae Kim bei Al-Nassr gehandelt

    Ehe sich ab Mitte Juli sein Wechsel zu Atletico abzeichnete, galt Veiga laut Bild und Fabrizio Romano beim FC Bayern als möglicher Innenverteidiger-Ersatz für Min-Jae Kim, der die Münchner trotz laufenden Vertrags bis 2028 für 30 bis 35 Millionen Euro verlassen darf.

    Veiga spielte im Frühling 2023 leihweise für den FC Augsburg und kennt somit die Bundesliga. Vergangenen Sommer wechselte er für 14 Millionen Euro vom FC Basel zum FC Chelsea, in der Rückrunde überzeugte er bei einer Leihe zu Juventus Turin. Sein Vertrag bei Chelsea läuft zwar noch bis 2031, die Blues wollen ihn aber wohl mit großem Profit weiterverkaufen.

    Nach dem geplatzten Atletico-Transfer wäre Veiga nun wieder zu haben. Für den FC Bayern ist das eine ziemlich unverhoffte Chance. Die Münchner Ausgangssituation ist aber unverändert: Erst müsste Kim verkauft werden. Zuletzt wurde der 28-jährige Südkoreaner mit seinem Ex-Klub Fenerbahce und dem Istanbuler Stadtrivalen Galatasaray in Verbindung gebracht. Nach dem geplatzten Hancko-Transfer kamen zudem Gerüchte über ein angebliches Interesse von Al-Nassr auf. Laut dem Portal Footmercato würden sogar schon Verhandlungen laufen, Kim könne sich einen Wechsel nach Saudi-Arabien vorstellen. Etwaige Gespräche dementierte eine ungenannte, spielernahe Quelle aber umgehend bei Sky.

    Bei Al-Nassr rückten nach dem im letzten Moment abgesagten Hancko-Transfer gleichzeitig andere Innenverteidiger in den Fokus. Jeff Chabot vom VfB Stuttgart (auch Kandidat bei Veigas Ex-Klub Juventus) und zudem ausgerechnet Veiga selbst. Er könnte die portugiesische Fraktion in der Mannschaft von Trainer Jorge Jesus und Superstar Cristiano Ronaldo weiter vergrößern, kürzlich kam auch noch Joao Felix. Sie kennen Veiga aus der portugiesischen Nationalmannschaft.

    Sollte Veiga tatsächlich zu Al-Nassr wechseln, wäre das für den FC Bayern gewissermaßen doppelt bitter. Einerseits würde ein möglicher Abnehmer für Kim wegfallen. Andererseits wäre ein möglicher Nachfolgekandidat für ihn vom Markt.

  • Min-Jae Kim, Dayot UpamecanoGetty Images

    Min-Jae Kim feierte gegen Olympique Lyon sein Comeback

    Kim wechselte im Sommer 2023 mit den Adelstiteln "Monster" und "Bester Verteidiger der Serie A" für die festgeschriebene Ablösesumme von 50 Millionen Euro vom italienischen Meister SSC Neapel nach München. Die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllte er aber nie. Trotz guter Ansätze leistete sich Kim schlicht zu viele folgenschwere Fehler.

    Aufgrund der angespannten Personalsituation spielte er in der vergangenen Rückrunde trotz schmerzhafter Achillessehnenproblemen monatelang durch. Erst als die Meisterschaft entschieden war, pausierte er. Bei der Klub-WM kam Kim anschließend gar nicht zum Einsatz. Sein Comeback feierte er am Samstag beim ersten Testspiel gegen Olympique Lyon (2:1).

    Trainer Vincent Kompany plant in der Innenverteidigung für die anstehende Saison mit dem Duo Dayot Upamecano und Jonathan Tah. Abgesehen von Kim ist aktuell Allrounder Josip Stanisic die einzige gestandene Alternative. Hiroki Ito ist nach seinem Mittelfußbruch zwar neulich ins Lauftraining zurückgekehrt, mit seinem Comeback wird aber erst im Oktober gerechnet. Cassiano Kiala machte beim Test gegen Lyon zwar einen guten Eindruck, ist aber erst 16 Jahre alt. Tarek Buchmann steht nach seiner zweijährigen Verletzungsserie vor einem Wechsel zum 1. FC Nürnberg. Notfalls könnte Sechser Leon Goretzka aushelfen.

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