Denn auch das geht aus dem SZ-Artikel hervor: Eigentlich hat die sportliche Leitung fest damit gerechnet, dass die Verkäufe und Einsparungen bei den G>ehältern dazu führen, Budget für mindestens einen weiteren Neuzugang für den dünnen Kader zu bekommen. Nun will der Aufsichtsrat aber nur noch einen Leihspieler durchwinken.
Für Eberl angeblich eine Art Schock, hatte er sich doch darauf vorbereitet, nochmal viel Geld auszugeben, um den Abgang von Kingsley Coman zu kompensieren. Jetzt muss er abermals eine Kompromisslösung finden. Eine, die den Balanceakt zwischen finanzieller und sportlicher Zufriedenheit packt – und ihm den Job rettet. Wieder muss er kurzfristig agieren, statt mittelfristig oder langfristig planen zu können. Wieder überschreitet Hoeneß seinen eigentlichen Kompetenzbereich.
Denn es ist nicht das erste Mal, dass er mit seinen öffentlichen Aussagen die Autorität von Eberl untergräbt. Im Frühjahr gab es rund um die Vertragsverhandlungen und den Poker um Florian Wirtz immer wieder kritische Momente, in denen der Patriarch sich dazu gezwungen sah, öffentlich einzulenken. Ein gutes Beispiel ist auch die Personale Thomas Müller, bei der Hoeneß öffentlich für Wirbel sorgte, als er ihm bei der Premiere zu Müllers Dokus (!) zum Karriereende riet – zur Unzufriedenheit der FCB-Legende. Es entsteht der Eindruck, dass dieser Klub sportlich vom Aufsichtsrat geführt wird – und das stört die Balance im strategischen Bereich.
Das Problem ist, dass damit niemandem beim FC Bayern geholfen ist. Im Gegenteil: Abermals offenbart Hoeneß mit seiner jüngsten Aussage, dass die zwei wichtigsten Ebenen in unterschiedliche Richtungen arbeiten. Dass es zwischen dem Aufsichtsrat und der sportlichen Leitung immer wieder Konfrontation gibt, ist normal. Es liegt in der Natur der Sache, dass es einen Konflikt zwischen maximal sportlichem Erfolg und finanzieller Vernunft gibt.
Letztlich ist es auch der Job des Aufsichtsrats, die sportliche Leitung manchmal etwas zu bremsen, sie eben zu kontrollieren. Inhaltlich hat Hoeneß in diesem Fall einen validen Punkt: Wenn zwei, drei Wunschspieler in diesem Sommer nicht zu haben sind, warum dann jetzt (viel) Geld für jemanden ausgeben, der auf dem eigenen Zettel viel zu weit unten stand? Eine Leihe, die den Münchnern Zeit verschafft, ist mittlerweile tatsächlich das beste Szenario.