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Über zwei Millionen Euro pro Tor: Der nächste Kandidat für das Stürmergrab von Manchester United?

Auf zu neuen Ufern könnte ein Motto für Manchester United und die kommende Saison lauten. Nach einem in allen Belangen desaströsen Vorjahr muss zwingend eine Trendwende her, das Team braucht einen neuen Geist. Und es braucht Verstärkungen, obwohl der gesamte Klub unter einem Berg Schulden ächzt und die Sparmaßnahmen teils groteske Züge annehmen.

  • Die bislang prominenteste Verstärkung hört auf den Namen Matheus Cunha. Der ehemalige Herthaner, meist als hängende Spitze im Einsatz, kommt von den Wolverhampton Wanderers ins Old Trafford. Ablösesumme: Schlanke 74,2 Millionen Euro.

    Bei den Transfers bleibt man in Manchester offensichtlich großzügig. Dabei wäre es gerade in diesem Bereich dringend angeraten, die missratene Politik der vergangenen Jahre einmal großflächig zu hinterfragen. Im vergangenen November veröffentlichte die renommierte Forschungsgruppe CIES Football Observatory, dass die Red Devils in der Zeit von 2015 bis 2024 Transfer-Nettoausgaben in Höhe von 1,304 Milliarden Euro in den Büchern stehen hatten. Der Verein war in diesem Zeitraum somit der größte Geldgeber im Profifußball.

    Mit Bryan Mbeumo steht nun eine nächste hochkarätige Millionen-Verpflichtung unmittelbar bevor. Umgerechnet knapp über 76 Millionen Euro soll der Rechtsaußen vom FC Brentford kosten. Der 25-Jährige würde der fünftteuerste Stürmer in Uniteds Historie und der siebtteuerste Neuzugang überhaupt. Als Gehalt soll er 175.000 Euro einstreichen - pro Woche.

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  • Rasmus Hojlund Manchester United 2024-25Getty

    ManUniteds Stürmer-Sextett: 189 Tore für 445 Millionen Euro

    Doch wo wird sich Mbeumo einreihen? Der kamerunische Nationalspieler spielt zwar seit ein paar Jahren in der Premier League, doch er genießt nicht unbedingt den Ruf, einen Klub wie United aus dem Stand auf ein neues Niveau heben zu können. Vielmehr stellt sich die Frage, ob Manchester nicht erneut sehr viel Geld in zwei Angreifer investiert, die am Ende auch nur jenes Mittelmaß verkörpern, für das die Mannschaft in jüngerer Vergangenheit stand.

    Wir erinnern uns: Zuvor gab ManUnited 85 Millionen Euro für Jadon Sancho aus, 95 Millionen für Antony, 77,8 Millionen für Rasmus Höjlund, 42,5 Millionen für Joshua Zirkzee oder in früheren Jahren 84,7 Millionen für Romelu Lukaku und 60 Millionen für Anthony Martial. Dieses Sextett schoss zusammen 189 Tore - und kostete 445 Millionen. Jeder Treffer war somit durchschnittlich 2,36 Millionen Euro wert.

    Wie die Rechnung eines Tages bei Cunha und Mbeumo aussieht, wird sich zeigen. Dass Letzterer zum Kandidaten bei den Nordengländern wurde, überrascht zumindest nicht. Mit 20 Treffern in der zurückliegenden Spielzeit, dazu kamen neun Assists, musste der gebürtige Franzose in der Torschützenliste der Premier League einzig Mohamed Salah (28), Alexander Isak (23) und Erling Haaland (22) vor sich lassen. Im August, Oktober und Januar stand Mbeumo deshalb auch zur Auswahl bei der Wahl zum Premier-League-Spieler des Monats.

  • Brentford FC v Leicester City FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Bryan Mbeumo wechselte 2019 von Troyes nach Brentford

    "Ich hatte von Brentford noch nie gehört", sagte Mbeumo einst dem Telegraph. Das beruhte damals im Sommer 2019 auf Gegenseitigkeit, als er sich als recht unbeschriebenes Blatt eine Woche vor seinem 20. Geburtstag dem Westlondoner Klub anschloss und einen Fünfjahresvertrag unterschrieb. Doch die Bees hatten ihn bei ES Troyes AC in der zweiten französischen Liga genauestens beobachtet. "Sie hatten 28 meiner 35 Spiele in der Ligue 2 gesehen. Sie wollten mich wirklich", erinnerte sich Mbeumo, der damals zehn Tore schoss. Es war sein Durchbruch auf Profiniveau.

    6,5 Millionen Euro überwies Brentford in die Champagne - nur einmal hatte der Klub in seiner Geschichte mehr für einen Spieler ausgegeben. "Bryan ist genau die Art von Spieler, die wir in Brentford haben wollen. Er ist schnell, er ist direkt, er kann Leute im Eins-gegen-eins überwinden, er kann spät in den Strafraum kommen und kann Tore schießen. Außerdem ist es toll, dass er auch abseits des Balls unglaublich hart arbeitet", sagte Trainer Thomas Frank und hatte Recht. Mbeumo legte in seiner ersten Saison in der knüppelharten Championship aus dem Stand starke Zahlen auf. 17 Tore und sieben Vorlagen gelangen ihm in 49 Partien.

    Mbeumos Leistungen wurden bei den London Football Awards 2020 mit einer Nominierung für die Auszeichnungen Spieler des Jahres und Junger Spieler des Jahres gewürdigt. Auch für Patrick Kisnorbo war das kein Wunder: "Er war schon in jungen Jahren unglaublich fokussiert. Man sah ihm an, dass er genau wusste, was er wollte. Er war kein Lautsprecher, aber auf dem Platz sprach seine Leistung Bände", sagte sein einstiger Jugendtrainer in Troyes.

  • Bryan Mbeumo(C)Getty Images

    Bryan Mbeumo gelingt Novum in Brentfords Geschichte

    Linksfuß Mbeumo, der abseits des Spielfelds gerne Schach und Klavier spielt, entwickelte sich in Brentford stetig weiter. Auch, nachdem der Klub in seiner zweiten Saison in die 1. Liga aufstieg und sich später in Ivan Toney die dominierende Figur im Sturm verabschiedete. Er stellte 2021/22 zudem zwei Bestmarken auf: Gemeinsam mit Raphinha von Leeds United traf kein Spieler häufiger Aluminium in der PL-Saison (siebenmal), in der dritten Runde des FA-Cups gegen Port Vale schoss Mbeumo dann den ersten Hattrick seiner Karriere - als Einwechselspieler. Ein Novum in der Geschichte Brentfords.

    Unter Trainer Frank, der bekannt dafür ist, Spieler zu entwickeln und in ein funktionierendes Kollektiv zu integrieren, blühte Mbeumo auf und reifte mit der Zeit zu einem der gefährlichsten Flügelspieler der Premier League heran. Mit seiner Fähigkeit, von der rechten Seite ins Zentrum zu ziehen und mit seinem starken linken Fuß - auch der rechte ist mittlerweile durchaus ordentlich - abzuschließen, entwickelte er sich zu einer konstanten Torgefahr. Doch es ist nicht nur sein Abschluss, der ihn auszeichnet.

    Mbeumo ist ein intelligenter Spieler mit einer hohen Ausdauer, der Räume erkennt und Laufwege antizipiert. Er presst unermüdlich, ist im defensiven Umschaltspiel diszipliniert und arbeitet für die Mannschaft. Der 1,71-Meter-Mann ist zudem vielseitig, er kann sowohl auf der rechten als auch auf der linken Außenbahn agieren. "Bryan ist ein absoluter Profi. Er ist nicht der Spieler, der die meisten Schlagzeilen macht, aber er ist unendlich wichtig für unser System. Ich nenne ihn immer unseren stillen Krieger, der mit seiner Arbeitsmoral und Konstanz ein Vorbild für alle ist", sagte Frank.

  • Brighton & Hove Albion FC v Brentford FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Bryan Mbeumo spielt für Kamerun - dank Samuel Eto'o

    Diese Entwicklung brachte Mbeumo, der neun Länderspiele für Frankreichs U17, U20 und U21 absolvierte (ein Tor), im September 2022 in Kameruns Nationalelf. "Überredet" hat ihn kein Geringerer als Stürmer-Legende Samuel Eto'o.

    "Es waren nur wir zwei, ich habe ihn in einem Restaurant getroffen. Er kam nach London. Ich war ein bisschen nervös, ihn zu treffen. Er ist eine Legende des afrikanischen Fußballs und des Fußballs im Allgemeinen. Ich habe ihm auch Fragen zum Dasein als Stürmer gestellt, wie er bestimmte Dinge macht, wie er mit bestimmten Situationen umgeht und er hat mir Ratschläge gegeben. Es war toll, mit ihm über Fußball zu reden", sagte Mbeumo später, der prompt mit zur WM fuhr und in allen drei Gruppenspielen in der Startelf stand.

  • Brentford FC v Manchester United FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Bryan Mbeumo verschießt ersten Elfmeter seiner Karriere

    Und nun also Manchester United. Ein Klub im Umbruch, der zuletzt immer weniger Ertrag für das viele ausgegebene Geld bekam. Doch Mbeumo unterscheidet sich in einigen entscheidenden Punkten von seinen Vorgängern.

    Er kommt nicht als reiner Mittelstürmer, sondern als flexibler Angreifer, der Räume schafft und Tore auch vorbereitet. Er ist kein bloßer Abschlussspieler, sondern ein vielseitiger Offensivakteur, der die Mannschaft durch seine Arbeit gegen den Ball und die taktische Disziplin bereichern kann.

    Und Mbeumo hat vor allem bewiesen, dass er in der physisch anspruchsvollen Premier League bestehen kann. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass kürzlich seine längste Serie riss. Nach elf verwandelten Strafstößen in Folge scheiterte er kürzlich im Mai erstmals in seiner Karriere vom Punkt.

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