Noch hat Said El Mala keine einzige Partie für die erste Mannschaft des 1. FC Köln absolviert - und trotzdem ist er bereits das große Thema in den Lokalmedien der Domstadt. Ginge es nach dem Willen von Klubs wie Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart oder Brighton würde der 18-Jährige nie in der Bundesliga für den FC auflaufen. Das Interesse anderer Klubs am Flügelstürmer ist seit langem groß.
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Dabei hat El Mala in der Vorsaison lediglich beim Drittligisten Viktoria Köln gespielt. In dessen Jugendabteilung war er zum Ende seiner Juniorenzeit aktiv. Der große Nachbar FC verpflichtete El Mala für eine moderate Ablösesumme in Höhe von 300.000 Euro im letzten Sommer, verlieh ihn jedoch umgehend wieder an die Viktoria. Ein in diesen Tagen normaler Vorgang, zumal die Kölner Verantwortlichen natürlich genauestens verfolgen konnten, wie sich El Mala nebenan in Höhenberg schlug.
Hinzu kamen starke Leistungen von El Mala für die U19-Nationalmannschaft. Erste Offerten aus Stuttgart und Frankfurt bewegten sich da noch im normalen Rahmen. Die Rede war von Angeboten um die drei Millionen Euro. In Köln hat man jedoch andere Pläne, erst recht, seitdem El Mala Mitte Juli überraschend seinen Vertrag bis 2030 verlängerte. Plötzlich hielt Sportdirektor Thomas Kessler alle wichtigen Karten in der Hand.
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Brighton, bekanntlich immer interessiert an Juwelen und darauf aus, vor den ganz Großen der Premier League zuzuschlagen, hatte El Mala auch auf dem Zettel. Nicht nur das: Man wollte aufs Ganze gehen und den talentierten Offensivmann unter Vertrag nehmen. Im Raum standen zunächst vier Millionen Euro Ablösesumme, später acht Millionen mit zwei Millionen an Boni. Mittlerweile ist wohl sogar von 15 Millionen Euro mit einer 20-prozentigen Weiterverkaufsbeteiligung die Rede. Doch der FC hat Gerüchten zufolge das Ziel ausgegeben, dass El Mala bei einem eventuellen Verkauf mehr kosten soll als einst Anthony Modeste bei dessen Wechsel zu TJ Tianhai 2018. Zur Erinnerung: Modeste brachte dem FC ganze 29 Millionen Euro in einer Zeit, als in China der Fußballboom dadurch gefördert werden sollte, dass die einheimischen Klubs bekannte Namen aus Europa verpflichteten.
Es ist nie ausgeschlossen, dass ein Premier-League-Klub einen solch verrückten Deal für einen 18-Jährigen eingeht. Aufgrund der extrem hohen Fernseheinnahmen, welche selbst dem schwächsten Team der Liga immer noch 110 Millionen Britische Pfund pro Saison garantieren, und der aktuellen Marktsituation, ist vieles möglich. Greift man in der Premier League einmal daneben, wird ein teurer Spieler eben erst einmal ins europäische Ausland verliehen, damit sich dessen Marktwert wieder erholt. Geht alles schief, findet man vielleicht in Saudi-Arabien einen Abnehmer. So die Theorie. Jedoch ist von der englischen Südküste zu hören, dass Brighton nicht alles mit sich machen lässt und bei einer derart hohen Forderung aus dem Rennen ist.
Eventuell folgte der FC auch schlicht und ergreifend dem Handbuch des VfB Stuttgart, welcher kürzlich Nick Woltemade ein 100-Millionen-Euro-Preisschild um den Hals ging. Was nichts anderes bedeutete, als dass man Woltemade nur unter extremen Umständen aktuell verkaufen würde. Es ist eine neue Vorgehensweise von Sportdirektoren, um einem Wechsel einen gewissen Riegel vorzuschieben - oder einen Klub zu finden, der die geforderte astronomische Summe zahlt.
Imago Images42 Drittliga-Spiele zeigen El Malas Potenzial
Was ein talentierter Stürmer mit 42 Drittligaeinsätzen mit in diesem Sommer begehrten Bundesliga-Spielern wie Nick Woltemade oder Hugo Ekitiké zu tun hat? Auf den ersten Blick recht wenig. Bei El Mala ist es das Potenzial, das Interesse weckt. In der 3. Liga fiel er vor allem als Dribbler von der linken Seite auf: immer mit dem Drang aufs Eins-gegen-Eins, meist mit Zug nach innen und einem Schlenzer in Richtung Tor. Sicherlich sah nicht alles durchweg rund aus, wobei die Bälle je nach Rasenqualität mal mehr und mal weniger versprangen. Nicht jedes Drittligageläuf bietet die perfekte Bühne für eine enge und dynamische Ballführung.
Auch bei der U19-EM in diesem Jahr war El Mala einer der auffälligsten Offensivspieler. Bei diesem Turnier war es sogar seine raumgreifende Spielweise, die ins Auge stach: Beschleunigung, lange Sprints und auch weite Pässe. Dribblings fehlten auch nicht – allein 26 unternahm er im Gruppenspiel gegen Norwegen. Doch noch wichtiger war vielleicht die Ruhe, die er im Spielaufbau zeigte. Tief angenommene Pässe gingen sehr selten im Anschluss verloren.
Natürlich spielt die Qualität der Gegner eine Rolle. Ein suboptimaler Kontakt gegen einen Außenverteidiger auf dem U19-Niveau kann immer noch ausgebügelt werden oder endet nicht direkt in einem Ballverlust. In der Bundesliga – oder eben Premier League – wäre die Quote an Ballverlusten gewiss höher. Im FC-Trainingslager in der Steiermark ließ El Mala jedoch auch Mitspieler immer wieder alt aussehen. Und es geht immer noch um einen 18-Jährigen, der sich noch körperlich entwickelt und ständig neue Erfahrung im Umgang mit Gegnerdruck sammelt. Deshalb ist das Scouting von Nachwuchshoffnungen meist so schwierig – man braucht einen gewissen Sinn dafür, ob sich die aktuellen Unzulänglichkeiten legen. Geht es nach der Bewertung von Brighton zum Beispiel, ist dies wohl der Fall.
Doch für den Moment bleibt El Mala ebenso wie sein Bruder Malek, der auf der Neun zu Hause ist, in der Domstadt. Also könnte er bald wirklich seinen ersten Bundesligaeinsatz bestreiten. Noch vor einem Millionentransfer, den es vielleicht irgendwann in der Zukunft geben wird.

