Trick mit einem falschen Präsidenten: Wie der FC Bayern einst den Transfer von Kingsley Coman eintütete

Coman, später Siegtorschütze im Champions-League-Finale 2020 gegen PSG, war seinerzeit 19 und hatte ein Jahr zuvor seinen Heimatklub Paris Saint-Germain in Richtung Juventus Turin verlassen. Bei den Italienern hatte er sich erste Sporen verdient, war von einem Stammplatz aber weit entfernt gewesen.

Doch Reschke war sich sicher: Coman würde dem FC Bayern weiterhelfen können. Er war sich offenbar so sicher, dass er bei den stockenden Transferverhandlungen auf einen auf den ersten Blick recht billigen Trick zurückgriff. Reschke bestätigte die Nummer Jahre später im Podcast 'Football Finance'.

Es war der letzte Tag der Transferperiode, in Bayerns Vereinszentrale an der Säbener Straße verhandelte Reschke mit Coman und dessen Entourage. Die Gespräche entpuppten sich als zäh, wie Reschke schilderte: "Ich habe die Transfergespräche geführt. Coman war mit seinen Eltern da, dazu sein französischer Berater und sein italienischer Berater. Und es ging immer wieder um neue Nachverhandlungen, obwohl wir uns eigentlich schon relativ weit geeinigt hatten."

Er sei dann auf den Flur gegangen, wo der Zufall mitspielte und ihm Stefan Mennerich begegnete. Der heutige Direktor für Medien und Kommunikation arbeitete bereits damals seit langen Jahren in der Presseabteilung des Klubs. Reschke betraute ihn mit einem Spezialauftrag: "Ich sagte zu ihm: 'Pass auf Stefan, wir haben hier die Verhandlungen mit Coman und wir sind an einem Punkt of no return. Ich nehme dich jetzt mit in die Verhandlungen und erkläre dich kurzfristig zum Präsidenten von Bayern München, der extra vorbeigekommen ist, um die letzten Details zu besprechen.'"

Der frisch gekürte FCB-Präsident hatte dabei die Aufgabe, alle Forderungen der Coman-Seite entschlossen zurückzuweisen und nach fünf Minuten den Raum unter einem Vorwand wieder zu verlassen. Dieses Druckmittel zog offenbar, Comans Berater durchschauten die Gaukelei nicht.

Reschke erzählte: "Ich habe dann gesagt: 'Ich habe hier extra noch den Präsidenten zum Gespräch geholt, er hat mir gesagt, dass nicht mehr möglich ist. Also entweder das Vertragsangebot annehmen oder nicht.' Und dann ist das angenommen worden."

So wechselte Coman nach einem Jahr bei Juve zu den Bayern. Der Flügelspieler wurde zunächst für zwei Jahre ausgeliehen, 2017 dann für 21 Millionen Euro Ablöse fest verpflichtet.

Von einem "Granatendeal" für die Münchener sollte Reschke später sprechen. Coman gewann mit dem FCB unter anderem neun Deutsche Meisterschaften und dreimal den DFB-Pokal. Dazu gesellt sich seine Heldentat im CL-Endspiel von Lissabon gegen Ex-Klub PSG.

Insgesamt bestritt er für die Roten 339 Partien, in denen ihm 72 Tore und 71 Assists gelangen. Etwas überraschend endete die Ehe in diesem Sommer, als Coman zu Al-Nassr in die Saudi Pro League wechselte. Immerhin bescherte der mittlerweile 29-Jährige, dessen Vertrag bis 2027 lief, den Münchenern noch eine Ablöse in Höhe von 25 Millionen Euro und eine satte Gehaltseinsparung.

Und Reschke? Der verließ die Bayern im Sommer 2017 kurz nach Comans fester Verpflichtung, ist aktuell nach erfolglosen Engagements bei Stuttgart und Schalke vereinslos.