Alexander-Arnold leaves Liverpool GFXGetty/GOAL

Trent Alexander-Arnold beschmutzt seinen Legendenstatus beim FC Liverpool, um bei Real Madrid den Ballon d'Or zu gewinnen

Nun ist es endlich offiziell: Trent Alexander-Arnold verlässt den FC Liverpool zum Saisonende - höchstwahrscheinlich in Richtung Real Madrid. Einige Fans sind frustriert, andere sind wütend, aber niemand ist überrascht. Es hatte sich seit Monaten angedeutet.

"TAA" war lange Zeit Liverpools "Scouser", ein Junge aus der Nachbarschaft, dessen Traum wahr wurde. Seit seinem sechsten Lebensjahr trug der Rechtsverteidiger das Trikot der Reds. Er hätte bis zu seinem Karriereende bleiben können.

Vielleicht war es der Weggang seines Förderers Jürgen Klopp im Sommer 2024, vielleicht brauchte er aber auch einfach einen Tapetenwechsel, eine neue Herausforderung - mit noch mehr Glanz, Aufmerksamkeit und Titelchancen.

Doch hat er mit Real Madrid wirklich einen besseren Verein gefunden? Sein Ansehen und sein Legendenstatus in Liverpool sind damit zudem beschmutzt. Ein Kommentar.

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    Alexander-Arnold verkündete: Ich priorisiere den Ballon d'Or

    In einem Interview mit Sky Sports im Oktober 2024 wurde Alexander-Arnold nach seinen verbleibenden Karrierezielen gefragt und ob er lieber einen weiteren Champions-League-Titel gewinnen wollen würde, Kapitän des FC Liverpool werden, ein Turnier mit England holen oder den Ballon d'Or gewinnen. Nach kurzem Überlegen entschied er sich tatsächlich für Letzteres.

    "Ich möchte eine Fußballlegende werden, jemand, der das Spiel verändert hat", erklärte er. "Mein Motto lautet: 'Spiel nicht das Spiel, verändere das Spiel.' Ich möchte ehrlich gesagt als der beste Rechtsverteidiger aller Zeiten in die Geschichte eingehen."

    TAA führte aus: "Erst am Morgen nach dem Karriereende kann man in den Spiegel schauen und sagen, dass man alles gegeben hat. Es spielt keine Rolle, wie viele Titel man gewonnen oder wie viele Medaillen man geholt hat. Was zählt, ist, was man dem Sport gegeben hat und ob man sein volles Potenzial ausgeschöpft hat. Seit ich sechs Jahre alt bin, höre ich, wie mein Name mit Potenzial in Verbindung gebracht wird. Wenn du dieses Potenzial ausschöpfst und der Spieler wirst, der du zu sein glaubst, nämlich einer der besten aller Zeiten, dann bist du glücklich. Es spielt keine Rolle, wie viele Trophäen du gewinnst, denke ich."

    In diesem Moment wurde allen klar, dass Alexander-Arnold im Santiago Bernabeu spielen will. Sein Fokus hatte sich ganz klar von der Liverpool-Legende zum Superstar bei Real Madrid verschoben.

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    Real Madrid kann TAA alles bieten

    Real wird Alexander-Arnold sicherlich bessere Chancen auf den Ballon d'Or bieten als Liverpool. Die Blancos sind der größte und beste Verein der Welt, sie haben mehr als doppelt so viele Europapokale gewonnen wie jeder andere Verein. Am wichtigsten ist jedoch vielleicht, dass sie den Ballon d'Or sehr ernst nehmen. Für manche sogar zu ernst.

    Die Madrilenen waren so empört darüber, dass Rodri bei der Wahl 2024 knapp vor Vinicius Jr. gewann, dass sie die peinlich kleinliche Entscheidung trafen, die Zeremonie zu boykottieren. Damit demonstrierten sie nicht nur ihr unvergleichliches Anspruchsdenken, sondern unterstrichen auch, wie viel übertriebene Bedeutung sie einer individuellen Auszeichnung in einem Mannschaftssport beimessen.

    Allerdings ist es nach wie vor äußerst unwahrscheinlich, dass Alexander-Arnold tatsächlich zum besten Spieler der Welt gewählt wird – selbst mit der Unterstützung des unglaublich mächtigen Präsidenten Florentino Perez. Es wird schon schwer genug sein, sich als bester Spieler von Real zu beweisen, da er ein ganzes Jahr lang Jude Bellingham, Kylian Mbappé und Vinicius übertrumpfen muss – und das als Rechtsverteidiger.

    Seit fast zwei Jahrzehnten hat kein Verteidiger mehr diese Auszeichnung gewonnen (Fabio Cannavaro im Jahr 2006). Man darf nicht vergessen, dass der konstante Dani Carvajal im vergangenen Jahr sowohl die Champions League als auch die Europameisterschaft gewonnen hat – und dieser Doppeltriumph reichte nicht einmal aus, um dem Spanier einen Platz auf dem Podium zu sichern.

    In diesem Sinne hat Didi Hamann Recht, wenn er sagt: "Wenn der Gewinn des Ballons d'Or der Grund ist, warum er zu Real Madrid wechseln will, sollte er es vergessen und bei Liverpool bleiben!"

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    Liverpool-Vermächtnis befleckt

    Fairerweise muss man Alexander-Arnold zugutehalten, dass er sich sehr wohl bewusst ist, dass die meisten Menschen ihn für "größenwahnsinnig" halten, weil er glaubt, den Ballon d'Or gewinnen zu können. Er geht vielleicht selbst nicht davon aus, den goldenen Ball eines Tages wirklich in den Händen zu halten - aber er möchte es wenigstens versuchen.

    Doch der Transfer wird sein Vermächtnis beim FC Liverpool und in ganz England trüben. In die Geschichte des FC Liverpool geht er natürlich trotzdem ein.

    Klopp betrachtete den Spieler aus der eigenen Jugend sogar als den bedeutendsten Akteur in seiner neunjährigen Amtszeit – was angesichts von Mohamed Salah, Virgil van Dijk und Sadio Mané ein enormes Kompliment ist.

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    Der Knackpunkt: Liverpool erhält keine Ablösesumme

    Natürlich macht Alexander-Arnolds herausragende Rolle in einer der spannendsten Epochen der Vereinsgeschichte seinen bevorstehenden Weggang umso bitterer. Der ehemalige Liverpool-Verteidiger Stephen Warnock kann den Hass einiger Fans jedoch nicht verstehen: "Ich kann die Negativität gegenüber Alexander-Arnold nicht fassen ... Kommentare wie 'Er sollte sich schämen' und 'Er ist nicht loyal' sind illusorisch. Er hat das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und sich in einer anderen Liga und einem anderen Land zu beweisen", schrieb Warnock auf X. "Er hat mit dem LFC alles gewonnen, war ein unglaublicher Spieler für den Verein und sollte von den Fans gebührend verabschiedet werden."

    Der Knackpunkt: Bei einem Marktwert von fast 100 Millionen Euro verlässt er Liverpool bewusst ablösefrei, weil er seinen Vertrag auslaufen ließ.

    Jamie Carragher wollte sich darauf besinnen, dass TAA den LFC ohnehin damals keine Ablöse gekostet habe. Doch auch dieses Argument ist nur ein verzweifelter Versuch, die verpasste Ablöse herunterzuspielen. Mit den Einnahmen hätte man zumindest seinen Nachfolger finanzieren können.

  • Chelsea FC v Liverpool FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Der FC Liverpool ist selbst Schuld

    Die Reds sind jedoch vielmehr selbst Schuld, dass ihnen enorme Einnahmen entgehen.

    Van Dijk und Salah beispielsweise hatten sich stets offen für eine Vertragsverlängerung gezeigt - im Gegensatz zu TAA. Der Rechtsverteidiger hätte also schon im Sommer 2024 verkauft werden müssen.

    Dass der Spieler selbst vor allem auf sich schaut und sich mit einem ablösefreien Wechsel attraktiver machen möchte, ist klar - auch, um dann selbst ein noch höheres Gehalt auszuhandeln.

    Die Fans sollten aber auch dankbar für seine Leistungen bleiben. Ohne ihren draufgängerischen Rechtsverteidiger mit seinen tödlichen Flanken und seiner enormen Passgenauigkeit wären die Reds unter Klopp nicht so erfolgreich gewesen.

    Auf der anderen Seite ist es schwer, Alexander-Arnold zu verstehen. Liverpool ist aktuell der beste Verein Englands, Gewinner der Premier League. Die Stadt ist seine Heimat.

  • Manchester City FC v Liverpool FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Kann Alexander-Arnold am Ende noch in den Spiegel sehen?

    Vor allem aber ist es schade, dass TAA sich damit selbst in Bedrängnis bringt. Eine für ihn wunderschöne Zeit nimmt ein böses Ende.

    Er sagte einmal, dass die unter Klopp gewonnenen Titel wertvoller seien als die von Manchester City im gleichen Zeitraum, weil "wir gegen eine Maschine antreten, die darauf ausgelegt ist, zu gewinnen". Und nun wechselt er zu Real, dem reichsten und erfolgreichsten Verein der Champions League, der vom Staat unterstützt wird und selbst eine Maschine ist.

    Ihm geht es nun offensichtlich ausschließlich darum, seine persönlichen Ziele zu erreichen: Weltfußballer und der beste Rechtsverteidiger aller Zeiten.

    In seinen Augen bedeutet das Streben nach dem Ballon d'Or in Madrid mehr als das Tragen der Kapitänsbinde in Liverpool. Leider wird er beides nie erreichen – und nur Alexander-Arnold selbst wird wissen, wenn er nach seiner Karriere in den Spiegel schaut, ob es ein Opfer wert war.