Thomas Müller hatte gerade sein 503. und letztes Bundesligaspiel für den FC Bayern absolviert. Er hatte sich nach dem 4:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim vor dem Auswärtsblock gebührend feiern lassen. Alles wunderbar also? "Aktuell gut drauf, kein Funken von Wehmut", sagte Müller anschließend im Sky-Interview. Doch plötzlich wurde er ernst.
Imago"Traut sich der Verein wirklich zu, dass ich jetzt darauf Lust habe?": Thomas Müller schwärmt von Transfer-Angeboten
Gefragt, wie sehr er sich ein Abschiedstor gewünscht hätte, setzte der 35-Jährige zum Monolog an. "Ich wollte ein Tor machen im Sinne des Spiels. Aber nicht, weil ich ein Abschiedstor brauche. Es geht im Fußball darum, Spiele zu gewinnen", sagte Müller. "Und es geht darum, den Menschen da draußen zu zeigen, dass man mit zwei Tagen Ibiza und der völlig berechtigten Party, die man nach einer Meisterschaft machen muss, dass man da trotzdem ein Spiel 4:0, 5:0 oder sogar 6:0 gewinnen kann."
Die Ibiza-Reise einiger Profis sorgte in den vergangenen Tagen für reichlich Gesprächsstoff beim FC Bayern. Dürfen die das, noch bevor die Saison beendet ist? Mit Blick auf das Duell mit der TSG Hoffenheim, die zumindest theoretisch noch im Abstiegskampf steckt? Sportvorstand Max Eberl untersagte die Reise vor zwei Wochen, gestattete sie nach dem 2:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach vergangenen Samstag aber doch noch. Ungeachtet der Reisestrapazen gewann der FC Bayern gegen Hoffenheim souverän mit 4:0.
"Ich verstehe ja, dass man Artikel machen will und es geht immer viel über Moral. Wenn man mit dem Finger auf jemand anderen zeigen kann, dann sind wir in Deutschland sowieso ganz vorne dabei", sagte Müller. "Ich bin da ein bisschen zwiegespalten. Den Geschäftsgedanken verstehe ich, aber um jeden Preis? Weiß ich nicht. Da darf sich jeder heute im Bettchen, der sich da ganz klar mit klarer Kante geäußert hat und mal richtig Moralapostel war, im Spiegel anschauen und schauen, was in seinem Leben so los ist."
imagoThomas Müller: "Ich habe natürlich noch Lust, Fußball zu spielen"
Auf die klaren Worte zur Kritik an der Ibiza-Reise folgten unklare, wohin ihn seine Karriere-Reise künftig führen wird. "Für heute, morgen und übermorgen weiß ich konkret, was ich vorhabe. Danach steht es tatsächlich noch in den Sternen", erklärte Müller. "Ich werde mir Zeit lassen. Jetzt ist ja ein bisschen Luft bis das nächste Pflichtspiel Mitte Juni ansteht. Ich habe keinen Stress - aber natürlich noch Lust, Fußball zu spielen."
Das bedeutet immerhin so viel: Müller wird seine Laufbahn offensichtlich fortsetzen, zuletzt stand ja auch ein Karriereende zur Debatte. Am liebsten hätte er beim FC Bayern weitergespielt. Nach 25 Jahren im Klub und 17 bei den Profis, nach 34 Titeln und 13 Meisterschaften bekam er aber keinen neuen Vertrag angeboten. Seine letzten Pflichtspiele für den FC Bayern wird Müller bei der Klub-WM in den USA absolvieren. Los geht es am 15. Juni mit einer Partie gegen Auckland City aus Neuseeland.
FC Bayern: Thomas Müller spricht über ungewöhnliche Angebote
Und dann? Genug Interessenten gibt es, auch ungewöhnliche. "Habe ich auch schon gehört, das stimmt", sagte Müller. Als wahrscheinlichster nächster Klub gilt der Los Angeles FC, mit dem der FC Bayern eine Kooperation unterhält. Zuletzt wurden unter anderem aber auch der 1. FC Köln, die AC Florenz aus Italien, Gremio Porto Alegre aus Brasilien oder Fenerbahce Istanbul aus der Türkei mit Müller in Verbindung gebracht.
"Ich finde es cool, wenn es mal ein Angebot ist, bei dem man denkt: Traut sich der Verein wirklich zu, dass ich jetzt darauf Lust habe? Ich mag das, wenn jemand Klinke putzen geht, mal out of the box denkt. Vielleicht passt es ja", sagte Müller mit Blick auf eher überraschende Angebote. "Wir haben alles auf die interne Liste gesetzt und die arbeiten wir jetzt Stück für Stück ab. Es gibt nicht die eine Priorität in meinem Kopf, was mir am allerwichtigsten ist. Das Gesamtpaket muss passen."

