GER ONLY Xherdan Shaqiri Basel 2025Imago Images

Traumtore, No-Look-Annahmen und sogar das Fernsehen freut sich: Führt Xherdan Shaqiri den FC Basel zum ersten Meistertitel seit acht Jahren?

"Das ist Shaqiri", freute sich der TV-Kommentator, als der Offensivspieler des FC Basel im Prestigeduell beim FC Zürich Mitte April gerade für eines der Highlights des Spiels gesorgt hatte. Keines dieser Highlights, das auf dem Spielberichtsbogen erscheint. Keines, das effektiv ist. Aber ganz sicher eines, das den Zuschauern Freude vermittelt und sie für einen kurzen Moment mit der Zunge schnalzen lässt.

Shaqiri gab eine No-Look-Ballannahme zum Besten. Kurz, bevor ein langer Pass seinen Fuß berührte, schaute er in die entgegengesetzte Richtung, ließ die Kugel natürlich dennoch gefühlvoll und mundgerecht abtropfen. Ein nettes Schmankerl, dem der 33-Jährige aber auch noch Zählbares hinzufügte an jenem Samstagabend, schnürte er bei Basels eindrucksvollem 4:0-Sieg in Zürich doch einen Doppelpack.

Bevor er mit seinem herausragenden linken Fuß einen Freistoß direkt in die Maschen setzte, traf er auch extrem sehenswert zum zwischenzeitlichen 2:0, nagelte den Ball aus spitzem Winkel an Latte und Innenpfosten, von dort aus sprang er dann über die Linie. Das Video von jenem Tor, das blue sport bei Instagram postete, hat mittlerweile bereits über eine halbe Million Likes.

  • Xherdan Shaqiri Torschuetze (FC Basel)IMAGO / Geisser

    Xherdan Shaqiri: Aus Basel in die Welt und wieder zurück

    Der famose Sieg in Zürich dient gewissermaßen als Blaupause für das, was Shaqiri derzeit in der Schweiz bewirkt: Der ehemalige Bayern-Star sorgt für Spektakel, paart dies aber auch mit sportlicher Effizienz. So ist er auf bestem Wege, seinen Herzensklub Basel zum ersten Meistertitel seit 2017 zu führen.

    Schon als er Mitte August vergangenen Jahres nach zwölf Jahren zum Schweizer Traditionsverein zurückkehrte, sprach Shaqiri davon, den FCB wieder an die Spitze der Super League zu hieven. So manchem erschien das viel zu ambitioniert, schließlich schaffte es Basel vergangene Saison nicht einmal in die Meisterrunde und war im Jahr zuvor lediglich Fünfter geworden. Doch Shaqiri rechtfertigte seine vollmundige Ansage schon im September im Interview mit der Basler Zeitung selbstbewusst: "Ich weiß schon auch, wo der Klub in den letzten Jahren in der Tabelle stand, aber da darf ich doch trotzdem vom Titel reden. Ich hatte schon immer große Ziele!"

    Um zu verstehen, wie viel es Shaqiri bedeuten würde, mit Basel in der Saison seiner Rückkehr Schweizer Meister zu werden, reicht ein Blick in seine Vergangenheit: Als Vierjähriger war er mit seiner Familie aus dem Kosovo in die drittgrößte Stadt der Schweiz gekommen, auf der Straße und im Park lernte er dort das Kicken. "Dort wurde richtiger Fußball gespielt. Es gab immer wieder Prügeleien. So habe ich gelernt, mit Männern zu spielen, die definitiv nicht nur zum Spaß da waren", schrieb er mal bei The Players' Tribune über seine fußballerischen Ursprünge.

    Bei Shaqiris Talent war es unausweichlich, dass früher oder später der FC Basel auf ihn aufmerksam wurde. Beim 20-fachen Schweizer Meister schaffte er später dann schon mit 17 den Sprung zu den Profis, war mit 18 Stammkraft und avancierte zu einem der besten Spieler des Landes. Drei Meistertitel gewann er mit Basel, ehe er 2012 zum FC Bayern München wechselte. Nach Stationen bei Inter Mailand, Stoke City, dem FC Liverpool, Olympique Lyon und Chicago Fire ist Shaqiri nun seit vergangenem Sommer zurück in der Heimat.

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  • Sogar das Fernsehen profitiert von Shaqiri

    Dort, wo alles angefangen hat und wo er weiterhin regelrecht verehrt wird. "Es klingelt ständig. Ich bin in den letzten Wochen zwei-, dreimal aus dem Lift gekommen, und dann stehen fünf, sechs Kinder vor der Tür und wollen ein Foto mit mir machen", sagte er der Basler Zeitung über die ersten Wochen in der alten, neuen Heimat. Shaqiri begeistert die Menschen in Basel, ja in der ganzen Schweiz. So sehr, dass sich seine Rückkehr sogar auf die Übertragungen der Super League im Schweizer Fernsehen auswirkt: "Wir sind sehr zufrieden mit unserem Wachstum in dieser Saison. Auch Spielereffekte, wie im Fall von Shaqiri, spiegeln sich in unseren Zahlen wider", erklärte blue sport, wo alle Ligaspiele live übertragen werden, im Januar bei CH Media. Und auch der Zuschauerschnitt bei Heimspielen des FC Basel ist deutlich angestiegen, liegt in der bisherigen Saison um 3200 höher als in der vergangenen Spielzeit.

    Der Shaqiri-Effekt ist also außerhalb des Rasens deutlich sichtbar. Viel wichtiger aber: Auch auf dem satten Grün hat sich der 125-malige Schweizer Nationalspieler rasch wieder zum Aushängeschild der Liga aufgeschwungen. Nach einer Anlaufphase von einigen Wochen, in denen der FCB bei den ersten vier Einsätzen Shaqiris lediglich vier Punkte holte, ging es seit Anfang Oktober vergangenen Jahres nur noch steil bergauf. Das erste Highlight des berühmten Heimkehrers war Ende Oktober ein Doppelpack samt drei Assists beim 6:1 in Winterthur, einen Monat später sorgte Shaqiri mit einem Hattrick im Alleingang für einen 3:1-Erfolg über Titelkonkurrent Servette Genf. Auch beim 2:1 gegen Top-Team Luzern im Februar war der Superstar mit zwei Treffern der entscheidende Mann, jüngstes Glanzlicht war dann sein Gala-Auftritt in Zürich am 12. April.

    "Das war ein Statement", betonte Shaqiri danach. "Ich bin sehr stolz darauf, wie die Mannschaft heute mit dem Druck umgegangen ist." Mit dem 4:0 in Zürich und dem 5:0 gegen Yverdon Sport FC am Ostermontag hat Basel zuletzt zwei klare Ansagen an die Konkurrenz geschickt. Diese ist vor allem Servette Genf, das auf Platz zwei notiert derzeit sechs Punkte Rückstand auf Shaqiri und Co. hat. Bei fünf noch ausstehenden Spielen in der Meisterrunde ist der Traum der Baseler, schon in Jahr eins von Shaqiris Rückkehr endlich wieder Meister zu werden, inzwischen viel mehr als nur ein Traum.

  • Xherdan Shaqiri (Basel 10)Imago / Steinsiek.ch

    Basel mit Shaqiri: Meister statt Absturz?

    Basels Ära mit acht Meistertiteln in Folge war 2017 zu Ende gegangen. Die Dominanz ist seitdem zu den Young Boys Bern gewandert, die sich zuletzt in fünf von sechs Fällen zum Schweizer Champion krönten und in ihrer Serie lediglich 2022 vom FC Zürich unterbrochen wurden.

    Basel spielte in den beiden vergangenen Jahren überhaupt keine Rolle mehr im Titelkampf. Schlimmer noch, im Herbst 2023 fand sich der einstige Serienmeister plötzlich auf dem letzten Platz der Super League wieder. Abstiegskampf hieß die bittere Realität, dank eines Aufschwungs wurde es letztlich aber nie ernst mit einem möglichen Absturz in die Zweitklassigkeit.

    Stattdessen steht Basel nun wieder ganz oben. Natürlich hat daran Trainer Fabio Celestini einen riesigen Anteil, der den FCB Ende Oktober 2023 als Tabellenschlusslicht mit nur fünf Punkten aus elf Spielen übernahm. Hinzu kamen weitere gute Transfers wie Bénie Traoré, Kevin Carlos oder Philip Otele, die voll einschlugen. Das wichtigste Puzzleteil ist allerdings definitiv Shaqiri.

    Bei 14 Toren und 17 Assists steht er in der laufenden Super-League-Saison derzeit. Damit war er an fast der Hälfte von Basels Treffern direkt beteiligt, seit Jahresbeginn führt er die Mannschaft zudem als Kapitän an. "Ich habe das seit seiner Rückkehr nach Basel im Kopf gehabt", erklärte Trainer Celestini die Entscheidung, die Binde Dominik Schmid abzunehmen und an Shaqiri weiterzureichen. Schmid habe mit dem Wechsel "kein Problem" gehabt, betonte Celestini.

    Aufgrund von Shaqiris märchenhafter Rückkehr wird in der Schweiz sogar schon über ein Comeback des genialen Kraftpakets in der Nationalmannschaft diskutiert. Seine Karriere in der Nati hatte "Shaq" nach der EM 2024 eigentlich beendet, die Schweizer Boulevardzeitung Blick befragte aufgrund von Shaqiris Leistungen in Basel aber mehrere Experten dazu, ob eine Rückkehr in die Landesauswahl sinnvoll sei. Die Reaktionen waren dabei gemischt, der ehemalige Bundesligaprofi Benjamin Huggel befand aber: "Wenn er seine Form über die Sommerpause hinaus halten kann, könnte er eine interessante Offensiv-Variante sein für die WM-Qualifikationsspiele."

    Zunächst steht für Shaqiri nun die vorläufige Krönung seiner Rückkehr im Fokus, Ende Mai will er seinen vierten Schweizer Meistertitel bejubeln. So, wie er es sich schon im vergangenen Sommer erträumte, als er gerade erst wieder frisch zurück in der Heimat war: "Ich werde alles geben, damit wir den Kübel (Pokal für den Schweizer Meister, d. Red.) wieder nach Basel bringen", hatte Shaqiri den tausenden Fans versprochen. Sollte das so schnell klappen, wäre das Märchen perfekt.

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