Der ehemalige deutsche Nationalspieler Toni Kroos hat einen Reporter für dessen Interview-Fragen an Bayern Münchens Mittelfeldspieler Joshua Kimmich nach dem 2:2 des FCB bei Union Berlin am vergangenen Samstag heftig kritisiert.
IMAGO / HMB-MediaToni Kroos zerlegt Reporter wegen Interview mit Joshua Kimmich: "Das ist so richtig empathielos, das kann ich nicht glauben"
Im gemeinsamen Podcast Einfach mal Luppen nahm Kroos mit seinem Bruder Felix das entsprechende Interview detailliert auseinander. Der frühere Real-Madrid-Star betonte dabei, dass man "keine generelle Kritik" an den Medien üben wolle, wurde allerdings auf den analysierten Einzelfall bezogen sehr deutlich: "Das ist eine Kritik an diesem Interview, an den inhaltlich unterirdischen Fragen, empathielosen Fragen. Und hintenraus wurde es dann auch noch respektlos."
Die erste Reporterfrage, um die es ging, lautete: "Wie glücklich war dieser Punktgewinn heute?" Kimmich, dessen Mannschaft erst in der Nachspielzeit durch Harry Kane zum Ausgleich gekommen war, entgegnete überrascht: "Fanden Sie das glücklich, oder was?" Nachdem Felix Kroos den Journalisten noch etwas in Schutz nahm und erklärte, dass er seine Frage wahrscheinlich wegen des späten Bayern-Treffers so gestellt hatte, sagte Toni: "Warum ist ein Tor in der Nachspielzeit glücklicher als in der 1. Minute? Das verstehe ich nicht. Wenn man einen unberechtigten Elfmeter bekommt, würde ich sagen, das ist Glück. Aber die 93. Minute gehört doch genau so zum Spiel wie die 1. Minute. Es ist im Gegenteil doch viel weniger Glück, in der 93. Minute zu treffen, weil das vor allem dafür spricht, dass du hinten raus nicht nervös wirst, nur weil du 1:2 zurück liegst, sondern deine Aktionen immer noch so spielen kannst, dass sie am Ende zum Tor führen. Da ist ja auch ganz viel Mentalität und Qualität dabei."
Getty ImagesAbseitsfrage stört Toni Kroos
Die zweite Frage, die Kroos auf die Palme brachte, war: "Wie haben Sie die Entscheidung beim Abseitstor in der 9. Minute wahrgenommen?" Zum Hintergrund: Union war durch ein später wegen Abseits aberkanntes Tor von Ilyas Ansah vermeintlich in Führung gegangen. Die Abseitsstellung war dabei enorm knapp, Ansah stand nur minimal und auch mit kalibrierter Linie kaum sichtbar in der verbotenen Zone. Unions Trainer Steffen Baumgart regte sich nach dem Spiel daher auch sehr über die Schiedsrichterleistung auf.
Kroos schlug bei der Reporterfrage die Hände vors Gesicht: "Alter, jeder hat die Bilder gesehen, dass das nicht mal ein Schnürsenkel im Abseits war", wunderte sich der Weltmeister von 2014. "Was hat er jetzt gedacht? Dass der Jo sagt: 'Ja, das habe ich gesehen. Ganz klar Abseits'."
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Die Frage, die Kroos am meisten störte, bezog sich dann auf die nach der Partie bei Union anstehende Länderspielpause. "Freuen Sie sich nun auch auf die Länderspielpause zum Durchatmen, nachdem die Siegesserie (Bayern hatte die 16 vorherigen Saisonspiele allesamt gewonnen, d. Red.) gerissen ist?", hatte der Reporter Kimmich gefragt. Kroos' wütende Reaktion darauf: "Das ist eine respektlose Frage, aus mehreren Gründen. Erstens: Der kommt gefühlt aus der 34. englischen Woche, reißt in jedem Spiel seine zwölf Kilometer ab und jetzt hat er zwei Spiele mit der Nationalmannschaft. Der fliegt nicht drei Wochen auf die Malediven, wo mal Zeit ist zum Durchatmen. Der hat zwei Spiele mit der Nationalmannschaft. Wo du genau weißt, wenn eins davon in die Hose geht, wirst du von ganz Deutschland zerrissen. Dann vielleicht auch zu Recht – wie nach dem Slowakei-Spiel zum Beispiel. Genau das steht auf dem Spiel. Und das nennt dieser Kollege Durchatmen. Das ist so richtig empathielos, das kann ich nicht glauben."
Kimmich selbst reagierte derweil gelassen und sachlich auf die Frage und erklärte: "Ich sehe die Länderspielpause nicht als Durchatmen an, weil es für uns eben keine Pause ist. Wir haben zwei sehr, sehr wichtige Spiele, darauf freuen wir uns. Wir wollen beide gewinnen und uns für die WM qualifizieren."
Bitter für den Nationalmannschaftskapitän: Mindestens das erste der beiden anstehenden WM-Qualifikationsspiele in Luxemburg am Freitag wird er verpassen, da er sich im Training am rechten Sprunggelenk verletzt hat. Kimmich wird dennoch mit nach Luxemburg reisen und auch danach beim Team bleiben, da er am kommenden Montag im abschließenden Quali-Spiel gegen die Slowakei möglicherweise schon wieder einsatzbereit ist.
Toni Kroos' Karriere bei der deutschen Nationalmannschaft
- Länderspiele: 114 (17 Tore)
- Länderspieldebüt: 3. März 2010 (0:1-Testspielniederlage gegen Argentinien)
- Letztes Länderspiel: 5. Juli 2024 (1:2 n.V. gegen Spanien im EM-Viertelfinale)
- Größter Erfolg: Weltmeister 2014

