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Tiefpunkt unter Kompany: So ist das große Saisonziel des FC Bayern München die reinste Utopie

Die wichtigste Woche in der bisherigen Saison des FC Bayern ist vorbei - und die Münchner haben alle ihre Ziele erreicht. In der Bundesliga den Acht-Punkte-Vorsprung auf Bayer Leverkusen verteidigt, in der Champions League ins Achtelfinale eingezogen. Nach dem vorzeitigen Aus im DFB-Pokal sind die beiden verbliebenen Titelchancen somit weiterhin intakt.

Das ist der eine Teil der Wahrheit, der andere lautet: Der FC Bayern ist völlig außer Form. Dank des komfortablen Vorsprungs sollte der Meistertitel zwar dennoch gelingen. Eine Teilnahme am Finale dahoam in der Königsklasse erscheint aktuell aber wie reinste Utopie. Und sogar ein Weiterkommen im Achtelfinale gegen Leverkusen oder Atlético Madrid (Auslosung am Freitag im LIVETICKER) unwahrscheinlich.

In der Hinrunde strotze die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany nur so vor Spielfreude, reihenweise gelangen Schützenfeste. Seit der Winterpause baute sie aber kontinuierlich ab. Nur aufgrund der harmlosen Gegner war der Leistungseinbruch zunächst nicht so deutlich zu erkennen. Ausgerechnet in der bis dato wichtigsten Woche der Saison ist der FC Bayern fußballerisch am Tiefpunkt angekommen.

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    FC Bayern: Chancenlos gegen Leverkusen, ideenlos gegen Celtic

    Gegen Leverkusen erspielten sich die Münchner keine einzige Torchance, das Remis war höchst schmeichelhaft. Gegen Celtic brauchte es den Ausgleich von Alphonso Davies in der Nachspielzeit, um eine Verlängerung zu verhindern. Ein Aus hätte sich im Ranking der größten Münchner Europapokal-Blamagen weit vorne eingereiht.

    Wie schon beim Hinspiel verzeichnete der FC Bayern zwar auch beim Rückspiel gegen Celtic mehr Ballbesitz und mehr Abschlüsse, wurde aber dennoch kaum gefährlich. In Glasgow sprach der xG-Wert trotz des 2:1-Sieges mit 1,37 zu 0,7 für Celtic. In München lagen beide Mannschaften bis zum Ausgleich von Davies bei knapp über einem zu erwartenden Tor etwa gleichauf.

    Zur Einordnung: Zuhause im ohrenbetäubenden Celtic Park sind die Schotten zwar eine Macht, in der Fremde dafür umso harmloser. Im Herbst gingen sie 1:7 bei Borussia Dortmund unter, der letzte Auswärtssieg in der Champions League datiert von 2017. Das lässt die Leistung des FC Bayern an diesem bitterkalten Abend noch erschreckender wirken.

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    FC Bayern: Formkrisen und kein Ersatz für Harry Kane

    Zu viele Spieler sind derzeit außer Form: Beim Gegentor patzten hinten Josip Stanisic und Min-Jae Kim eklatant, Raphael Guerreiro enttäuscht schon seit Wochen. Vorne versprühte lange nur Michael Olise einen Hauch von Gefahr. Jamal Musiala blieb erneut blass, Serge Gnabry vergab seine Startelf-Chance in beachtlicher Manier, Harry Kane musste zur Pause angeschlagen runter.

    Ein langfristiger Ausfall Kanes käme für den FC Bayern einem Super-GAU gleich, die Münchner verfügen bekanntlich über keinen nominellen Ersatz. Im Winter wechselte (der bis dahin schwache) Mathys Tel per Leihe zu Tottenham Hotspur, Nachfolger wurde keiner verpflichtet. So gab gegen Celtic in der zweiten Halbzeit zunächst Gnabry einen wirkungslosen Mittelstürmer. In die besten Abschluss-Situationen kam Sechser Leon Goretzka. Ein gelernter Torjäger hätte seine Chancen in den Minuten 47 und 74 wohl genutzt.

    Sportvorstand Max Eberl lachte die Nachfrage zum fehlenden Kane-Ersatz weg und verwies auf Leroy Sané und Kingsley Coman. Die beiden sorgten nach ihren Einwechslungen zwar tatsächlich für etwas Belebung. Das ändert aber selbstredend nichts daran, dass sie Flügelstürmer sind und ein klassischer Vollstrecker im Zentrum fehlte.

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    "Keine Ausreden": Beim FC Bayern hört man nicht auf Musiala

    Nicht nur bei dieser Thematik warfen die Analysen von Seiten des FC Bayern mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Alle Gesprächspartner erkannten zwar grundsätzlich fußballerisches Steigerungspotenzial. Neigten aber dennoch dazu, den abermals ideenlosen Auftritt gegen eine limitierte Mannschaft kleinzureden statt als das darzustellen, was er war: ein weiteres Alarmsignal.

    Kompany sprach von einer "eigentlich guten zweiten Halbzeit". Ja, sie war zwar besser als die erste. Sie reicht bei weitem aber nicht für die Ansprüche und Ziele des FC Bayern. Goretzka verwies auf den "super Fußball lange Zeit der Saison". Tut in diesem Moment aber nichts zur Sache. Eberl betonte, dass Leverkusen ohne Englische Woche ins Topspiel gegangen sei und Celtic am Wochenende gegen Dundee United rotiert habe.

    Dann wäre da noch die hohe Belastung der vergangenen Tage, auf die Kompany, Eberl, Kapitän Manuel Neuer und Kapitän in spe Joshua Kimmich unisono zu sprechen kamen. Das war einerseits fragwürdig, weil Jamal Musiala bei der Pressekonferenz vorab betont hatte: "Keiner von uns möchte Ausreden haben. Wir sind frisch." Und andererseits, weil der Kader eines Titelaspiranten in der Champions League tief genug sein sollte, um eine derartige Belastung wegstecken zu können. Zumal gegen Celtic bis auf Ersatzkeeper Daniel Peretz sämtliche Spieler zur Verfügung standen und Kompany in der Startelf viermal rotierte. Formkrisen und die Kader-Unwucht im Sturm machten sich aber deutlich bemerkbar.

    Was sich aber auch bemerkbar machte, das darf nicht untergehen: Aufopferungsbereitschaft und die richtige Mentalität. Obwohl es spielerisch nicht lief, erkämpften sich die Münchner wie auch immer letztlich die gewünschten Ergebnisse.

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