Thomas Tuchel und seine Lieblingsspieler: Ein taktischer Kniff jagt ihn bis heute

In seiner langen Karriere als Trainer hatte Thomas Tuchel bisher ein Herz für so einige Spieler - ein taktischer Kniff könnte ihn in Kürze wieder einholen. Andere Lieblingsspieler werden bereits beim FC Bayern München gehandelt. GOAL wirft einen Blick auf Tuchels Lieblinge.

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    Eric Maxim Choupo-Moting

    Der FC Bayern München ist Thomas Tuchels fünfte Trainerstation im Profibereich - und zum dritten Mal arbeitet er dort nun mit Eric Maxim Choupo-Moting zusammen. 2011 holte Tuchel ihn zu Mainz 05. Abgesehen von einer langen Verletzung war er unter seinem alten, neuen Trainer meist gesetzt. 20 Bundesliga-Tore erzielte er zusammen in den zwei Saisons, die er durchspielte. Gute Leistungen, die ihm neue Jobs brachten - denn als Tuchel 2014 die Rheinhessen verließ, ging auch Choupo-Moting.

    2018 trafen sich die Wege dann erneut. Tuchel wurde als Cheftrainer von PSG vorgestellt - und die Star-besetzte Mannschaft benötigte noch einen Sturm-Backup. Tuchel dachte an seinen alten Bekannten, dessen Vertrag bei Stoke City gerade ausgelaufen war, und holte ihn nach Frankreich. In seiner zweiten Saison schoss Choupo-Moting in 20 Einsätzen sechs Tore - obwohl er meist nur als Einwechselspieler agierte.

    Das brachte ihn beim FC Bayern auf den Plan - und da treffen sich die beiden nun wieder. Choupo-Motings Vertrag wurde gerade erst verlängert - die Zusammenarbeit dürfte also erneut länger anhalten. Er ist bisher bereits der Spieler mit den viertmeisten Einsätzen unter Tuchel (132). Das kann er nun ausbauen.

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  • Marquinhos PSG 2022-23Getty Images

    Marquinhos

    Bei PSG zeigte Tuchel zudem eine enge Beziehung zu seinem Abwehrchef Marquinhos. Der damalige Kapitän von Paris sei "das Herz und die Seele der Mannschaft", erklärte er sein Feuer für den Brasilianer. Er müsse "im Herzen des Geschehens spielen".

    Dabei zeigte Marquinhos andersrum dieselbe Nähe zu Tuchel. Nach einer Champions-League-Niederlage von PSG gegen Leipzig 2020 erstickte der PSG-Kapitän die Kritik am neuen Bayern-Coach im Keim: "Ich stelle mich immer hinter meinen Trainer. Es war nicht seine Schuld. Ich habe großes Unverständnis darüber, dass der Trainer so in Frage gestellt wird." Tuchels weitere Amtszeit bei den Franzosen dauerte nur noch gute zwei Monate.

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    Pierre-Emerick Aubameyang

    Auf die Frage, ob PSG-Star Kylian Mbappé der beste Spieler sei, den Thomas Tuchel jemals trainiert habe, antwortete dieser: "Das ist eine gefährliche Frage. Ich habe auch Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé trainiert. Auba wird für immer in meinem Herzen bleiben."

    Wie sehr Aubameyang Tuchel am Herzen liegt, zeigte er im Sommertransferfenster 2022. Lange kämpfte der damalige Chelsea-Trainer um Auba und bekam ihn schließlich kurz vor Transferschluss vom FC Barcelona zu den Blues gelotst. Doch nach nur einem Spiel, das Aubameyang zudem verletzt verpasste, wurde Tuchel entlassen - dumm gelaufen. Unter Nachfolger Graham Potter war Auba keine Option mehr - und der Torjäger wollte schon im Winter wieder weg.

    Doch die große gemeinsame Geschichte schrieben Auba und Tuchel bei Borussia Dortmund. Nachdem er bereits von Jürgen Klopp zum Mittelstürmer umgeschult wurde, begann die gemeinsame Zeit 2015 mit acht Bundesliga-Spielen in Folge, in denen Auba traf - zweimal sogar doppelt. In den ersten 14 Partien erzielte er starke 17 Treffer. Insgesamt traf Aubameyang in den zwei Jahren 56-mal. Ein halbes Jahr nach Tuchels Entlassung verließ auch der Gabuner den BVB in Richtung Arsenal.

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    Henrikh Mkhitaryan

    Der armenische Offensivspieler hatte leichte Anlaufschwierigkeiten nach seinem Wechsel von Schachtjor Donezk zu Borussia Dortmund. In seiner Debütsaison traf er zwar neunmal in der Bundesliga, jedoch mit einer langen Pausen ohne Treffer dazwischen. Auch im zweiten Jahr unter Jürgen Klopp änderte sich das nicht. Doch dann kam Thomas Tuchel.

    Gemeinsam eroberten sie die Bundesliga und Europa. 18 Tore sammelte Henrikh Mkhitaryan in der Saison 2015/16 - überragende 28 Vorlagen steuerte er zudem bei. Somit holte er 46 Scorerpunkte in 48 Pflichtspielen. Wie das klappte? Tuchel schenkte ihm unter anderem ein Buch, "es handelt von Tennis, aber auch davon, was man davon ins Leben übertragen kann. Wie man locker bleibt und trotzdem konzentriert ist", erzählte Mkhitaryan 2016 derSüddeutschen Zeitung, das habe ihm geholfen, "ich fühle mich befreit".

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    André Schürrle

    Als Mkhitaryan kurze Zeit später den BVB in Richtung Manchester United verließ, sollte André Schürrle dabei helfen, seinen Abgang aufzufangen. Ein alter Schützling Tuchels - bereits bei den A-Junioren der Mainzer trainierte Tuchel Schürrle und kannte ihn ganz genau. Später holte er ihn auch zu den Profis.

    Das Verhältnis sei zwar "nicht immer einfach" gewesen, doch trotzdem sei Tuchel "der beste Trainer", den Schürrle in seiner Karriere je hatte, berichtete der ehemalige Nationalspieler, "er hat mich am meisten geprägt." Trotz wechselhafter Leistungen setzte Tuchel lange auf seinen Schützling. Nach Tuchels Weggang stagnierte Schürrles Karriere. Unter Peter Stöger beim BVB hatte er zwar noch einmal eine kurze Erfolgsphase, doch langfristig entwickelte er sich zum Millionengrab.

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    Julian Weigl

    Schon bei seinem ersten Telefonat mit Tuchel war Julian Weigl von seinem späteren Trainer beeindruckt, erzählte er im Podcastkicker meets DAZN, "Er hat mir erstmal erklärt, wer ich bin als Spieler. Dann hat er mir gesagt, dass er die Chance sieht, dass ich auf Spiele komme." Und das tat er sofort - obwohl er den Schritt von 1860 München zum "großen" BVB wagte. Direkt zum Saisonbeginn 2015 war er mit nur 19 Jahren Stammspieler unter Tuchel.

    Diese Begeisterung stieß wohl auf Gegenseitigkeit - und so wollte sein Förderer ihn später sogar zu Paris Saint-Germain holen. "Julian ist interessant", sagte der 2019 RMC Sport. Unter Lucien Favre war Weigl damals nicht mehr auf der Sechs gesetzt, spielte auch häufig in der Innenverteidigung. Ein halbes Jahr später wechselte er - jedoch nicht zu Tuchel, sondern zu Benfica.

    Dort bekam seine Karriere einen Knick. Heute spielt er für Bayerns Angstgegner, wird jedoch nicht mehr auf Tuchels neue Mannschaft treffen, denn am 21. Spieltag verlor Vorgänger Julian Nagelsmann bereits gegen Weigls Gladbacher.

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    Raphaël Guerreiro

    Auf Tuchels Wunschliste bei PSG stand 2019 offenbar auch der Portugiese Raphaël Guerreiro. Dessen Start beim BVB verlief hervorragend - auch wegen Tuchel. Denn anders als seine vorherigen Trainer nutzte er Guerreiro nicht etwa als Linksverteidiger, sondern entdeckte seine Spielmacher-Qualitäten und beorderte ihn ins zentrale und linke Mittelfeld. Dort blühte er richtig auf, schoss sieben Tore und bereitete sieben weitere direkt vor.

    Nach Tuchels Ende hatte Guerreiro mehr Probleme. Immer häufiger wurde er wieder als Linksverteidiger gebracht, wo er nicht nachhaltig überzeugen konnte. Bis vor nicht einmal einem Monat - aus Personalnot stellte der heutige BVB-Trainer Edin Terzic Guerreiro ins zentrale Mittelfeld und der explodierte komplett. Zwei Tore und drei Vorlagen sammelte er am 24. und 25. Bundesliga-Spieltag - fällt Tuchel dieser taktische Kniff bei seinem Lieblingsspieler nun auf die Füße? Am 26. Spieltag erwartet er mit seinen Münchnern Guerreiro und den BVB in der Allianz Arena - und der dürfte im zentralen Mittelfeld starten.

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    Kai Havertz

    Die Bindung zwischen Thomas Tuchel und Kai Havertz ist noch die jüngste hier - erst im Januar 2021 begegneten sich die beiden beim FC Chelsea. Der Ex-Leverkusener hatte nach der teuren Ablöse große Probleme, bei den Blues Fuß zu fassen - doch Tuchel setzte nach seiner Ankunft voll auf ihn. "Er hat mich definitiv zu einem besseren Spieler gemacht", urteilte er nach dem vergangenen Länderspiel gegen Belgien, "mir ist der Fußball echt schwer gefallen und dann kam ein deutscher Trainer und hat das Blatt komplett gewendet. Ich bin ihm sehr dankbar!"

    Auch Tuchel hielt viel auf den Nationalspieler, adelte ihn 2022 durch einen Legenden-Vergleich: "Ich sehe einen Spieler, der ein bisschen was von Dennis Bergkamp, Robin van Persie oder Dimitar Berbatov hat." In einem anderen Interview bescheinigte er ihm "grenzenloses Potenzial" - die Premier League sei "perfekt" für Havertz. Trotzdem gab es bereits wenige Tage nach seiner Anstellung beim FC Bayern die ersten Gerüchte, Tuchel würde Havertz gerne nach München lotsen.

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    Christian Pulisic

    Etwas überraschend gibt es ähnliche Gerüchte auch zu Christian Pulisic. Der US-Amerikaner gab unter Thomas Tuchel sein Profi-Debüt bei Borussia Dortmund und spielte 2016/17 seine stärkste Saison bei den Schwarz-Gelben. Als er nach seinem Wechsel zu den Blues Probleme hatte, war es Tuchel, der immer weiter auf ihn setzte - und durch Top-Leistungen des Amerikaners in den Champions-League-Halbfinals 2021 für das Vertrauen belohnt wurde, auch wenn Pulisic über den trotz Garantie nicht erteilten Startelf-Platz im Rückspiel sauer war, wie er später in seiner Biografie verriet.

    Trotzdem war Tuchel immer überzeugt von seinen Qualitäten - Pulisic sammelte unter Thomas Tuchel die fünftmeisten Einsätze aller Spieler. Und das, obwohl er nur zwei volle Saisons unter ihm spielte. Dazu die Rückrunde 2021, die mit dem Champions-League-Sieg endete, und seine Debüt-Rückrunde 2015/16, in der er neun Bundesliga-Einsätze sammelte.

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    Nikolce Noveski

    Platz eins der Spieler mit den meisten Einsätzen unter TT belegt der Ex-Mainzer Nikolce Noveski. Alle fünf Saisons, die Tuchel die Rheinhessen trainierte, war der Innenverteidiger Stammspieler. Insgesamt lief er 167-mal unter Tuchel auf. Summiert man seine Einsatzzeit (14.715 Minuten), stand er knapp zehn volle Tage unter Tuchels Kommando auf dem Platz.

    Die Beziehung zwischen den beiden ist so eng, dass Noveski sich 2017 entschied, seinen alten Boss noch ein weiteres Mal die Verantwortung für sich übernehmen und ihn sein Team im Abschiedsspiel der Mainzer coachen zu lassen.

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    Bo Svensson

    Während Tuchel einem Aufeinandertreffen mit Weigl vorerst aus dem Weg geht, wird er bald auf einen weiteren Ex-Schützling vom 1. FSV Mainz 05 treffen, jedoch in anderer Form: Bo Svensson absolvierte 100 Pflichtspiele unter Tuchel (Platz 10) und ist danach einen ähnlichen Weg gegangen wie sein alter Förderer - er startete die Trainerausbildung in der Mainzer Jugendakademie. Nun trainiert er die Rheinhessen - und erwartet seinen alten Lehrmeister am 29. Spieltag (Samstag, 22. April, 15.30 Uhr) zum Bundesliga-Klassentreffen.

    Wie er im vergangenen Sommer GOAL und SPOX erzählte, hatte Tuchel einen entscheidenden Einfluss - die gemeinsame Zeit sei der Anstoß gewesen, selbst Coach zu werden: "Das war die prägendste Zeit für mich, für meine Trainerkarriere." Tuchel habe "das Spiel auf eine andere Art und Weise gesehen", wie Svensson erklärte. "Er hat anders trainieren lassen, er hatte ambitionierte Ansätze, war aber auch sehr innovativ", so der Mainz-Trainer, der zusammenfasste: "Er war der, der mir die Augen geöffnet hat."

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