Schon eher lässt sich die Frage danach beantworten, wie es jetzt weitergehen soll. Denn auch auf einer dritten Ebene war der Abend von Müller bezeichnend: Als er mit dem Stadionmikrofon durch ein Spalier aus Mitspielern und Mitarbeitern lief, hielt er nur bei einem Spieler gesondert an, um ihn nochmal kurz in den Arm zu nehmen: Jamal Musiala.
In den vergangenen Jahren hat sich eine enge Beziehung zwischen Müller und seinem Nachfolger entwickelt. Wobei "Nachfolger" es womöglich nicht ganz trifft. Musiala kommt aus einer anderen Generation, er ist ein anderer Spielertyp und auch ein anderer Typ Mensch. Er wird eigene Spuren hinterlassen. Großen Anteil an seiner bisherigen Entwicklung hat aber Müller, der ihn von Beginn an unter seine Fittiche nahm, ihm wichtige Tipps gab und ihn so quasi auf die nun anstehende Übergabe vorbereitete.
Auch in seiner Rede bekam Musiala nochmal einen Ehrenplatz, als er von einer neuen Generation sprach, die einem bereits vor der Saison erkläre, wer neuer NBA-Champion werde. Als Müller zur Nationalmannschaft zurückkehrte, sprach er von Jodlern und Rappern. Aber auch das ist seine große Qualität gewesen in den vergangenen Jahren: Zwischen den Generationen zu vermitteln, als "Jodler" großes Interesse für das zu zeigen, was die "Rapper" auszeichnet.
Die neue Generation wird Dinge anders angehen. Müller war vielleicht auch deshalb ein Unikat, weil er überall reingepasst hat. Man hätte sich den "Raumdeuter" gut in der Mannschaft aus den goldenen Siebzigern vorstellen können, er hat aber auch sehr gut in die Moderne gepasst. Womöglich war er der erste, aber auch der letzte seiner Art. Das macht es unmöglich, ihn zu ersetzen. Gleichzeitig macht es die Zukunft umso spannender.
Sollte Florian Wirtz kommen, ist der FC Bayern sportlich auf Müllers Position für die kommenden Jahre gerüstet – mit zwei Spielern, die das Potenzial haben, zu absoluten Weltstars zu reifen. Dass Müller das gern noch etwas länger begleitet hätte, ist bekannt. Und doch scheint genau jetzt der ideale Zeitpunkt für diesen Generationenwechsel gekommen zu sein.