Pathetic Real Madrid GFXGetty/GOAL

Skandale entblößen das wahre Gesicht: Real Madrid ist der erbärmlichste Klub im Weltfußball

In Japan sagt man, ein Mensch hat drei Gesichter. Das Erste zeigt man der Welt nach Außen, das Zweite zeigt man der Familie und den engsten Freunden und das Dritte, das gehört dem Individuum ganz allein. Man zeigt es niemandem, sodass das wahre Wesen und die Persönlichkeit niemals von Außenstehenden beurteilt werden kann.

  • Am Samstag in Sevilla entblößte Real Madrid dieses dritte Gesicht wie eine Maske. Beinahe schon mit Stolz hielten die Königlichen es in die Höhe, als wäre es der Löwenjunge Simba, der vom Affen Rafiki in der Eröffnungssequenz von Disneys "König der Löwen" hochgehoben wird. Jahrelang, monatelang, wochenlang und tagelang wurde vor, während und nach der Niederlage gegen den ewigen Rivalen aus Katalonien im Finale der Copa del Rey nur Unfug seitens der Königlichen geredet.

    Es ist schon schlimm genug, an einem normalen Tag vom Erzrivalen geschlagen zu werden. Allerdings waren die Geschehnisse des vergangenen Wochenendes selbst nach den Maßstäben dieser beiden großen, oftmals weinerlich auftretenden Klubs, alles andere als normal. Was sich diesmal ereignete, wird für Real Madrid als Schande in die Geschichte eingehen. Unabhängig davon, dass man den Versuch starten wird, es unter den Tisch zu kehren.

    Auch wenn man nur das Finale nur als solches betrachtet, haben sich die Blancos vor den Augen der internationalen Öffentlichkeit blamiert.

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  • Die "Schande von Cartuja"?

    Es ging in der Geschichte des Clásico noch nie ruhig zu, vor allem in K.o.-Wettbewerben kochen die Emotionen besonders hoch. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, es gehört zum Fußball dazu. Wir als Fans wollen diese Emotionen nicht verlieren. Wir wollen, dass die Spieler genauso mitfiebern wie wir. Das Finale der Copa del Rey hob die Lächerlichkeit aber auf ein ganz neues Level.

    Ging man nur von den roten Karten für Lucas Vazquez und Jude Bellingham aus, wäre das schon Grund genug, Madrid zu kritisieren. Die peinlichen Eskapaden von Antonio Rüdiger werden dafür sorgen, dass dieses Spiel als "Schande von Cartuja" in Erinnerung bleiben wird, welches einen eigenen Wikipedia-Eintrag verdient hätte.

    Nachdem Kylian Mbappé wegen eines Fouls an Eric Garcia zurückgepfiffen worden war, explodierte die Bank der Madrilenen vor Wut, allen voran der über-emotionale deutsche Innenverteidiger. Rüdiger warf zunächst etwas ein Kühl-Pack in Richtung von Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea. Als der Unparteiische sich näherte, um ihm die Rote Karte zu zeigen, verlor der Nationalspieler völlig die Kontrolle und musste von einem Mitglied des Trainerstabs von Madrid zurückgehalten werden.

    Schon jetzt ist es berüchtigtes Bild, das Rüdiger für den Rest seiner Karriere begleiten wird und das Madrids völlige Missachtung der Einhaltung von sportlichem Respekt verkörpert. Seine anschließende Entschuldigung ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Ihm droht nun eine Sperre von bis zu zwölf Spielen.

  • RCD Espanyol de Barcelona v Getafe CF - La Liga EA SportsGetty Images Sport

    Real-Theater schon vor dem Anpfiff

    Die Wahrscheinlichkeit, dass das Finale am Samstag den ein oder anderen Skandal produzieren könnte, war angesichts der Äußerungen der Madrilenen, die mit einer Zurechtweisung von Schiri De Burgos Bengoetxea im klubeigenen Fernsehsender begannen, hoch. Der Verein stellte nicht zum ersten Mal ein Video eines Unparteiischen mit angeblichen Fehlern zusammen und deutete eine Voreingenommenheit gegen sich an. Madrid forderte wenige Tage vor dem Anpfiff den Austausch des Schiedsrichterteams und musste Gerüchte zurückweisen, dass ein Boykott in Erwägung gezogen werde.

    De Burgos Bengoetxea brach vor dem Spiel in Tränen aus, als er offenbarte, wie Madrids Kampagne gegen ihn sein Privatleben beeinträchtigte. "Wenn Ihr Kind zur Schule geht und dort gesagt bekommt, sein Vater sei ein 'Dieb', und dann weinend nach Hause kommt, ist das wirklich hart", erklärte er. "Ich versuche, meinen Sohn zu erziehen und ihm zu sagen, dass sein Vater ehrlich ist, dass er wie jeder andere Sportler Fehler macht. Das ist wirklich schmerzhaft, und ich würde es niemandem empfehlen. Wenn ich hier weggehe, möchte ich, dass mein Sohn stolz auf seinen Vater ist und auf den Beruf des Schiedsrichters, der uns so viele Werte vermittelt hat. Was viele unserer Kollegen durchmachen, nicht nur im Profifußball, sondern auch im Breitensport, ist unfair. Jeder sollte sich Gedanken darüber machen, wo er hin will, was er vom Sport und vom Fußball erwartet."

    Natürlich wurde das Verhalten Reals auf breiter Front verurteilt. Trotzdem hätte es De Burgos Bengoetxea wohl niemand verdenken können, hätte er die Partie voreingenommen geleitet. Die Mannschaft von Madrid-Trainer Carlo Ancelotti verlor dennoch fair und kassierte dabei drei berechtigte Rote Karten.

  • FBL-AWARD-BALLON D'OR-2024AFP

    Das Gejammer um den Ballon d'Or

    Die Wut der Madrilenen hatte sich allerdings schon über einen längeren Zeitraum zusammengebraut. So stand bereits die letztjährige Verleihung des Ballon d'Or im Zeichen eines handfesten Skandals, für den einmal mehr die Real-Entscheider die volle Verantwortung tragen.

    Nach dem Gewinn der Champions League und der Meisterschaft in LaLiga in der vergangenen Saison war Vinicius Jr. der Favorit auf die höchstmögliche individuelle Auszeichnung. Zwar schien kurzzeitig Teamkollegen Bellingham zu einem Konkurrent zu werden, doch machte die Niederlage Englands gegen Spanien im Finale der Europameisterschaft diese Hoffnungen zunichte.

    Die Bühne schien bereit für Vinicius, um zum besten Spieler der Welt gekürt zu werden. Viele Experten hielten seine Auszeichnung für eine reine Formalität. Doch dann, weniger als 48 Stunden vor der Zeremonie in Paris, begannen die Gerüchte. Rodri, der gerade mit Manchester City einen weiteren Premier-League-Titel gewonnen hatte und ein wichtiger Teil der spanischen EM-Mannschaft war, galt plötzlich als Favorit.

    Als am 28. Oktober schließlich tatsächlich der Spanier den Goldenen Ball erhielt, war das Entsetzen auf Seiten der Madrilenen grenzenlos. Schon vorher entschied man bockig, keine Delegation zur Verleihung nach Paris zu schicken.

  • FC Barcelona v Real Madrid - Copa del Rey FinalGetty Images Sport

    Real Madrid blamiert sich im Weltfußball: Kommt das Karma?

    Was Madrid nun in dieser Saison widerfährt, fühlt sich nach der gerechten Strafe an, die dieser Verein schon länger hätte kassieren müssen. Sportlich ist man in der Copa del Rey und der Supercopa an Barcelona gescheitert, auch in der Liga liegt man bei noch fünf ausstehenden Spielen vier Punkte hinter den Katalanen. Darüber hinaus setzte es in der Champions League, der absoluten Königsdisziplin der Blancos, ein vernichtendes Aus gegen den FC Arsenal.

    Viele der späten Tore, die Madrid in der Vergangenheit schon oft aus der Patsche geholt hatten, blieben aus - trotz der vermeintlich gesteigerten Offensivkraft um Sommer-Neuzugang Mbappé. Schon vor dem Copa-Finale gab es mehr als genügend Gründe, kein Mitleid mehr mit Spaniens Rekordmeister zu haben. Danke des genannten Verhaltens danach fällt dieser Schritt nun umso leichter.

    Coach Ancelotti wird den Preis für Madrids enttäuschende Saison zahlen, Medienberichten zufolge ist sein Abgang schon beschlossene Sache. Seine Nachfolge wird wohl Bayer Leverkusens Xabi Alonso antreten. Als ehemaliger Real-Spieler könnte er die nötige Mischung aus Ego-Management und taktischem Geschick mitbringen, was diese Mannschaft nun dringend braucht. Die lauten und aufbrausenden Persönlichkeiten in der Umkleidekabine des Santiago Bernabeu müssen gebändigt werden, wenn sie wieder als Team funktionieren sollen.

    Nicht nur die Spieler und der Manager brauchen einen Realitätscheck. Präsident Florentino Pérez hat die Flammen eines Feuers geschürt, das den Klub nun in ein Inferno der Schande verwandelt hat. Er ist nicht der Schachmeister, sondern der Störenfried. Mit seinen 78 Jahren wird er sich wohl kaum ändern, und so müssen die Verantwortlichen an der Basis die Arbeit für ihn erledigen.

    Die Welt hat die Nase voll davon, dass Madrid Lärm macht - der Fußball muss endlich wieder den Fokus übernehmen.