Selecao-Trainer Carlo Ancelotti bekommt in Brasilien heftigen Gegenwind von einem Ex-Nationalspieler. Dabei geht es allerdings nicht um die Fähigkeiten des italienischen Ex-Trainers von Real Madrid, sondern um dessen Nationalität.
AFP"Seine Haut ist nicht grün und gelb": Bizarre Kritik in Brasilien an Ex-Real-Trainer Carlo Ancelotti
WAS WURDE GESAGT?
Abel Braga, der in den 1970er Jahren für Brasilien spielte und mittlerweile auf eine lange Laufbahn als Trainer zurückblicken kann, wetterte bei Globo Esporte gegen die Entscheidung des Verbandes CBF, Ancelotti als Nachfolger des geschassten Dorival Junior zu verpflichten: "Es stört mich. Ich rede hier nicht von seinen Qualitäten als Mensch, denn jeder der ihn kennt, berichtet nur das Beste. Aber wenn er seine Jacke öffnet, ist seine Haut nicht grün und gelb (Brasiliens Nationalfarben, Anm. d. Red.)."
"Die WM-Titel haben wir mit Brasilianern gewonnen und es stimmt mich traurig, dass nicht an brasilianische Trainer geglaubt wird", sagte der 73-Jährige weiter.
AFPWAS IST DER HINTERGRUND?
Ancelotti übernahm das Traineramt nach dem vorzeitigen Ende seines Engagements in Madrid vor einigen Monaten. Das erklärte Ziel ist der Gewinn des Titels bei der Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Die Qualifikation hat die Selecao bereits vorzeitig in der Tasche.
Allerdings waren die Leistungen in den Begegnungen unter Ancelotti nicht immer überzeugend. Unter anderem beim 0:0 gegen Ecuador zum Auftakt. "Ancelottis erstes Spiel war hässlich", schimpfte Braga: "Wir haben eine nervöse Mannschaft erlebt, die sich eingeigelt hat. Die Kommentare am nächsten Tag haben mich überrascht. Keiner redete über die Leistung, sondern nur davon, dass wir der WM näher gekommen seien. Wenn das Dorival oder Diniz passiert wäre, wäre das anders abgelaufen. Sie wären die ganze Zeit kritisiert worden."
Die Bequemlichkeit habe sich auf die Mannschaft übertragen, so der ehemalige Coach von Fluminense, Vasco da Gama und Internacional.
WIE GEHT ES WEITER?
Nach einem 3:0 gegen Chile am Freitag treffen Ancelottis Schützlinge zum Abschluss der Länderspielpause in der Nacht zum Mittwoch in einer Auswärtspartie auf Bolivien. In der südamerikanischen WM-Qualifikation belegt der Rekordtitelträger im Moment den zweiten Platz, zehn Punkte hinter Erzrivale Argentinien.
Dass es in knapp einem Jahr unter Ancelotti zum großen Wurf in Form des sechsten WM-Titels glaubt Braga jedenfalls nicht: "Ich hoffe, ich liege falsch, aber ich rechne nicht damit, dass er Weltmeister wird. Wir müssen noch ein bisschen warten." Die nächste Generation mit Endrick (Real Madrid) und Estavao (Chelsea) sei allerdings "herausragend. Sie werden die Welt erobern."