Rico Lewis: Manchester Citys Top-Talent könnte der neue João Cancelo werden

Lewis kommt aus dem Vorort Bury im Großraum Manchester, einer Stadt, die bereits zahlreiche gute Kicker hervorgebracht hat.

Doch im Gegensatz zu seinen aus Bury stammenden Kollegen Gary und Phil Neville wechselte er nicht zu Manchester United, sondern zu Manchester City. Nach seinen Jahren in der Jugend-Akademie hat er es nun bis in die erste Mannschaft geschafft.

"Es begann damit, dass mein Freund mir ein Probetraining organisiert hat, als ich etwa sieben Jahre alt war", erzählte Lewis einst und führte aus: "Dann haben sie mich für die U8 genommen - und seitdem bin ich bei City."

"Ich bin ein City-Fan, seit ich fünf oder sechs Jahre alt bin. Mein Weg durch die Akademie war einfach nur schön. Den ganzen Weg zu gehen und an diesen Punkt zu gelangen, ist ein Traum", unterstrich der 18-Jährige.

Lewis betonte zudem, dass seine Familie enormen Einfluss auf seine bisherige Karriere hatte. Seit er als kleiner Junge in einer Turnhalle mit seinem Vater kickte, fühlt er sich zum Fußball hingezogen.

"Mein Vater hat mich nicht zu etwas gezwungen, aber er hat mich in die Richtung gelenkt, in die ich gehen sollte", sagte er auf der offiziellen Website von Manchester City.

"Meine Familie hat mein Debüt gesehen. Sie saßen in einer Loge und ich konnte sie sehen. Als ich sie danach getroffen habe, habe ich gedacht: 'Ich habe hart dafür gearbeitet - und sie haben auch hart dafür gearbeitet'. Deshalb sind sie stolz auf mich und ich bin stolz auf sie", sagte Lewis.

Während er City in der vergangenen Saison als U18-Kapitän zum Titel in der Premier League führte, trainierte Lewis auch einige Zeit mit der ersten Mannschaft mit.

Doch erst in der Vorbereitung auf der Sommertour in den USA konnte er im vergangenen Jahr so richtig zeigen, dass er das Niveau für das Team von Pep Guardiola hat. Dort sammelte er seine ersten Minuten für die Profis der Skyblues.

Er beeindruckte mit starken Auftritten gegen Club America und die Bayern. Sein erstes Mini-Highlight: ein Pfostenschuss im Spiel gegen den deutschen Rekordmeister.

Nachdem Zinchenko im Sommer zum FC Arsenal gewechselt war und man mit Cucurella den gewünschten Ersatz nicht bekommen hatte, waren nur noch Kyle Walker und João Cancelo als etablierte Außenverteidiger im City-Kader übrig.

City hat zwar den spanischen Außenverteidiger und Ex-Dortmunder Sergio Gomez von Anderlecht verpflichtet und auch Josh Wilson-Esbrand, der ebenfalls aus der Akademie kam, drängte auf seine Chance, aber Lewis schaffte es trotzdem, sich durchzusetzen.

Im August gab er gegen Bournemouth sein Pflichtspiel-Debüt für die Citizens und saß anschließend gelegentlich auf der Bank, unter anderem beim Champions-League-Sieg gegen Kopenhagen.

Auch im prestigeträchtigen Freundschaftsspiel gegen den FC Barcelona im Camp Nou zeigte Lewis einen überzeugenden Auftritt in der Startelf.

Guardiola ist der Meinung, dass sich seine jungen Spieler am besten entwickeln können, wenn sie in der ersten Mannschaft eingesetzt werden, und er hat mit Lewis' Vorgängern wie Phil Foden und Cole Palmer bereits bewiesen, dass er Talente in der ersten Mannschaft enorm gut fördern kann.

Die Regeländerung, die fünf Auswechslungen erlaubt, hat es dem City-Coach ermöglicht, seinen jungen Spielern mehr Chancen zu geben und gleichzeitig seinen gestandenen Spielern eine Pause zu gönnen.

Lewis nutzt diese Chancen konsequent aus: "Rico hat mir wieder gezeigt, dass wir uns auf ihn verlassen können", sagte Guardiola nach dessen Auftritt gegen Kopenhagen.

Auch aufgrund des Abgangs von João Cancelo zu den Bayern hat Lewis nun anscheinend sehr gute Chancen, sich einen Stammplatz beim englischen Meister zu erkämpfen. Bereits vor dem Abgang des Portugiesen hatte Lewis die Nase vorn und verdrängte Cancelo aus der City-Startelf. Die Aussichten könnten für das Top-Talent daher kaum besser sein.

Von einem guten Außenverteidiger wird heutzutage viel mehr erwartet, als nur den Flügel hoch und runter zu laufen - auch Lewis' ersten Auftritte zeigten das.

England verfügt derzeit über eine Reihe starker, junger, offensiver Außenverteidiger wie Trent Alexander-Arnold vom FC Liverpool und Reece James vom FC Chelsea. Lewis wird bereits zugetraut, eine ähnliche Rolle bei den Three Lions einzunehmen.

Er interpretiert die Rechtsverteidiger-Position gerne sehr offensiv, was in einer Mannschaft wie City, die im Großteil der Spiele enorm viel Ballbesitz hat, besonders wichtig ist.

Doch unter Guardiola ist die Rolle des Außenverteidigers noch komplexer geworden, denn Cancelo und Walker haben gelernt, nach innen zu rücken und als zusätzliche Mittelfeldspieler zu agieren. Auch Lewis hat in Ansätzen, so unter anderem beim 4:2-Heimsieg über Tottenham, gezeigt, dass er diese Rolle sehr gut ausfüllen kann.

Lewis wird dennoch zeigen müssen, dass er auch dauerhaft diese Position besetzen kann, wobei er schon in der Jugend flexibel einsetzbar war. In seiner kurzen Karriere hat er bereits als rechter und linker Außenverteidiger sowie als zentraler Mittelfeldspieler gekickt.

Es ist klar, dass Lewis noch kein kompletter Spieler ist. Er weiß selbst, dass er weiter an seinem Spiel arbeiten muss.

Sein Spielverständnis und seine Entscheidungsfindung werden sich mit wachsender Erfahrung und der Zusammenarbeit mit seinen Teamkollegen stetig verbessern.

Walker zum Beispiel war immer jemand, der jungen Spielern bei der Integration in die Mannschaft geholfen hat. Im Star-Ensemble von Manchester City hat Lewis zahlreiche Spieler um sich, von denen er lernen kann.

"Man sieht nur einen Bruchteil davon auf dem Spielfeld, aber wenn man jeden Tag zum Training kommt, ist es ein Witz, wie gut sie sind", sagte der Teenager über das Training mit der ersten Mannschaft.

"Es sind eher kleine Dinge. Wir machen Einheiten - und wenn sie sehen, dass ich Probleme habe oder mich verbessern kann, geben sie mir einfach kleine Tipps, die viel bewirken. Und die von ihnen zu bekommen, ist einfach unglaublich", machte Lewis deutlich.

Lewis' Ruhe, Kreativität und Flexibilität lassen Vergleiche mit seinem ehemaligen portugiesischen Teamkollegen Cancelo aufkommen. Da er aktuell die einstige Rolle von Cancelo einnimmt, ist das auch kein Wunder.

"Im Spiel kann ich andere Spieler nicht kopieren, weil das nicht realistisch ist, also konzentriere ich mich auf mich selbst", sagte Lewis den Manchester Evening News.

Und auch als Cancelo noch für die Skyblues auflief, sagte der 18-Jährige bereits über den portugiesischen Nationalspieler: "Aber ich schaue mir Cancelo auf jeden Fall an, denn er spielt auf der Außenverteidiger-Position und wechselt manchmal auch ins Mittelfeld, was meinem Auftrag ähnelt."

Lewis hat auch verraten, welche Spieler seine Vorbilder in der Jugend waren: Er nannte in dem Zusammenhang zum einen seinen aktuellen Teamkollegen Kyle Walker und zum anderen den Ex-Barça-Star Dani Alves

Definitiv eine gute Wahl, denn die beiden gehören wohl zu den erfolgreichsten Rechtsverteidigern, die Guardiola im Laufe seiner Trainerkarriere gecoacht hat.

Geduld ist das Schlüsselwort - wie so oft bei jungen Spielern, die gerade erst den Schritt zu den Profis geschafft haben. Dennoch ist Lewis bereits auf einem guten Weg, sich langfristig bei Manchester City zu etablieren.

Phil Foden zum Beispiel war das Aushängeschild für den Erfolg von Citys Jugend und wurde ebenfalls mit Vorsicht behandelt, als viele forderten, dass er fester Bestandteil der ersten Mannschaft werden solle.

Guardiola gab dem Linksfuß eine Chance und inzwischen hat Foden mehr als 200 Spiele für seinen Heimatverein absolviert.

Es werden sich also definitiv weitere Chancen für Lewis ergeben - und wenn er diese weiterhin nutzt, könnte er eine glorreiche Zukunft in Manchester haben.

Passend dazu kam zuletzt auch das Gerücht auf, wonach City mit dem Außenverteidiger verlängern will. Denn Lewis' Vertrag läuft bereits 2024 aus und in seinen 15 Pflichtspielen konnte er definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Zudem wird Walker 35 Jahre alt sein, wenn sein Vertrag 2025 ausläuft. Lewis hat die Chance, sich ins Gespräch zu bringen, um direkt in die Fußstapfen seines einstigen Vorbilds zu treten, sollte dieser den Verein in zwei Jahren verlassen.