Vincent Kompany Bayern 2025Getty

Richtige Lehren, aber eine neue Problemzone: Der FC Bayern München beendet bei Celtic imposant eine Misere

You'll Never Walk Alone - brachial. Die Champions-League-Hymne - brachialer. Die Führung nach 26 Sekunden - am brachialsten. Was sich da anfangs im Celtic Park abspielte, war kaum in Worte zu fassen. Diagnose: Gehörschaden-Gefahr.

Nicolas Kühns vermeintliches Führungstor zählte wegen einer Abseitsstellung aber letztlich nicht. Und dann schaffte der FC Bayern nach und nach, was auf internationaler Bühne kaum eine Mannschaft schafft: Sie brachte den Celtic Park zum Schweigen, sie stoppte das Brodeln des Hexenkessels.

Mit konzentrierter Abwehrarbeit unterbanden die Münchner jegliche Angriffsbemühungen der Gastgeber. Mit geduldigem Kombinationsspiel näherten sie sich der Führung an, die letztlich Michael Olise kurz vor der Pause traumhaft besorgte. Kurz danach verdoppelte Harry Kane. Celtics Fans schwiegen nun weitestgehend, sogar das berühmte Lied in Minute 67 über den Sieg im Europapokal der Landesmeister 1967 war kaum zu vernehmen. Der FC Bayern dominierte nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen.

Nach dem Anschlusstor feierten die Fans von Celtic ein kleines Comeback, aber es reichte nicht. Und so fügte ihnen der FC Bayern die erste Heimpleite seit 35 Spielen, seit Ende 2023 zu. Die Münchner scheinen ihre Lehren gezogen zu haben aus den Pleiten unter ähnlichen Umständen bei Aston Villa, beim FC Barcelona und bei Feyenoord Rotterdam.

  • Sport-Club Freiburg v FC Bayern München - BundesligaGetty Images Sport

    FC Bayern München: Der andere Teil der Wahrheit

    Das ist der eine Teil der Wahrheit. Der andere lautet: Obwohl der Sieg gegen Celtic grundsätzlich hochverdient war, zeigten die Münchner wie schon beim 3:0 gegen Werder Bremen kein Offensiv-Feuerwerk. Außerdem ließen sie in der Schlussphase mal wieder zu viel zu. Raphael Guerreiro gewährte mit einem verheerenden Fehlpass eine Riesenchance, in der Nachspielzeit musste Keeper Manuel Neuer in höchster Not parieren. Wäre der Ausgleich gefallen, hätte es die gleichen Diskussionen wie in Birmingham, Barcelona und Rotterdam gegeben. Gewissermaßen erinnerte der späte Konzentrationsabfall auch an das wilde 4:3 gegen Holstein Kiel.

    "Wir hätten es noch ein bisschen cooler machen können", gab Kapitän Manuel Neuer zu. Der zuletzt stets kritische Joshua Kimmich beklagte, dass seine Mannschaft schon nach 60 Minuten "etwas die Kontrolle verloren" habe. Mit dem "unnötigen Gegentor" nach einer Standardsituation machte sie das Spiel nochmal spannend. Sie wankte, aber sie fiel nicht. Diese Erfahrung sei "gut für den Teamspirit", betonte Kimmich. "Meine Rückschlüsse", sagte Sportvorstand Max Eberl: "Du kannst auswärts gewinnen, du kannst sowas aushalten."

  • Werbung
  • GuerreiroGetty Images

    FC Bayern München: Außenverteidigung wird zur Problemzone

    Abgesehen von der generellen Konfusion beim Gegentor überzeugte in Glasgow vor allem die vielkritisierte Innenverteidigung. Dayot Upamecano wurde von der UEFA sogar zum Spieler des Spiels bestimmt, Eric Dier gefiel einmal mehr als grundsolider Ersatzmann - und bewarb sich erneut für eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags. Verlass war in Glasgow auch auf Mittelfeld-Metronom Kimmich, Sommer-Neuzugang Olise und Torjäger Kane.

    Gleichzeitig entwickelt sich die Außenverteidigung allmählich zur Problemzone. Es ist nicht lange her, da überzeugte links der wiedererstarkte Alphonso Davies und rechts abwechselnd Konrad Laimer und Raphael Guerreiro. Seit Davies' Muskelfaserriss spielt Guerreiro auf seiner eigentlich angestammten linken Seite und reiht dort schwache Auftritte aneinander. Rechts enttäuschte zuletzt Sacha Boey, gegen Celtic strauchelte auch der zuletzt starke Laimer.

    Davies' Comeback wird sehnlichst erwartet - für einen Auftritt am Samstag gegen Bayer Leverkusen dürfte es aber noch nicht reichen. Dann wartet auf den FC Bayern gleich das nächste schwierige Auswärtsspiel. Mit einem Sieg würden die Münchner Leverkusen auf elf Punkte distanzieren. Der volle Fokus könnte dann erstmal auf die Champions League gelegt werden.

    Bereits am Dienstag steigt das Rückspiel gegen Celtic. Um das Statement von Glasgow zu unterstreichen, sollte der FC Bayern die spielerisch doch limitierten Schotten ohne die furchteinflößende Wucht des Celtic Park im Rücken noch klarer besiegen.

  • ENJOYED THIS STORY?

    Add GOAL.com as a preferred source on Google to see more of our reporting

0