Pogba, Reus und Co.: Die Superstars, deren Karrieren unter Verletzungen litten

Am Sonntag stand Paul Pogba erstmals seit seinem Wechsel zu Juventus Turin im vergangenen Sommer wieder in der Startelf. Leider hielt er wegen Oberschenkelproblemen nur 23 Minuten durch. Der Mittelfeldspieler verließ das Spielfeld mit über den Kopf gezogenem Trikot, um seine Tränen der Enttäuschung zu verbergen.

Inzwischen wurde bestätigt, dass eine Saison, die für Pogba nie richtig begonnen hatte, nun schon wieder für ihn vorbei ist. Es wird bei Juve befürchtet, dass der inzwischen 30-Jährige nie wieder der Spieler sein wird, der er in seiner ersten Zeit in Turin war.

Zwar gab es auch taktische Gründe, warum es für den Franzosen bei seinem vorherigen Klub Manchester United nicht rund lief, doch seine Zeit im Old Trafford war auch von regelmäßigen Ausfällen aufgrund von Muskel- und Knöchelproblemen geprägt. Die Blessuren hinderten ihn daran, sich als einer der besten Spieler der Welt zu beweisen - denn dieses Niveau hätte er zweifellos erreichen können.

Natürlich wäre Pogba nicht der erste potenzielle Superstar, der durch Verletzungen daran gehindert wird, sein volles Potenzial auszuschöpfen. GOAL zeigt Euch, wer ebenfalls immer wieder Rückschläge verkraften musste.

  • Yoann Gourcuff injured Lyon 2010Getty

    Yoann Gourcuff

    Nachdem Yoann Gourcuff Bordeaux 2009 zum Double aus Meisterschaft und Pokal geführt hatte, bezeichnete L'Équipe den offensiven Mittelfeldspieler als "Le Successeur", den "Nachfolger" von niemand geringerem als Zinédine Zidane.

    Sogar einer von 'Zizous' ehemaligen Mannschaftskameraden stimmte dieser Einschätzung zu. "Ich fühlte mich krank, als Zidane zurücktrat", gab Christophe Dugarry zu. "Gourcuff zu sehen, hat mich dann wieder geheilt." Leider gab es aber kein Heilmittel für Gourcuffs psychische und körperliche Probleme.

    Als er in Bordeaux groß aufspielte, war er bereits bei der AC Mailand gescheitert, weil es "Probleme mit seinem Verhalten" gab, so Paolo Maldini, der dem Franzosen vorwarf, sich nicht integrieren zu wollen.

    Nach seinem Wechsel nach Lyon im Jahr 2010 wurde Gourcuff von vielen Verletzungen geplagt, von denen einige angeblich psychosomatisch waren. Einige seiner Trainer und Teamkollegen waren von der Schwere einiger dieser Blessuren nie ganz überzeugt. So verletzte er sich beispielsweise an der Hand, als er von Alexandre Lacazette abgeklatscht wurde. Und er verstauchte sich den Knöchel, als er mit seinem Hund Gassi ging.

    Am Ende hörte eines der größten Talente mit 34 Jahren auf - nachdem er mehr als ein Jahr ohne Verein gewesen war.

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  • Abou Diaby Arsenal Sunderland Premier League 2005-2006Getty

    Abou Diaby

    Sowohl die Anhänger des FC Arsenal als auch die Fans in Frankreich waren von der Form von Abou Diaby während seiner ersten sechs Monate in Nord-London bei den Gunners begeistert. Alle glaubten, sie hätten "den neuen Patrick Vieira" entdeckt.

    Leider kam Diaby nie auf dieses Niveau. Beim 3:0 in Sunderland im Mai 2006 wurde der Mittelfeldspieler in der Nachspielzeit von Dan Smith völlig unnötig hart gefoult. Diaby blieb schreiend auf dem Rasen liegen, denn er hatte sich einen schweren Knöchelbruch zugezogen, der drei Operationen und eine achtmonatige Reha erforderlich machen sollte.

    Diaby feierte schließlich im Januar 2007 sein Comeback - aber nicht mehr auf demselben Niveau wie vorher. Danach war er mehr als die Hälfte seiner verbleibenden Zeit bei Arsenal verletzt. Sein ehemaliger Trainer Arsene Wenger erklärte anschließend beIN Sports, dass die Hoffnungen seines Landsmanns, ganz nach oben zu kommen, durch "ein Killer-Tackling" zerstört worden seien.

  • Alex Ferguson Louis Saha Manchester United 2004Getty

    Louis Saha

    Sir Alex Ferguson gab offen zu, dass er Louis Saha von Fulham vor allem deshalb verpflichtet hatte, weil der Franzose jedes Mal, wenn er gegen Manchester United antrat, "uns ein Bein stellte".

    "Von allen Mittelstürmern, die wir hatten", schrieb der legendäre Trainer später in seiner Autobiografie, "wenn man über ihr Talente spricht (beidfüßig, gut in der Luft, Sprungkraft, Schnelligkeit, Kraft), war Saha einer der besten. Er war eine ständige Gefahr für den Gegner."

    Allerdings nur, wenn er völlig fit war. Saha hatte einen sensationellen Start im Old Trafford und zeigte allen sofort, warum United 15,5 Millionen Euro für seine Dienste bezahlt hatte: In seinen ersten 14 Einsätzen erzielte er sieben Tore.

    Doch dann häuften sich die Verletzungen. Saha fühlte sich so schlecht, dass er sich mehrmals per SMS bei Ferguson für sein ständiges Fehlen entschuldigte. Der Coach hatte viel Verständnis für Saha, erlaubte ihm aber schließlich 2008, zu Everton zu wechseln.

    Ferguson erklärte: "Der Grund, ihn zu verkaufen, war, dass ich, egal wie talentiert er war, nie mit ihm planen konnte."

  • Jack Wilshere Arsenal 2008Getty

    Jack Wilshere

    Am 8. Juli 2022 gab Jack Wilshere sein Karriereende bekannt. Das Ausnahmetalent, das im Alter von nur 16 Jahren sein Debüt für Arsenal gegeben und damit den Rekord von Cesc Fabregas gebrochen hatte, war gezwungen, mit nur 30 Jahren aufzuhören.

    Wilshere war mehr als ein Jahrzehnt lang "aktiv", hatte sich aber in Wahrheit nie ganz von dem Knöchelbruch erholt, den er sich 2011 in einem Freundschaftsspiel vor der Saison zugezogen hatte.

    Nach mehr als einem Jahr Pause blitzte das Talent des Spielers auf, den Fabio Capello als "die Zukunft" des englischen Fußballs bezeichnet hatte, manchmal noch auf. Aber eigentlich kämpfte Wilshere ständig um Form und Fitness. Schließlich durfte er Arsenal 2018 ablösefrei verlassen - was noch undenkbar gewesen war, als er als giftiger Teenager mit seinem wunderbaren Passspiel das Emirates begeisterte.

    Später beklagte Wilshere: "Ich habe nie mein volles Potenzial als Spieler ausgeschöpft - das weiß jeder. Es ist schwer, das zu akzeptieren."

  • Thiago Alcantara Liverpool injury 2021Getty

    Thiago Alcántara

    Pep Guardiola hat bei seinem Amtsantritt bei Bayern München im Jahr 2013 nur einen einzigen Spieler verpflichtet: Thiago Alcantara. "Thiago - oder nichts", sagte der Katalane den Bayern-Bossen.

    Sein Standpunkt ist leicht nachzuvollziehen: Thiago ist ungeheuer talentiert. Aber er ist auch frustrierenderweise sehr verletzungsanfällig, weshalb Jürgen Klopp 2022 zugab, dass er den spanischen Nationalspieler nicht zu sehr loben wolle, "denn wenn ich das tue, passiert immer etwas". Nämlich eine Verletzung.

    Der Champions-League-Sieger ist zweifelsohne einer der besten Spielmacher seiner Generation, ein faszinierender Mittelfeldspieler, der in der Lage ist, mit jeder Art von Pass aus jeder Position einen Mitspieler zu finden.

    Allerdings ist er auch furchtbar verletzungsanfällig. In nur einer Saison seiner Karriere hat er es geschafft, 30 Ligaspiele zu bestreiten - eine erstaunliche und traurige Statistik, wenn man bedenkt, was er in jedem einzelnen Spiel leisten kann.

  • Mario Gotze Borussia Dortmund 2017Getty

    Mario Götze

    Im WM-Finale 2014 hat Mario Götze vielleicht nicht bewiesen, dass er besser ist als Lionel Messi - wie es der deutsche Nationaltrainer Joachim Low von ihm verlangt hatte -, aber er hat ihn in Rio in den Schatten gestellt, indem er nach seiner Einwechslung den 1:0-Siegtreffer erzielte.

    Damals war der offensive Mittelfeldspieler gerade einmal 22 Jahre alt - er schien eine steile Karriere vor sich zu haben. Doch die Dinge gingen für Götze schnell schief.

    Wie er später zugab, war es ein großer Fehler, Borussia Dortmund im Sommer 2013 in Richtung Bayern München zu verlassen. Noch mehr warf ihn aber eine seltene und zunächst schwer zu diagnostizierende Stoffwechselstörung zurück, die für wiederkehrende muskuläre Probleme verantwortlich war, die seine Spielzeit immer wieder eingeschränkt hatten.

    Trotz der spät gestellten Diagnose und der Rückkehr nach Dortmund konnte Götze, der jetzt bei Eintracht Frankfurt spielt, sein Talent nicht voll ausschöpfen, das Jürgen Klopp einst dazu veranlasste, ihn als den besten jungen Spieler zu bezeichnen, den er je trainiert hat.

  • Adriano InterGetty

    Adriano

    Mit Adriano schien Inter einen Nachfolger für Ronaldo gefunden zu haben. Genau wie sein brasilianischer Landsmann war "der Kaiser" eine beeindruckende Mischung aus Physis und Technik - ein "echtes Tier", wie Zlatan Ibrahimovic schwärmte, "das aus jedem Winkel ein Tor erzielen konnte".

    Leider geriet die Karriere des Stürmers - und auch sein Leben - nach einem fulminanten Start im San Siro aus den Fugen. Der Grund? Verletzungen und der Tod seines Vaters.

    Wie der Stürmer selbst in einem Beitrag für The Players' Tribune so treffend formulierte: "Was ist mit Adriano passiert? Bruder, es ist ganz einfach. Ich habe ein Loch in meinem Knöchel und eines in meiner Seele."

  • MARCO REUS BORUSSIA DORTMUNDGetty Images

    Marco Reus

    Marco Reus wurde nach Marco van Basten benannt, was eine rührende Hommage an einen der ganz Großen des Fußballs war. Aber vielleicht war es auch ein böses Omen, da die Karriere des Niederländers durch Verletzungen schnell beendet wurde.

    Tatsächlich hat Reus, obwohl er mit 33 Jahren immer noch spielt, sogar noch mehr Pech als sein Namensvetter, denn die ständigen Verletzungsprobleme haben ihn daran gehindert, auch nur annähernd das Beste aus seinem unglaublichen Talent zu machen.

    Der Offensivspieler verpasste eine Reihe von wichtigen Turnieren und erlebte beim BVB eine Verletzung nach der anderen. Während einem seiner vielen Ausfälle gab Reus bei GQ zu: "Ich würde alles Geld hergeben, um wieder gesund zu sein, um meinen Job machen zu können, um das zu tun, was ich liebe: Fußball spielen."

    "Als Spitzenspieler verdienen wir eine Menge Geld, aber manchmal zahlen wir dafür einen hohen Preis mit unserer Gesundheit." Reus ist wohl der beste Beweis für diese traurige These.

  • Michael Owen Liverpool Leeds injury 1999 Getty

    Michael Owen

    Owen war erst 21 Jahre alt, als er den Ballon d'Or gewann. Und er rechnete damals fest damit, noch mindestens einen weiteren zu gewinnen. Doch selbst in einer Phase seiner Karriere, in der er auf dem besten Weg war, alle Rekorde im englischen Fußball zu brechen, hatte der pfeilschnelle Stürmer eine "Heidenangst" davor, mit vollem Tempo zu laufen, nachdem er sich zwei Jahre zuvor in einem Spiel gegen Leeds einen Muskelfaserriss zugezogen hatte.

    Später gab er zu, dass er an jenem schicksalhaften Abend an der Elland Road lieber einen Beinbruch erlitten hätte, da die körperlichen und seelischen Narben leichter wegzustecken gewesen wären.

    "Als ich mir das erste Mal den Oberschenkel gezerrt habe, war es vorbei", sagte Owen BT Sport. "Ich war vorher schnell, ging steil, lief an Gegenspielern vorbei. Das war ich als Spieler - kein Vergleich zu den letzten sechs Jahren."

    Fairerweise muss man sagen, dass er dann immer noch ein ziemlich guter Stürmer war, nur eben nicht mehr so gut wie das Teenager-Talent, das bei der WM 1998 in Frankreich mit einem der besten Alleingänge aller Zeiten für offene Münder gesorgt hatte.

  • Ronaldo Inter Lazio 1998 UEFA Cup finalGetty

    Ronaldo

    Zwei Ballons d'Or, ein Goldener Schuh in Europa, ein WM-Titel - Ronaldo hatte eine großartige Karriere. Aber sie hätte noch besser sein können, denn der Stürmer hätte noch besser sein können, zumindest über einen längeren Zeitraum. Er war gerade einmal 23 Jahre alt, als er sich bei Inter die erste von zwei schweren Knieverletzungen zuzog, die ihn zusammengerechnet rund drei Spielzeiten lang außer Gefecht setzten.

    Ronaldo erholte sich zwar - aber nicht vollständig. Bei der WM 2002 war er mit acht Toren der beste Torschütze für Brasilien, das den Titel holte. Doch der Spieler, der 2003 nach seinem Hattrick im Old Trafford mit stehenden Ovationen gefeiert wurde, war nicht mehr derselbe "Fenomeno", der den großen Alessandro Nesta im UEFA-Pokal-Finale 1998 völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Der ehemalige Lazio-Verteidiger nannte den Abend "die schlimmste Erfahrung meines Lebens" - und das war leicht nachzuvollziehen.

    Mit seinem Tempo, seiner Kraft und seinen Tricks war diese 98er-Version von 'R9' einfach nicht zu stoppen, der wohl beste Mittelstürmer aller Zeiten. Bei allem, was er später doch noch erreicht hat, darf man sich trotzdem manchmal fragen, was ohne die beiden Knieverletzungen für ihn noch möglich gewesen wäre.

  • Marco van Basten Netherlands Soviet Union European Championship 1988Getty

    Marco van Basten

    Marco van Basten ist eine Legende, der wohl kompletteste Neuner der Fußballgeschichte. Er war sowohl ein toller Torjäger als auch einer, der tolle Tore machte - auch von wichtigen Treffern, wie sein unfassbarer Volleyschuss im EM-Finale 1988 für die Niederlande gegen die Sowjetunion zeigte.

    Im August 1995 kündigte van Basten jedoch seinen Rücktritt wegen einer immer wieder aufbrechenden Knöchelverletzung an. Er war damals erst 30 Jahre alt, hatte aber schon seit zwei Jahren nicht mehr gespielt. Dem holländischen Stürmer hatte die Blessur im Grunde seine besten Jahre geraubt.

    Ein weinender Fabio Capello sagte über den Mann, der dem AC Mailand unter Arrigo Sacchi zu zwei Europapokalsiegen verholfen hatte: "Sein vorzeitiger Rücktritt war ein tödliches Unglück für ihn - und für den Fußball."