RB Salzburg verliert Trainer, Sportdirektor und Schlüsselspieler: Der Umbruch aller Umbrüche

Umbrüche ist man bei RB Salzburg längst genauso gewöhnt wie Anfeindungen gegnerischer Fans. In diesem Sommer fällt der Umbruch aber noch extremer aus als in den vergangenen Jahren. Diesmal verlassen nämlich nicht nur ein Haufen Spieler sowie der Trainer Salzburg, diesmal verabschiedet sich gleichzeitig auch der Sportdirektor.

17 Jahre lang war Christoph Freund die große Konstante: Routiniert moderierte er einen Umbruch nach dem anderen,stets hatte er schon frühzeitig für entsprechenden Talente-Nachschub gesorgt. Sowohl auf dem Platz als auch an der Seitenlinie. Die aktuelle Transferperiode ist aber seine letzte,ehe er am 1. September zum FC Bayern München wechseln wird.

Bei der Bekanntgabe von Freunds Abschied ging man in Salzburg noch fest von Matthias Jaissles Verbleib aus. Einen Tag vor dem ersten Meisterschaftsspiel der Saison wechselte der Trainer aber überraschend nach Saudi-Arabien,wo er bei Al-Ahli fürstlich entlohnt wird. Salzburg kassiert immerhin eine Ablösesumme von kolportierten drei bis vier Millionen Euro.

Während Freunds Wechsel in Salzburg auf Verständnis stieß, sorgte Jaissles überstürzter Abschied für Empörung. In seiner zweijährigen Amtszeit gewann der 35-jährige Deutsche zwar drei von vier nationalen Titel und führte Salzburg erstmals ins Champions-League-Achtelfinale. Anders als Vorgänger wie Marco Rose oder Jesse Marsch wirkte er aber deutlich distanzierter, unnahbarer. Der fragwürdige Abschied passt da ins Bild.

  • Matthias JaissleAl Ahli Twitter

    Struber und Seonbuchner verkörpern den "Salzburger Weg"

    Beim 2:0-Auftaktsieg gegen den SCR Altach am Samstag betreuten Jaissles ehemalige Co-Trainer Florens Koch und Alexander Hauser die Mannschaft.Fester Nachfolger wird mit Gerhard Struber ein alter Bekannter. Jahrelang arbeitete der 46-Jährige einst in verschiedenen Rollen in Salzburg, ehe er sich als Cheftrainer mäßig erfolgreich beim Wolfsberger AC, dem FC Barnsley und RB New York probierte.

    Vorgestellt wurde Struber bei einer Pressekonferenz am Montag, an der auch Geschäftsführer Stephan Reiter und der designierte Freund-Nachfolger Bernhard Seonbuchner teilnahmen. Sie bilden das neue Führungsduo. Reiter ist seit 2017 im Amt, Seonbuchner arbeitet seit 2010 für Salzburg. Zuletzt fungierte der 40-jährige Deutsche als Sportlicher Leiter des Kooperationsklubs FC Liefering.

    Bei den Verpflichtungen von Seonbuchner und Struber war stets von der "Fortsetzung des Salzburger Wegs" die Rede. "Struber hat sein Handwerk beim Klub bzw. in diesem Umfeld gelernt und trägt unsere Spielidee damit also quasi im Herzen", sagte Seonbuchner. Tatsächlich ist Struber sogar der erste gebürtige Salzburger auf der Trainerbank seit dem Red-Bull-Einstieg im Jahr 2005. Die neuen Verantwortungsträger verfügen über sogenannten Stallgeruch, kennen die Spielphilosophie und das Konzept des Klubs bestens. Trotz des Umbruchs aller Umbrüche herrscht somit gewissermaßen auch Kontinuität.

    Strubers Aufgabe ist es nun, eine neue Mannschaft aufzubauen. Auch in diesem Sommer verließen etliche Schlüsselspieler den Klub: Keeper Philipp Köhn zog es zur AS Monaco, Mittelfeldmotor Nicolas Seiwald zu RB Leipzig und auch die drei besten Torschützen der vergangenen Saison verabschiedeten sich. Benjamin Sesko ebenfalls nach Leipzig, Junior Adamu zum SC Freiburg und Noah Okafor zur AC Milan.

    RB Salzburg: Die Abgänge in diesem Sommer

    SpielerPositionNeuer KlubAblösesumme
    Benjmain Sesko (20)SturmRB Leipzig24 Mio. Euro
    Nicolas Seiwald (22)MittelfeldRB Leipzig20 Mio. Euro
    Noah Okafor (23)SturmAC Milan14 Mio. Euro
    Philipp Köhn (25)TorAS Monaco10 Mio. Euro
    Junior Adamu (22)SturmSC Freiburg6 Mio. Eur
    Oumar Diakité (19)SturmStade Reims2,5 Mio. Euro
    Antoine Bernede (24)MittelfeldFC Lausanne-Sport2,2 Mio. Euro
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  • Gerhard Struber, 2023getty

    RB Salzburg: Es gibt Hoffnungsträger - aber kaum Österreicher

    Rund 79 Millionen Euro nahm Salzburg durch Transfers ein, dem Gegenüber stehen Ausgaben in Höhe von 24,3 Millionen. Investiert wurde selbstverständlich in die Zukunft. Für sechs Millionen kam der dänische Mittelfeldspieler Mads Bidstrup (22) vom FC Brentford, in der Jugend hatte er zeitweise in Leipzig gespielt. Jeweils rund fünf Millionen kosteten der serbische Linksverteidiger Aleksa Terzic (23) von der AC Florenz und sein Landsmann Petar Ratkov, ein 19-jähriger Stürmer vom FK TSC Backa Topola.

    Die größten Hoffnungen ruhen aber auf bereits akklimatisierten Talenten, die schon Erfahrungen in Liefering oder bei den Profis gesammelt haben. Beispielsweise auf dem serbischen Innenverteidiger Strahinja Pavlovic (22), dem kroatischen Mittelfeldspieler Luka Sucic (20) dem israelischen Regisseur Oscar Gloukh (19), dem ivorischen Stürmer Karim Konaté (19) oder dem bosnischen Rechtsverteidiger Zlatko Dedic (20). Dedic trug beim Bundesliga-Auftakt in Abwesenheit des verletzten Routiniers Andreas Ulmer (37) sogar die Kapitänsbinde.

    Anders als in den vergangenen Jahren verfügt Salzburg aktuell aber über keine vielversprechenden österreichischen Talente. Der nächste Konrad Laimer, Xaver Schlager oder Nicolas Seiwald ist eher nicht in Sicht. Im 33 Spieler umfassenden Kader befinden sich insgesamt nur sechs Österreicher. Unter den 22 beim FachportalTransfermarktmit den höchsten Marktwerten bewerteten Salzburgern ist mit Dijon Kameri nur ein Einheimischer. Die einzige echte Identifikationsfigur Ulmer beendet im kommenden Sommer seine Karriere.

  • Oscar Gloukh, 2023getty

    RB Salzburg: Hochbrisantes Duell im ÖFB-Cup

    Trotz des Umbruchs auf allen Ebenen gilt Serienmeister Salzburg in Österreich einmal mehr als großer Titelfavorit. Die Wiener Klubs SK Rapid und FK Austria kämpfen mit sich selbst, gefährlichster Herausforderer dürfte Sturm Graz sein.

    Im ÖFB-Cup wartet in der anstehenden zweiten Runde Ende September mit Austria Salzburg unterdessen ein hochbrisantes Los, erstmals in der Geschichte treffen die Stadtrivalen aufeinander. 2005 hatte Red Bull die geschichtsträchtige Austria übernommen und Namen sowie Farben geändert. Die treuen Fans gründeten ihren Klub daraufhin neu.

    Aus den Niederungen des Amateurfußballs kämpfte sich die Austria anschließend bis in die zweithöchste Liga, stieg nach finanziellen Problemen aber direkt wieder ab. Aktuell spielt sie in der drittklassigen Regionalliga West. Die Ablehnung des Konstrukts RB ist bei der Austria auch 18 Jahre nach der Übernahme ungebrochen: Bei der Auslosungs-Verkündung wurde auf den klubeigenen Kanälen auf die Abbildung des RB-Logos verzichtet.

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