Emre Can ging mit einem breiten Grinsen an Bord, Sebastien Haller zeigte lässig das Victory-Zeichen: Die gut gelaunten und wild entschlossenen Spieler von Borussia Dortmund wollen ihren Matchball in Mailand nutzen - für Selbstzweifel ist trotz der Personalsorgen in der Abwehr kein Platz. "Für solche Spiele leben wir", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und gab damit die Richtung für den Showdown im Giuseppe-Meazza-Stadion vor.
Mit einem Sieg beim 19-maligen italienischen Meister AC Mailand am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) würde die Mannschaft von Trainer Edin Terzic Bayern München und RB Leipzig ins Achtelfinale der Champions League folgen - und Zusatzeinnahmen von rund zehn Millionen Euro generieren. "Das wird eine heftige Aufgabe. Aber wir kennen die Tabellensituation und wollen dort eine schöne Geschichte schreiben", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl vor dem Start des Sonderflugs EW1909.
Der erkrankte Nationalspieler Niklas Süle blieb allerdings in Dortmund, Nico Schlotterbeck plagt sich mit einer leichten Erkältung herum und fehlte beim Abschlusstraining am Montagabend. Sein Einsatz entscheidet sich am Spieltag. Das gilt auch für Marcel Sabitzer (muskuläre Probleme). Die zuletzt krank fehlenden Offensivspieler Karim Adeyemi und Haller dürften hingegen zur Verfügung stehen.
Ungeachtet des Personals schwor Kehl den Spitzenreiter der kniffligen Gruppe F auf einen heißen Tanz ein: "Ich kenne das Stadion ganz gut, es wird emotional aufgeheizt sein. Da müssen wir von der ersten Minute an wach sein."
Im Gegensatz zur Liga gelang das dem BVB in der Königsklasse zuletzt ganz gut. Torhüter Gregor Kobel blieb dreimal in Folge ohne Gegentor, auch im Hinspiel gegen Milan (0:0). "Wir werden alles investieren, um die Null zu verteidigen", versprach Terzic und fügte an: "Wir dürfen uns nicht erlauben, viele Fehler zu machen. Milan hat eine herausragend gute Mannschaft."
Aber neben der Chance auf das Achtelfinale ist auch das Risiko groß. Verliert der BVB im Stadtteil San Siro droht vor dem letzten Gruppenspiel gegen Paris St. Germain der Sturz auf Platz drei. Daran wollte Kapitän Can in seinem grauen Champions-League-Anzug aber nicht denken. "Wir stehen vorne in der Tabelle, wir brauchen uns nicht zu verstecken", sagte der Nationalspieler, auch bei Kehl überwog die "große Vorfreude".
Das Gesicht aus der Liga sollten die Schwarz-Gelben am Dienstag aber nicht zeigen. Elf Gegentore und nur einen Sieg lautet die ernüchternde Bilanz der vergangenen vier Begegnungen. Daher werde man versuchen, "aggressiv zu sein und es ihnen nicht leicht zu machen", versicherte Can. (SID)