Die Leihe von Mathys Tel zu den Spurs ist ein Transfer-Meisterstück von EberlImago Images

Perfekter Bayern-Deal: Warum die Tel-Leihe zu Tottenham ein Meisterstück von Eberl ist

Am Ende konnten alle zufrieden sein. In der Nacht von Montag auf Dienstag endete für den FC Bayern München und Mathys Tel eine Transfer-Saga doch noch mit einem Happy End für alle Seiten - oder geht tatsächlich eine Partei als Verlierer aus dem Deal hervor? Der Wechsel aus drei Perspektiven.

Unbekannte FIFA-Regel, deftige Absage, spektakuläre Wende: So landete Tel bei den Spurs

  • Mathys Tel wechselt zu Tottenham Hotspur: Ein nahezu perfekter Bayern-Deal

    Kurz vor Ende der Wintertransferperiode ist Max Eberl und Christoph Freund ein echtes Meisterstück gelungen. Bankdrücker Tel ist vorerst von der Gehaltsliste, es herrscht Klarheit im Kader, der junge und zweifelsfrei hochtalentierte Spieler wird dringend benötigte Spielzeit bekommen.

    Und ganz nebenbei hat man als Verein bei den ganzen Querelen in den vergangenen Wochen hat man auch in der Öffentlichkeit ein klares und gutes Bild in der Handhabung und Kommunikation der Causa abgegeben, ohne Tel letztendlich zu vergraulen oder vor den Kopf zu stoßen.

    Ja, der erst 19-jährige gilt nicht ohne Grund als eines der größten Stürmer-Talente in Europa. Das stellte er in seiner Anfangszeit unter Thomas Tuchel mit zahlreichen starken Joker-Einsätzen- und Toren unter Beweis. Aber: die Konstanz, dies weiter unter Vincent Kompany zu zeigen, fehlte. Tel bekam durchaus (wenn auch deutlich weniger) Bewährungschancen unter dem Belgier, doch erzielte dabei keinen einzigen Treffer in 14 Spielen (458 Einsatzminuten).

    Somit drohte Tel eine Rückrunde, die sich größtenteils auf dem Trainingsplatz und auf der Bank abspielen würde. Nun bekommt er Spielpraxis - und das in einer der besten Ligen der Welt. Auf allerhöchstem Niveau also. Und die Bayern? Die können sich nun zurücklehnen und Tels Entwicklung beobachten.

    Im schlimmsten Fall - sollte Tel die Spurs nicht so von sich überzeugen können, dass sie die Kaufoption in Höhe von 60 Millionen wirklich ziehen - kehrt Tel im Sommer an die Säbener Straße zurück. Mit mehr Einsatzminuten, Spielpraxis und dem nach wie vor ungebrochenen Willen, sich beim Rekordmeister durchsetzen zu wollen. Das hatte der Spieler über seinen Berater stets in der Öffentlichkeit und hinter verschlossenen Türen in Richtung der Bayern-Bosse kommuniziert.

    Im besten Fall aber, zieht Tottenham die Kaufoption und beschert den Bayern damit einen historischen Geldregen - und zwar zusätzlich zur satten Leihgebühr von bis zu zehn Millionen Euro, die von London nach München überwiesen wird. Nie hat der Rekordmeister mehr Geld für einen Spieler eingenommen, sollte Tel im Sommer fest verpflichtet werden. Und das Geld kann der FC Bayern aktuell dringender gebrauchen als einen hochveranlagten, aber deutlich unter Kompany mit seiner Rolle fremdelnden Spieler.

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  • FC Bayern hat eine größere Problemzone

    Eberl und Co. haben aktuell - und das berechtigterweise - größere Aufgaben zu lösen, als auf den nächsten Entwicklungsschritt beim Franzosen zu warten. Da wäre der auslaufende Vertrag von Joshua Kimmich, die nach wie vor nicht fixierte Verlängerung mit Jamal Musiala - und die problematische Situation auf den Flügelpositionen.

    Dort wird und will der FC Bayern im Sommer tätig werden, angesichts der inkonstanten und teils schwachen Darbietungen von Leroy Sané und Serge Gnabry. Dass Kingsley Coman, den die Bayern im Sommer schon abgeben wollten, aktuell leistungstechnisch vor den beiden deutschen Nationalspielern steht, spricht Bände. Und dass Tel dennoch die Nummer fünf in der Flügel-Hackordnung unter Kompany darstellte, tut das ebenfalls.

    Die 60 Millionen Euro, die die Bayern bei einem Tel-Verkauf im Sommer bekommen, würde den finanziellen Spielraum für Eberl und Freund deutlich erhöhen. Ein Spielraum, in dem Transfers von beispielsweise die im Raum stehenden Personalien Jamie Gittens, Nico Williams oder Xavi Simons realisierbarer erscheint. Das kleine Risiko, einen kommenden Offensiv-Star zu verlieren und sich in ein paar Jahren nachsagen lassen zu müssen, für Tel noch zu wenig bekommen zu haben, ist verkraftbar.

    Transfer-Note: 1,5

  • Mathys Tel wird auf Leihbasis den FC Bayern Richtung Tottenham verlassenGetty Images

    Tottenham Hotspur in Not: Bayern-Star Tel soll großes Problem lösen

    Für die kriselnden Spurs (Platz 14 mit 14 Punkten Rückstand auf das internationale Geschäft) war die Verpflichtung eines neuen Offensivspielers ein absolutes Muss in der Wintertransferperiode. Dominc Solanke fällt noch verletzt aus, Timo Werner ebenfalls, Richarlison erlebt eine furchtbare Saison mit vielen Verletzungen und wenig Ausrufezeichen. Insofern war der Tel-Transfer ein No-Brainer für Spurs-Boss Daniel Levy und Trainer Ange Postecoglu.

    Besonders der Grieche soll - neben Bayern-Star Harry Kane - Tel in einem persönlichen Gespräch zum Umdenken bewegt haben, doch nach London zu kommen. Der Franzose spielt demnach eine große Rolle in den Planungen des Trainers und wird aller Voraussicht nach direkt als Stammkraft eingeplant werden.

    Sollten die Pläne von Postecoglu mit Tel aufgehen, dieser überzeugen und am Ende für 60 Millionen Euro bei den Spurs landen, könnte man in ein paar Jahren von einem absoluten Steal sprechen. Einige Konjunktive, aber auch viele Chancen.

    Transfer-Note: 2

  • FC Bayern München v TSG 1899 Hoffenheim - BundesligaGetty Images Sport

    Bayern-Abschied: Mathys Tel trägt das größte Risiko

    Er wollte lange Zeit nicht weg, dann doch - aber nur auf Leihbasis. Am Ende bekam Tel seinen Willen, der ihm angesichts seiner schwindenden Perspektive unter Kompany jedoch eher aufgezwungen wurde.

    Für ihn hat sich die Situation zunächst einmal verbessert und die Tür für eine Rückkehr zum FC Bayern, um dort im Sommer mit frischem Selbstvertrauen doch zu einem Schlüsselspieler zu werden, ist nicht gänzlich verschlossen.

    Tel wird nun in der zweiten Saisonhälfte deutlich mehr Chancen bei den Spurs bekommen, als bei den Bayern. Doch angesichts der Spurs-Krise steigt auch der Druck auf den 19-Jährigen. Tel wird erstmals in seiner Karriere damit konfrontiert werden, konstant abliefern zu müssen. Dass er dazu in der Lage ist, muss er noch beweisen.

    Zudem besteht für ihn das Risiko, dass der, der ihn mit seiner Planung von einem Wechsel überzeugt hatte, womöglich nicht mehr lange in Amt und Würden steht, sollte sich die Lage von Tottenham in der Liga nicht drastisch verbessern.

    Immerhin: Drei Chancen auf einen so lang ersehnten Titel haben die Spurs noch. Im FA Cup, in der Europa League und im League Cup sind sie noch vertreten. Die größte Chance könnte schon am Donnerstag jedoch schon wieder dahin sein. Dann steht das Rückspiel im League-Cup-Halbfinale gegen Liverpool an (Hinspiel 1:0 für Tottenham). Womöglich wird das Gastspiel an der Anfield Road gleich auch zu Tels erster Bewährungsprobe.

    Transfer-Note: 2,5

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