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Per TikTok-Video zum BVB: Wie Jordi Paulina in nur zehn Monaten richtig durchstartete

Zweitrundenspiele im Pokal – das, was für erfahrene Profis so etwas wie lästige Abend-Pflichtübungen bei schlechtem Wetter sind, sind für Jordi Paulina einschneidende Erlebnisse und Duelle, die eine Karriere so richtig in Gang bringen können.

Am Dienstag feierte der 20-Jährige für Borussia Dortmund im Zweitrunden-Pokalspiel beim VfL Wolfsburg (0:1) in der Verlängerung sein Profi-Debüt. Der Name Jordi Paulina dürfte vorher nur den wenigsten Fußball-Experten ein Begriff gewesen sein. Dass er sich aber überhaupt in einem Zweitrunden-Pokalspiel dem großen Publikum in Deutschland vorstellen durfte, hat mit einem Zweitrunden-Pokalspiel im Oktober 2023 in den Niederlanden zu tun – und einem TikTok-Video.

  • An Pokal-Sensation gegen Ajax beteiligt

    Denn vor einem Jahr lief Jordi Paulina noch für USV Hercules in Utrecht auf, einen Viertligisten in Holland. Das allerdings nicht als Profi, sondern nur neben seinem Psychologie-Studium in Amsterdam. Das Schicksal wollte es dann so, dass der Amateurklub für die zweite Pokal-Runde mit Ajax Amsterdam das berühmte große Los zog und kurz vor Weihnachten im Stadion des großen FC Utrecht, für den Paulina in der Jugend gespielt hatte, gegen den niederländischen Rekordmeister antrat.

    Paulina erwischte einen sehr guten Abend gegen Ajax – und USV Hercules insgesamt einen überragenden: 3:2 schlug der Außenseiter den Favoriten, Paulina lieferte eine Torvorlage. Vom eigenen Spiel war er auch einigermaßen angetan, sodass er einen Zusammenschnitt seiner besten Szenen auf TikTok hochlud. "Ich hab das nur zum Spaß gemacht und hatte ja keine Ahnung, was dann passiert", sagte Paulina dem niederländischen Fußball-Magazin Voetbal International.

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    Paulina: "Er hätte mir auch irgendeinen Scheiß erzählen können"

    Rund 700.000 Aufrufe bekam der Clip – und sofort meldeten sich bei ihm Dutzende von Beratern, die das Talent mit wilden Versprechen ködern wollten. Paulina wartete aber erst einmal ab und forderte von den Agenten, dass sie sich mit konkreten Optionen und nicht mit irren Ideen bei ihm melden sollten. Einer, der sich ernsthaft für Paulina interessierte, war Makram Naceur, ein deutsch-tunesischer Spielerberater. "Ich dachte mir 'Wie kann ein Amateurkicker mit so viel Selbstvertrauen gegen solch hochbezahlte Profis spielen?'", erzählte Naceur.

    Er ließ seine Kontakte spielen und meldete sich zwei Wochen später wieder bei Paulina: "Er hat mir dann erzählt, dass er für mich Probetrainings bei Borussia Dortmund und Werder Bremen organisiert hat", blickte Paulina zurück. "Ich konnte das nicht glauben und habe daran gezweifelt, ob das Ganze überhaupt seriös ist", sagte der Niederländer, "er hätte mir ja auch irgendeinen Scheiß erzählen können."

    Mit einem noch etwas mulmigen Gefühl machte sich Paulina bald auf nach Dortmund – um dort zum ersten Mal in seinem Leben seinen neuen Berater zu treffen. Das Probetraining beim BVB war zu seiner Erleichterung aber kein Fake. "Ich kam dort in die Kabine und die war fünfmal so groß wie die bei Hercules, mit Sauna, Whirlpool und so weiter", staunte Paulina. Bei der U23, bei der sich der Mittelfeldspieler zeigen durfte, war er es aber, der beeindruckte. "Die Einheiten liefen ganz ordentlich. Ich hab einige Tore gemacht", erzählte Paulina.

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    Jordi Paulina: Vertragsunterschrift nach viel Muskelkater

    Damit untertrieb er gewaltig. "Der Sportdirektor ist sofort zu mir gekommen und hat gesagt 'Der Junge ist großartig'. Sie wollten ihn schon nach zwei Tagen haben, aber das habe ich Jordi erst nach der Woche dort erzählt", lachte Naceur. Für Paulina war die Umstellung vom Amateurfußball auf das Niveau der U23 des BVB jedoch nicht so leicht, wie es in den Trainingseinheiten aussah: "Ich hatte unglaublich viel Muskelkater – in Muskeln, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie überhaupt habe", grinste er.

    Nach einigen Wochen Wartezeit durfte Paulina schließlich im Mai den ersten Profivertrag seines Fußballer-Lebens beim BVB unterschreiben. Auf die Frage, ob er sich mit guten Leistungen in der Dortmunder Reserve für die erste Mannschaft empfehlen könne, sagte er damals noch: "Ich weiß nicht, ob das realistisch ist. Das finde ich aber selbst heraus. Ich werde auf jeden Fall hart dafür arbeiten." Diese harte Arbeit zahlte sich am Dienstag aus, als den Schwarz-Gelben angesichts der vielen Verletzungen und des vollgepackten Programms in Wolfsburg die Spieler ausgingen.

    Ob die acht Minuten bei der Pokal-Pleite nun der nächste große Karriereschritt für Jordi Paulina sind, werden erst die kommenden Monate zeigen. "Wenn nicht, dann steht immer noch Dortmund in meinem Lebenslauf. Und das ist ja auch nicht so ganz verkehrt", lachte er. Dass er es mit einem einzigen TikTok-Video in die Erste des BVB schaffen wird, dürfte er sich beim Hochladen des Clips mit Sicherheit nicht einmal erträumt haben.

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