Beim Bestaunen der Schusskünste eines Phil Foden oder des Torriechers des Ex-Dortmunders Erling Haaland ging ein Aspekt während des Champions-League-Duells zwischen dem BVB und Manchester City etwas unter: Mit Omar Marmoush saß beim 4:1 ein City-Spitzenverdiener abermals mehr als 85 Minuten auf der Bank.
AFPOmar Marmoush setzt gerade die seltsame Tradition der teuren Ex-Stürmer von Eintracht Frankfurt fort
Der Ägypter schoss im vergangenen Jahr im Dress von Eintracht Frankfurt für eine Hinrunde die Bundesliga kurz und klein und avancierte dann im Januar zum teuersten Bundesliga-Wintertransfer der Geschichte. Kolportierte 75 Millionen Euro überwiesen die Engländer an die SGE.
Nach einem starkem Start bei den Citizens stellt sich bei Marmoush mittlerweile die Frage: Braucht er nach seiner Knieverletzung einfach noch Zeit, um sich wieder in der hochdekorierten Startelf von Trainer Pep Guardiola festzuspielen oder wird der 26-Jährige doch noch Teil eines seltsamen Eintracht-Fluchs?
Nennt man Sebastien Haller, Luka Jovic, Andre Silva und Randal Kolo Muani nämlich in einem Atemzug, fallen schnell ein paar Parallelen auf: Alle sind Stürmer und haben im Trikot der Eintracht für Spektakel gesorgt. Bis auf Silva (etwa 23 Millionen Euro) bekamen die Hessen für jeden Spieler mindestens 50 Millionen Euro Ablöse. Dann jedoch: Alle haben nach außerhalb von Frankfurt in ihren Leistungen früher oder später ziemlich abgebaut, um nicht zu sagen: enttäuscht.
Getty Images SportErling Haaland überschüttete Omar Marmoush mit Lob
Bei Marmoush, dessen Jahresgehalt sich in England auf 18,3 Millionen Euro beläuft, deutete zunächst rein gar nichts darauf hin, dass er sich in diese "Tradition" einreihen könnte. Nachdem der Offensivkünstler bis zum Winter 2024/25 für die Frankfurter saisonübergreifend in 46 Bundesligaspielen unglaubliche 27 Tore und 16 Vorlagen abgeliefert hat, feierte der ägyptische Nationalspieler Ende Januar gegen den FC Chelsea sein Premier-League-Startelfdebüt und wurde mit Lob überschüttet.
"Ich denke, in der ersten Halbzeit konnte man sehen, dass er etwas Besonderes hat. Das ist offensichtlich der Grund, warum wir ihn gekauft haben", erklärte Erling Haaland damals. "Es geht darum, ihm Selbstvertrauen zu geben. Er wird ein fantastischer Spieler für uns sein."
Der Norweger verknüpfte dies gleichzeitig mit Erwartungen an seinen neuen Sturmkollegen: "Er hatte eine unglaubliche erste Saisonhälfte für Eintracht Frankfurt. Hoffentlich wird er für uns die gleiche zweite Saisonhälfte spielen."
AFPMarmoush-Hype gipfelte im ersten Hattrick seiner Karriere
Etwa drei Wochen später fand der Hype einen neuen Höhepunkt. Beim 4:0 über Newcastle United erzielte Marmoush den ersten Hattrick seiner Karriere und verzauberte die City-Fans auf dem offensiven linken Flügel an der Seite von Spielern wie Ilkay Gündogan oder Foden.
"Es fühlt sich verrückt an - ich habe endlich das Gefühl, dass ich bei diesem Klub angekommen bin", schwärmte der 26-Jährige. "Ich habe mich an all die harte Arbeit und die Schwierigkeiten erinnert, die ich auf dem Weg zu einem der größten Klubs der Welt durchgemacht habe."
Der 75-Millionen-Euro-Mann nannte diesen Erfolg "eine Belohnung für all meine Bemühungen" und sicherte sich prompt den Spielball. Pep Guardiola blieb dagegen eher nüchtern in seiner Analyse: "Wir wussten, dass er früher oder später treffen würde, er ist eben ein guter Finisher. Aber jetzt schauen wir mal, wie er mit den ganzen Komplimenten umgeht."
Getty Images SportDer Saisonbeginn lief nicht nach Omar Marmoushs Vorstellungen
Dies hinderte den Tempodribbler nicht daran, eine überzeugende erste Halbserie für die Skyblues zu spielen. Sieben Treffer und zwei Assists standen nach 16 Ligapartien zu Buche.
"Es ist sehr schön, hier zu sein. Es ist eine sehr schöne Stadt und der Klub ist riesig. Englisch ist meine zweite Sprache, daher fällt es mir hier leichter. Die Leute im Klub und die Mitarbeiter, wir sind alle eine große Familie", bilanzierte er und verglich die deutsche und englische Liga: "Mit dem Druck ist es für mich einfacher, weil die Spieler, die mit mir spielen, eine höhere Qualität haben. Der größte Unterschied ist die Intensität. Die ist hier höher als in Deutschland. Jedes Team kann jede andere Mannschaft schlagen."
Die hohe Qualität seiner Mitspieler wurde Marmoush Mitte August zum Start in die aktuelle Spielzeit allerdings gewissermaßen zum Verhängnis. Am 1. Spieltag vertraute sein Trainer auf den vorderen Flügeln auf Jeremy Doku und Oscar Bobb, während im Zentrum Haaland immer unersetzlich war und sein wird.
Erst als die Begegnung bereits zu Gunsten der Citizens entschieden war, durfte Marmoush für gut 25 Minuten ran. In den beiden Ligaspielen danach gab Guardiola dem Ex-Frankfurter jeweils die Chance, von Beginn an zu spielen. Die Bilanz: Null Punkte und 1:4 Tore - selbstredend nicht die alleinige Schuld des Stürmers, aber eben auch kein Bewerbungsschreiben im Duell mit seinem Konkurrenten Doku.
Getty Images SportSchafft es Omar Marmoush zurück in die Startelf von ManCity?
Der nächste Rückschlag folgte bei einem Länderspiel gegen Burkina Faso. Bereits nach neun Minuten musste der Ägypter das Feld mit einer Prellung des Kniebandes verlassen und fiel über einen Monat aus.
Im Ligabetrieb und in der Champions League wartet Marmoush nun seit Ende August auf sein Startelf-Comeback. Natürlich ist es aufgrund der Knieverletzung noch zu früh, um zu prognostizieren, dass der Torjäger nun zum Bankdrücker in Guardiolas Mannschaft wird. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass City nach dem vorerst letzten Spiel Marmoushs von Beginn an 13 Partien absolviert hat und nur einmal als Verlierer vom Platz gegangen ist.
Doku scheint sich vorerst auf der linken Bahn festgespielt zu haben. Kam der 23-jährige Belgier in der Vergangenheit noch zu oft ausschließlich über sein irres Tempo, ergänzt er sein Spiel mittlerweile auch mit klugen Pässen und besserer Entscheidungsfindung.
Darüber hinaus ist auch Savinho ein zentraler Bestandteil im Spiel des spanischen Coaches, zudem kommt Foden immer näher an seine Bestform heran, wie seine beiden Treffer gegen den BVB untermalt haben. Immerhin hat Guardiola zuletzt betont, dass es "so schön" sei, Marmoush wieder im Kader zu haben.
Diesem bleibt derzeit also nichts anderes über, als auf seine Chance zu warten und diese dann zu nutzen. Nur dann bleibt er die Ausnahme in der seltsamen Tradition der teuren Frankfurter Ex-Stürmer.



