Auf seinem Trikot prangte die Rückennummer 2026, als Serge Gnabry unter dem Jubel von rund 20.000 Fans in die Münchner Allianz Arena einlief. Dann rief der damals 27-Jährige: "Ich freue mich, dass ich meinen Vertrag hier verlängert habe." Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn sagte in einer begleitenden Pressemitteilung: "Serge Gnabry ist mit seiner spektakulären Spielweise ein Spieler, für den die Fans ins Stadion kommen." Man benötige "internationale Topspieler wie ihn, um unsere großen Ziele zu erreichen".
Imago ImagesObwohl er einer der größten Verlierer der Klub-WM war: Darum winkt Serge Gnaby beim FC Bayern jetzt eine große Chance
Vor genau drei Jahren war das, bei der Saisoneröffnung im Sommer 2022. Seitdem hat sich einiges getan. Kahn ist längst entlassen und fungiert neuerdings als TV-Experte. Die "großen Ziele" verpasste der FC Bayern, statt sechs Titeln gab es in diesem Zeitraum nur zwei. Und Gnabry selbst erfüllte die in ihn gesteckten Erwartungen nicht - weder unter Julian Nagelsmann, noch unter Thomas Tuchel oder Vincent Kompany.
Während sein Gehalt anstieg, ging die Anzahl seiner Scorerpunkte zurück. In der vergangenen Saison kam Gnabry in 47 Pflichtspieleinsätzen auf lediglich 16 Torbeteiligungen. Mit einem Jahressalär von bis zu 19 Millionen Euro zählt er seit seiner Verlängerung aber zu den absoluten Topverdienern. Aus dem Stammspieler und Fanliebling wurde nach und nach ein überbezahlter und vielkritisierter Streichkandidat.
Serge Gnabry schwört dem FC Bayern erneut die Treue
Nun steht Gnabry vor einer wegweisenden Saison: Sein 2022 unterschriebener Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Vor zwei Wochen feierte er seinen 30. Geburtstag. Das ist traditionell der Zeitpunkt, an dem ein Profi vom besten Fußballeralter in den Herbst seiner Karriere wechselt. Der Zeitpunkt, an dem er sich Gedanken über den berühmten letzten großen Vertrag machen muss.
Diese wegweisende Saison wird Gnabry auf jeden Fall beim FC Bayern verbringen. Ungeachtet etwaiger Verkaufsüberlegungen seines Arbeitgebers beteuerte er wie schon vergangenen Sommer erneut frühzeitig, dass er keinen Wechsel anstrebe. Es sei für ihn "nichts Neues", dass er beim FC Bayern als Verkaufskandidat gelte, sagte er bei der Klub-WM. "Das geht schon seit drei Jahren so." Also eigentlich seit seiner Verlängerung. "Ich fühle mich wohl bei Bayern. Es macht super viel Spaß, Teil der Mannschaft zu sein."
Die Münchner Bosse haben sich mit seinem neuerlichen Verbleib mittlerweile angefreundet und planen ihn für die kommende Saison fest ein. Gnabry muss diese Saison nutzen, um sich entweder für eine aktuell eher unwahrscheinliche Vertragsverlängerung beim FC Bayern oder einen anderen Topklub zu empfehlen.
Getty Images SportFC Bayern: Kommt nach Luis Diaz auch noch Nick Woltemade?
Welche exakte Rolle Gnabry fortan einnehmen wird, hängt stark davon ab, ob nach Luis Diaz auch noch der zweite Wunschspieler Nick Woltemade verpflichtet wird. Sollte der 23-Jährige vom VfB Stuttgart - oder eine Alternative zu ihm - kommen, wird es Gnabry schwer haben.
Diaz dürfte auf links erstmals genauso gesetzt sein wie Michael Olise auf rechts. Um die Rolle als erster Vertreter des 75 Millionen Euro teuren Kolumbianers muss sich Gnabry mit Kingsley Coman duellieren und ist dabei eher Außenseiter. Rechts soll hinter Olise vor allem Toptalent Lennart Karl Einsatzchancen bekommen. Harry Kane ist im Sturmzentrum unumstritten. Bleibt die Zehn, das Revier von Jamal Musiala. Doch der fällt wegen seines Wadenbeinbruchs wohl mindestens für die gesamte Hinrunde aus. Nach den Abgängen von Thomas Müller und Leroy Sane herrscht aktuell eine Vakanz.
Wenn Woltemade kommt, dürfte die Position erst einmal ihm zufallen. Nach Musialas Genesung wäre er dann in Personalunion erste Alternative für den Sturm und die Zehn. Aktuell herrscht jedoch absoluter Stillstand bei den Transferbemühungen. Für Gnabry ist das eine große Chance. Auch mangels Alternativen ist er bis auf Weiteres ziemlich automatisch gesetzt und kann zumindest mal die Vorbereitung nutzen, um sich zu empfehlen.
Serge Gnabry enttäuschte in der Nations League und bei der Klub-WM
Hoffnungen machen Gnabry diesbezüglich auch Erinnerungen an den vergangenen Sommer. Damals bot sich ihm in der Vorbereitung eine ähnliche Chance - und er nutzte sie. Während die Nationalspieler urlaubten, überzeugte Gnabry, der die Heim-EM verletzt verpasst hatte, den damals neuen Trainer Vincent Kompany mit starken Leistungen. Der Lohn war ein Stammplatz zum Saisonstart und ein DFB-Comeback im Oktober.
So schnell sein Aufwind gekommen war, so schnell flaute er aber wieder ab - auch aufgrund von Verletzungsproblemen. Nach vielen durchwachsenen Monaten steigerte sich Gnabry erst in der Schlussphase der Bundesliga-Saison wieder, ehe er sich mit ganz schwachen Eindrücken in den Sommerurlaub verabschiedete.
Beim Finalturnier der Nations League legte er im Halbfinale gegen Portugal einen desaströsen Joker-Auftritt für die deutsche Nationalmannschaft hin. Bei der Klub-WM bekam er aufgrund der angespannten Personalsituation zwar reichlich Spielzeit auf dem linken Flügel und im Sturm. In drei von fünf Spielen stand er in der Startelf, bei den anderen beiden wurde er zur Pause eingewechselt. Enttäuschte dabei aber auf voller Linie. Die Ausbeute: ein Assist gegen die Amateure von Auckland City. Gnabry verließ das Turnier in den USA als einer der größten Bayern-Verlierer.

